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Paula Kussmaul laesst nicht locker

Paula Kussmaul laesst nicht locker

Titel: Paula Kussmaul laesst nicht locker
Autoren: Klaus Kordon
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sie unter Katjas und Jennys verdutzten Blicken auf den Küchentisch. »Ich will mein Geld zurück.«
    Gleich stellte Jenny das Radio ab. »Ist dir 'n Omnibus durchs Gehirn gefahren? Wo sollen wir die Knete denn hernehmen? Sollen wir klauen gehen?«
    »Ich brauch das Geld.« Paula blieb stur. Wieso sollte sie zwei solchen Lästerziegen denn Geld leihen? Die standen ihr nicht bei, also würde sie ihnen ab jetzt auch nicht mehr beistehen. Und wenn sie tausend süße T- Shirts als Superduperknupersonderangebote gesehen hatten.
    Katja versuchte es auf die sanfte Tour. »Also weißt du, Paulchen! Du darfst uns nicht böse sein. Das Ganze war doch wirklich sehr komisch. Außerdem war alles deine Schuld. Hättest du gesagt, dass du den Jungen gefunden hast, wäre das alles ja gar nicht passiert.«
    »Ich brauch mein Geld.«
    »Ja doch!«, schimpfte Jenny. »Du kriegst es ja. Aber doch nicht jetzt. Erst beim nächsten Taschengeld. Oder wenn Oma Moni wieder kommt. Bis dahin kannst du mich auf den Kopf stellen, es fällt nichts raus.«
    »Ihr könnt euch ja gegenseitig was leihen.«
    Au, das war gut! Was die beiden Schwestern jetzt für Gesichter machten! Zwei, die beide nichts hatten, liehen sich gegenseitig, was sie nicht hatten!
    »Scherzkeks!« Katja war es, die als Erste lachen konnte. Aber es war kein fröhliches Lachen. Sie schämte sich mal wieder dafür, bei ihrer kleinen Schwester Schulden zu haben.
    Jenny staunte nur: »Riskierst 'ne ganz schöne Lippe für dein Alter.« Und sie wollte noch mehr sagen, um Paula endgültig davon zu überzeugen, dass bei Katja und ihr vorläufig nichts zu holen war. Paula aber wollte gar nichts mehr hören und ließ die Schwestern einfach stehen. Sie hatte ihren Triumph gehabt und sie würde ihn noch weiter auskosten dürfen. Jedes Mal, wenn die Schwestern wieder ihre Lästermäuler aufklappten, würde sie von nun an mit den Schuldzetteln winken: »Hier, liebe Tanten! Gebt nur nicht so an. Ein Silberblick ist keine Goldmine.« Katja und Jenny würden ihre Schulden ja auch vom nächsten Taschengeld nicht bezahlen können. Da mussten schon Oma Moni, Opa Rudi, Oma Reni und Opa Wolfgang gemeinsam antanzen und jeder ein paar Scheine auf den Tisch legen, damit es für diese vielen Schuldzettel reichte.
    In ihrem Zimmer wartete schon Linus. Mit schuldbewusster Miene sah er Paula an, und dann gestand er ihr, dass er sie nur verraten hatte, weil sie am Abend zuvor so gemein zu ihm gewesen war. »Du hast mich angeschwindelt ... Und ... und ... du spielst nie mit mir! Und gestern Abend ... da habe ich ... wirklich gedacht ...« Er musste mit den Tränen kämpfen.
    Diesen Anblick hielt Paula nicht lange aus. Gleich sagte sie, was die Mutter gesagt hatte: »Brauchst dich nicht zu entschuldigen. Hast alles richtig gemacht. Jedenfalls aus deiner Sicht.«
    Das mit der »Sicht« verstand Linus nicht. Aber dass Paula ihm nicht mehr böse war, hatte er mitbekommen. Seine Augen füllten sich mit neuer Hoffnung. »Vielleicht spielen wir ja doch mal zusammen Detektiv?«
    »Vielleicht«, antwortete Paula nur und legte Katjas und Jennys Schuldzettel in ihren Elefanten zurück. Sie hatte längst wieder anderes im Kopf: Enno! Jetzt musste sie zu Enno gehen und ihm alles erklären. Wusste sie denn, ob er am Morgen, als er noch so müde gewesen war, alles richtig kapiert hatte? Vielleicht hielt er sie ja für eine Verräterin. Und – noch viel wichtiger! – hatte er seinen Eltern alles so erzählt, wie es wirklich gewesen war?
    Paula klingelte bei Fühmanns, bis sie einsehen musste, dass tatsächlich niemand zu Hause war. Ärgerlich darüber, dass sie nun nicht mit Enno reden konnte, stieg sie die Treppe wieder hinab, lehnte sich in die Haustürnische und beobachtete die Straße. Vielleicht war Enno ja nur einkaufen und kam jeden Augenblick zurück.
    Doch Enno kam nicht. Dafür hielt schon nach kurzer Zeit ein Auto vor dem Haus – und der Vater stieg aus! Kaum hatte Paula ihn gesehen, stürzte sie schon auf ihn zu. Bis sie plötzlich ganz überrascht stehen blieb: Der Vater war auf der Beifahrerseite ausgestiegen. Wer saß denn noch im Auto?
    »Paulchen!«, rief der Vater, der gleich beide Arme ausgebreitet hatte. »Was ist denn? Hat dir irgendwer den Strom abgestellt?«
    Nur langsam ging Paula weiter auf den Vater zu, und als er sie in die Arme nahm und im Kreis herumschwenkte, sah sie auf der Fahrerseite eine Frau aus dem Auto steigen. Sie war fast so groß wie der Vater und trug eine Stoppelfrisur. Das
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