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Paula Kussmaul laesst nicht locker

Paula Kussmaul laesst nicht locker

Titel: Paula Kussmaul laesst nicht locker
Autoren: Klaus Kordon
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gleich wieder eingestiegen.
    Paula kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Nicht nur, dass der Junge mit seiner langen Hose und dem blauen Pullover viel zu dick angezogen war für einen solchen Hitzetag, er hielt auch noch einen hölzernen Vogelkäfig in der Hand. – Und in diesem Gitterkasten hockte ein riesiger, knallbunter Papagei!
    Der Mann, sicher sein Vater, tätschelte dem Jungen die Schulter, als wollte er ihn über irgendwas hinwegtrösten, und sagte etwas zu ihm. Der Junge aber senkte den Kopf nur noch tiefer und schien jeden Augenblick losheulen zu wollen. Allein der Papagei wirkte gut gelaunt. Er flatterte in seinem Käfig herum, als wollte er endlich heraus aus diesem viel zu engen Reisegefängnis.
    Auch die Frau sagte etwas zu dem Jungen. Doch der kuckte nur weiter so beleidigt. Es war eindeutig: Der zog nicht gern um.
    Glücklich, dass nun doch noch etwas passiert war – und dazu noch etwas so Spannendes! –, machte Paula sich im Hauseingang breit. Wenn die drei ins Haus wollten, mussten sie an ihr vorüber. Mal sehen, was das für welche waren! Vielleicht behandelten sie Kinder wie Haustiere oder wie Legosteine ...
    Die blonde Frau und der schnurrbärtige Mann nahmen den Jungen in ihre Mitte und kamen auf Paula zu. Sofort öffnete sie ihnen die Haustür. An ihr sollte es nicht liegen, sie war jederzeit zu neuen Freundschaften bereit.
    »Danke schön und guten Tag!« Die blonde Frau lächelte Paula freundlich zu und hielt ihr sogar die Hand hin. »Ich heiße Evelyn Fühmann. Und du?«
    »Paula!« Mann, war die nett! Das hatte Paula ja noch nie erlebt, dass eine Erwachsene sich bei ihr vorstellte.
    Auch der schnurrbärtige Mann gab Paula die Hand. »Michael Fühmann. Und das hier, der junge Mann mit dem langen Gesicht, ist unser Enno.«
    Zögernd hielt Paula auch diesem Enno die Hand hin. Doch er nahm sie nicht, kaute nur auf seinem Kaugummi herum und kuckte sie an, als hätte ihm gerade erst jemand in seinen Kakao gekackt.
    Verlegen staunte Paula den Papagei an. »Der ist aber schön. Wie heißt er denn?«
    »Manolito«, sagte Frau Fühmann.
    »Guten Tag, Manolito!« Vorsichtig hielt Paula einen Finger an den Käfig.
    Der Papagei sah sie einen Moment lang nur an – dann zwinkerte er ihr plötzlich zu. Überrascht fuhr Paula zurück. Hatte sie sich das bloß eingebildet? Oder hatte der bunte Vogel vielleicht rein zufällig in diesem Moment sein Augenlid runtergeklappt? Aber nein! Da! Schon wieder! Er zwinkerte ihr zu, als wollte er sagen: He, Kleine! Du gefällst mir!
    Herr Fühmann musste lachen. »Du darfst ihm nicht böse sein. Irgendwer hat ihm das beigebracht und nun macht er's immer wieder.«
    »Zwinkert er allen Leuten zu?«
    »Nein, nur Frauen und Mädchen. Eine schlechte Angewohnheit, die wir ihm leider nicht abgewöhnen können.« Frau Fühmann seufzte belustigt. »Aber sollen wir deswegen mit ihm schimpfen? Er weiß ja gar nicht, was er da tut.«
    Dieser Manolito gefiel Paula. Nicht nur, dass er so herrlich bunt war, er wirkte auch sehr vergnügt. Am liebsten hätte sie ihn gleich in ihr Zimmer mit hoch genommen, um ein bisschen mit ihm zu spielen. Mit einem so schönen Papagei waren die großen Ferien ganz bestimmt nicht langweilig.
    »Ich glaube, Manolito gefällt's in Bakenburg.« Herr Fühmann freute sich. »Ganz im Gegenteil zu seinem besten Freund.« Nachdenklich blickte er seinen Sohn an.
    Auch Paula kuckte wieder diesen Kaugummikauer an. Er war etwas kleiner als sie und sehr dunkelhaarig, aber etwa gleich alt. »Vielleicht kommst du ja in unsere Schule«, sagte sie. »In welche Klasse gehst du denn?«
    »Er kommt in die vierte«, antwortete Frau Fühmann für ihren stummen Sohn.
    »Ich auch«, sagte Paula, ahnte aber schon, dass das diesen Enno nicht interessieren würde. Er kaute nur noch wilder auf seinem Kaugummi herum und dann trugen die Möbelleute auch schon den ersten Schrank ins Haus. Alle mussten beiseite treten, und Herr und Frau Fühmann nickten Paula nur noch einmal freundlich zu, bevor sie mit ihrem Enno – und Enno mit seinem Manolito-Käfig – die Treppen emporstiegen.
    Das also war sie, die erste Begegnung zwischen Paula und Enno. Ein Langweiler, dieser Kaugummi kauende Papageien-Besitzer, dachte Paula. Mit Mike Persicke, der zuvor in der Fühmann-Wohnung gewohnt hatte, hatte sie zwar auch öfter Ärger gehabt – er war ein Angeber, wusste immer alles besser –, aber wenigstens konnte sie mit ihm reden. Dieser Enno hatte seinen Mund ja nur zum Kauen. Kuckte sie
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