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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James
Autoren: Gruene Weihnacht
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Simons
Rücken, unser kleiner Mann Noah, der wohl nicht schlafen
konnte und deshalb mitten in der Nacht in das Zimmer seines
Bruders geschlichen war. Noah, das dritte und letzte Mitglied
dieser kleinen Generation von McKinleys. Das Wunderkind,
das uns schon mit seiner bloßen Ankunft überraschte und uns
seither immer und immer wieder zum Staunen gebracht hat.
Aber, wie Lee so schön sagte – denn so nenne ich ihn inzwischen,
auch in Gedanken –, hier draußen sind wir alle Wunder, jeder
Einzelne von uns.
Vorsichtig hebe ich Noah hoch und bringe ihn wieder in sein
eigenes Bett in seinem Zimmer auf der anderen Seite des Flurs.
Dann lasse ich mich im Wohnzimmer in einen Sessel sinken
und sitze einfach nur im Halbdunkel, um alles auf mich wirken
zu lassen.
Sarah. Elizabeth. Simon. Noah. Sarah. Elizabeth. Simon. Noah.
Erst als ich schließlich nach einer ziemlichen Weile mein lächelndes Spiegelbild in einer großen Silberschüssel entdecke,
die auf dem Kaminsims steht, gehe ich wieder ins Bett.
Wenn ich nicht der glücklichste Mensch auf Erden bin, dann
möge Gott den segnen, der es ist.
    Eins noch.
Am diesjährigen Weihnachtstag zog ich los auf den Golfplatz.
Ich hatte das nicht etwa geplant, doch als ich an diesem
    Morgen vor die Tür trat, um die »Tribune« von der Treppe
aufzulesen, und dabei feststellte, dass die Temperatur bereits
früh morgens nur ein paar Grad unter null lag, schien es einfach genau das Richtige zu sein, und sei es nur, um meine
Dankbarkeit für die Initialzündung zu zeigen, die meine
Golfrunde vor genau einem Jahr ausgelöst hatte.
    Wieder schien der Chicagoer Winter Weihnachten zu verschlafen – das Quecksilber kletterte den ganzen Vormittag –,
und als ich schließlich kurz nach Mittag meinen großen,
weinroten BMW auf den Creekview Country Club steuerte,
war es auf milde drei Grad über null gestiegen. Eine Zeit lang
blieb ich neben meinem Auto auf dem leeren Parkplatz stehen,
machte ein paar Gymnastikübungen und ließ in dem gleißenden Licht meine Gedanken schweifen. Ich kam mir vor wie ein
Seehund, der sich auf einer Eisscholle in der Sonne aalt.
    Schließlich machte ich mich zum 17. Loch auf, und als ich
mich bückte, um den Tee-Stift in den Boden zu stecken, befiel
mich ein so heftiges Déjà-vu, dass ich beinahe umgekippt wäre.
    Es wurde noch stärker, als ich anfing zu spielen.
War mein Drive letztes Jahr nicht genau hinter dieser
Sprinklerdüse liegen geblieben? War ich mit meinem Eisen 7
nicht präzise an dieser Stelle auf dem Grün gelandet? Habe ich
dieses abgemagerte rote Eichhörnchen nicht schon einmal irgendwo gesehen?
Wieder stand ich vor einem Zwei-Meter-achtzig-Putt zum
Eagle. Und wieder sah ich die Puttlinie so deutlich, als wäre sie
auf das kurz geschorene Gras gemalt. Wieder schlug ich den
Ball todsicher mitten ins Loch.
Und wieder spielte ich – oder wiederholte ich, ganz wie Sie
wollen – die Runde meines Lebens. Wenn etwas anders war,
dann vielleicht, dass ich diesmal insgesamt ein bisschen besser
spielte, da ich nach einem Jahr auf der Tour und massiver Hilfe
von Earl nicht mehr gleich die Nerven verlor, wenn ich mal ein,
zwei Schläge unter Par lag.
Allerdings waren das hier mehr als ein, zwei Schläge unter
Par. Eagles waren an diesem Weihnachtstag nicht gerade eine
vom Aussterben bedrohte Spezies in Chicago – bei den ersten
vier Löchern hatte ich schon zwei davon –, und als ich die
zweiten neun Löcher anging spürte ich, dass ich den Platzrekord von 62 brechen würde, eine Marke, die ich verbissen anpeilte, seit mich mein Großvater vor fast einem halben Jahrhundert zum ersten Mal auf diesen Platz mitnahm.
Als ich nur noch die 15 und die 16 zu spielen hatte (Sie erinnern sich, ich hatte bei der 17 angefangen), lag ich schon bei elf
unter Par. Um den Rekord zu brechen, brauchte ich nur noch
auf Par zu spielen. Dann schaffte ich ein Birdie auf der 15. Jetzt
konnte ich mir auf der 16 sogar ein Bogey leisten, und dabei
war dies die kürzeste und leichteste Par-4-Bahn des ganzen
Kurses.
Fröhlich vor mich hin pfeifend bückte ich mich, um meinen
letzten Abschlag dieses Jahres aufzuteen. Doch als ich mich
wieder aufrichtete, fegte ein Windstoß meine Pebble-Beach-Kappe in die Luft, und als ich herumfuhr, um sie
wieder einzufangen, sah ich genau dieselbe Weihnachtsdekoration über dem nahe gelegenen Haus schweben, die mich vor
einem Jahr so abrupt aus meinen Träumereien gerissen hatte.
Wieder einmal angelte ich panisch nach meiner Uhr.
Als ich die
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