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Patricia - Der Kuss des Vampirs

Patricia - Der Kuss des Vampirs

Titel: Patricia - Der Kuss des Vampirs
Autoren: Der Kuss des Vampirs
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Luft ausging.
    Er blickte auf, als sich plötzlich eine alte Frau durch die anderen drängte und dicht zu ihm hintrat. Sie hatte ein großes schwarzes Tuch um sich geschlungen, das ihre gebeugte Gestalt halb verdeckte. Sie musste schon sehr alt sein, aber ihre Finger, die durch Pats Haar und über ihre Wange fuhren, waren zart und fein wie die eines jungen Mädchens. Maximilian hatte die Frau schon zuvor gesehen, unter den anderen. Und er kannte sie gut, wenn auch nicht in dieser Gestalt.
    »Es ist nicht lange her, dass wir uns zuletzt getroffen haben, Gharmond«, sagte sie mit ihrer weichen, wohltönenden Stimme. »Und wie ich sehe, hast du meinen Rat befolgt.« Mitleidig sah sie auf Pat. »Armes Kind, ich hatte sie vor diesem Untier gewarnt, das sich hier unter den Menschen eingenistet hatte. Es war nicht nötig, dass dies geschieht.«
    »Bist du hier, um deinen Triumph auszukosten?«, fragte er bitter.
    Sie hob den Blick und sah ihn ernst an. »Triumph? Aber nein! Und noch ist nicht alles zu Ende. Es liegt an dir, sie zu retten … und auch dich selbst. Sie ist deine Chance, ganz wie ich es dir sagte.«
    »Das kann ich nicht! Es ist gleichgültig, was mit mir geschieht, aber ihr kann ich nicht helfen! Ich habe es versucht, aber es hat nicht… Warte!«
    »Es wird Zeit für mich, zu gehen.« Sie hatte sich umgewandt. Ihre Gestalt schien sich im Gehen zu verwandeln und ihre Füße kaum den Boden zu berühren, als sie davon schritt, leichtfüßig und anmutig wie eine junge Frau.
    Maximilian spürte eine wilde Verzweiflung in sich hochsteigen, die ihm die Kehle zusammenkrampfte. Er stieß einen Mann beiseite, der sich ihm in den Weg stellen wollte, und stolperte ihr mit Pat im Arm nach. »Warte! Bleib hier! Du musst ihr helfen!«
    Sie blieb stehen und sah zurück. Das Tuch war verrutscht und einige Strähnen ihres Haares blitzten hervor. Es war hell, fast weiß und leuchtete wie die Sonne. »Das kann ich nicht, das kannst nur du. Die Liebe ist stärker als die Dunkelheit«, erwiderte sie. »Denk daran, Gharmond. Denk daran, wann der Kuss eines Dämons das Leben bringen kann.« Sie lächelte und zeigte zwei Reihen blendend weißer Zähne, dann wandte sie sich um. Er wollte sie zurückrufen, sie anflehen hier zu bleiben und Pat zu retten, aber da war sie schon verschwunden, aufgelöst in einem Schimmer weißglühender Lichtfunken.
    In diesem Moment erreichte der erste Sonnenstrahl den Vampir. Ein unmenschliches Aufheulen durchbrach das gespannte Schweigen der Leute. Strigon versuchte sich mit aller Macht loszureißen, aber die geweihten Stricke, mit denen Simmons ihn festgebunden hatte, hielten. Rauch stieg von seinem Arm auf, dort, wo der erste Lichtstrahl ihn getroffen hatte. Er wand sich, kreischend, schreiend, während andere Teile seines Körpers zu rauchen begannen. Die Leute starrten entsetzt auf das schreckliche Schauspiel. Einige machten ein Kreuzzeichen, andere knieten hin und beteten. Die Lippen des Pastors bewegten sich ebenfalls tonlos. Er hatte sein Kreuz unter seinem Rock hervorgeholt und hielt es gegen Strigon. Dieser löste sich Stück für Stück in Staub auf. Sein Heulen aber dröhnte den Menschen noch in den Ohren, als er schon längst völlig zerfallen war. Schaudernd blickten sie auf das Häufchen Schmutz, das von ihm zurückgeblieben war. Ein leichter Wind blies hindurch, vertrieb die Reste des Vampirs.
    Maximilian sah ebenfalls hin, aber mit Genugtuung. Strigon - endlich war er tot. Er hatte Antoinette auf dem Gewissen gehabt, viele, viele unzählige mehr und am Ende hatte er es gewagt, Pat zu entführen und zu seinem Geschöpf zu machen. Er würde niemandem mehr das Blut aussaugen oder mit seinem dunklen Schattendasein infizieren. Er war tot. Für immer vernichtet.
    Ebenso tot und vernichtet wie er bald sein würde. Nun, im Grunde durfte er sich nicht beklagen. Er hatte wahrhaftig ein langes Leben gehabt. Eines, das sehr viele Menschenleben lang vom Bösen beherrscht gewesen war. Von Grausamkeit, Herzlosigkeit, Kälte und Dunkelheit. Aber das Schicksal hatte es gut mit ihm gemeint, er hatte noch etwas anderes kennen lernen dürfen. Etwas, dass das Böse in seinem Leben fast ausgelöscht und ihn vergessen hatte lassen. Richtiges Leben. Wärme, Zuneigung und das Licht in Pats Augen. Und Liebe, die stärker war als die Dunkelheit.
    In wenigen Augenblicken war es so weit. »Pat, mein Liebstes«, flüsterte er in ihr Haar, obwohl sie ihn nicht hören konnte. Sie war tot und wäre erst wieder mit dem
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