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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James
Autoren: Gruene Weihnacht
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auch wieder nicht.
Und direkt hinter ihm stand Sarah, hob ihren neuen Ring
hoch und formte mit den Lippen ein »Wunderschön!«.
Ich machte mich zu den Bäumen auf, um meinen verfluchten
Ball zu suchen.
KAPITEL 37
M
ir war schon klar, dass es kein schöner Anblick sein würde,
    aber dann bemerkte ich Rosi, wie er umständlich um meinen
Ball herumtrippelte, als ob es sich um radioaktive Kacke handelte, den Kopf schüttelte und mit gedämpfter Grabesstimme
etwas in seinen Kopfhörer flüsterte. Sobald ich mit Earl jedoch
nahe genug herankam, um den Schaden selbst begutachten zu
können, sah ich, dass ich noch keineswegs geliefert war. Ich saß
nur ziemlich in der Tinte.
    Das ist ein Unterschied.
Obwohl da ein Grüppchen saftiger Kiefern zwischen meinem
Ball und dem Fairway stand, blieb eine kleine Öffnung, gerade
mal einen Meter breit, zwischen dem dritten und dem vierten
Baum, und wenn es mir irgendwie gelang, einen harten, flachen Draw durch dieses Loch hindurch zu schlagen, dann
konnte ich nicht nur auf das Fairway zurück, sondern sogar bis
zum Grün kommen.
Würde ich an dieser Stelle meine Erfolgsaussichten, einen
Drive mit Vollgas durch eine Öffnung von der Größe eines
Fensters zu schlagen, als eher unwahrscheinlich einstufen,
dann wäre das noch höflich ausgedrückt.
Aber da Jack und Raymond ihre Bälle bereits ganz schnuckelig mitten auf dem Fairway platziert hatten, nicht einmal hundert Meter von der Fahne entfernt, wäre der Plan, zuerst zur
Seite zu chippen, sowieso einer Kapitulation gleichgekommen.
Dann, sagte ich mir, kann ich ja ebenso gut erst mal den
Bäumen hier etwas einheizen.
Nun ist mir schon klar, dass ich in dieser Geschichte inzwischen bereits meine Ration an Wundern mehr als ausgeschöpft
habe. Wahrscheinlich habe ich sogar ein paar von Ihren auch
noch in Anspruch genommen. Deshalb werde ich das, was jetzt
kommt, nicht als ein weiteres Beispiel göttlicher Intervention
einordnen. Nennen wir es doch einfach den phänomenalsten
Schlag der Golfgeschichte und belassen es dabei.
Während die Zuschauer in morbidem Vergnügen ihre Hälse
reckten, als wären sie aus Gummi, holte ich mit meinem Driver
aus und drosch mit einem Schwung auf den Ball ein, als ginge
es darum, beim Haut-den-Lukas auf dem Jahrmarkt zu gewinnen. Dann hörte ich nur noch kollektives Einatmen der
Menge und wusste, dass das Scheißding in Richtung Grün
segelte.
Ehrlich gesagt war ich dann doch ein wenig enttäuscht, als
ich, zurück auf dem Fairway, feststellen musste, dass der Ball
ein paar Meter zu früh auf einem kleinen Hügelchen ausgerollt
war.
Raymond Floyd war als Nächster dran. Mit einem Schnörkel
im Handgelenk schickte er den Ball im hohen Bogen konstant
haargenau die Fahne anpeilend von seinem Wedge. Der Ball
blieb nach kurzem Rollen knapp zwei Meter vom Loch entfernt
liegen.
Jacks Annäherungsschlag aufs Grün war sogar noch schöner,
so schön, dass in dem Moment, als er herunter kam, mein Herz
gleich mit sank und ich mich mit der Bemerkung »Wir verlieren mit einem Slam-Dunk« zu Earl umdrehte.
»Oh nein«, erwiderte der, die Augen unverwandt auf den
Ball gerichtet.
Einen Moment später stieß der Ball gegen den Locheinsatz
oder die Fahne oder die Stelle, wo beide zusammenkamen, und
zwar so glatt, dass er auf dem schnellen Grün fast neun Meter
weit wegkullerte.
»Der Mistkerl hat ihn doch tatsächlich zu perfekt getroffen!«,
rief Earl bewundernd aus.
KAPITEL 38
I
ch wünsche Ihnen, dass Sie wenigstens einmal im Leben das
    Vergnügen haben, an einem wundervollen Julinachmittag als
einer von drei Führenden in der letzten Runde der US Senior
Open zusammen mit Jack Nicklaus und Raymond Floyd das
18. Fairway von Pebble Beach hinunter zu spazieren.
    Es macht riesigen Spaß.
Als wir schließlich das Grün erreichten, hatten sich sämtliche
Zuschauer, die hergekommen waren, um sich die letzte Runde
anzusehen, auf dem Hang zwischen dem 18. Loch und dem
Clubhaus versammelt und waren kurz vor dem Ausflippen. So
ähnlich muss es auf dem Time Square am 8. Mai 1945, in
Woodstock, als der Regen aufhörte, und bei der Konfettiparade
für die New York Mets nach ihrem Sieg 1969 gewesen sein.
Womöglich habe ich sogar meinen Hut gezogen in der ganzen
Aufregung.
Der Einzige, der auf dieser Welle der Ekstase nicht mitschwamm, war Jack Nicklaus, der gerade drei perfekte Golfschläge hingelegt hatte und trotzdem weit vom Schuss war.
Nachdem sein Ball von Flaggenstock und Locheinsatz abgeprallt war, war er fast zehn Meter
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