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Pasta Mortale

Pasta Mortale

Titel: Pasta Mortale
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Präsidium.«
    Die Befragung der Zeugen, die eigentlich keine waren, da sie
ja in den entscheidenden Augenblicken nicht im Speiseraum anwesend gewesen
waren, brachte vorerst keinerlei nennenswerte Hinweise. Lediglich der
Oberkellner sorgte mit dem Hinweis, dass ihn der später verstorbene Gast »die
ganze Zeit über so gierig, ja schließlich sogar zornig angesehen habe«, für
leichte Verwirrung.
    Als bescheidenen Erfolg konnte Heidenreich
immerhin verbuchen, dass er die geschickt getarnte Videokamera entdeckte, mit
der der Raum überwacht wurde. Ein Umstand, der Palinski nicht nur entgangen
war, sondern auch zum Nachdenken brachte. Was war los mit ihm? Früher waren ihm
solche mitunter entscheidenden Details nie entgangen. War es das Alter,
immerhin ging er munter auf seinen 47. Geburtstag zu, oder war es das gute
Leben der letzten Monate, das ihn derart unaufmerksam hatte werden lassen?
    Wie auch
immer, nicht, dass sich Heidenreich und Palinski von der Auswertung des Videomaterials
viel versprochen hätten. Aber da es sonst nichts gab, aus dem sich Hinweise auf
die letzten Minuten im Leben dieses Bastingers erwarten ließen, ruhten alle
Hoffnungen auf irgendwelchen zusätzlichen Erkenntnissen darauf. Außer dem
natürlich, was die Obduktion noch an forensischen Beweisen liefern würde. Und
der Laborbericht. Aber das dauerte halt seine Zeit.
    Inzwischen hatte der Patron des seltsamen Lokals eine Runde
Kaffee für alle Anwesenden geschmissen, der Arsch hatte tatsächlich diese Formulierung
gebraucht. Und das zu einem Zeitpunkt, als der Tote gerade fünf Minuten
abtransportiert worden war und die Beruhigungsspritze für seine bedauernswerte
Begleiterin noch keinerlei Wirkung gezeigt hatte.
    Dabei hatten er und der Chef de Cuisine die ganze
Zeit keine anderen Sorgen, als Inspektor Heidenreich mehr oder weniger direkt
zu beknien, die unangenehme »Geschäftsstörung«, wie der seelisch offenbar
höchst deformierte Eigentümer des ›Desirée‹ den Vorfall von eben nannte, so
diskret wie möglich zu behandeln. Gut, dafür hatte Palinski sogar ein gewisses
Verständnis, welcher Wirt stand schon gerne mit einem verstorbenen Mohnnudelfan
in den Schlagzeilen? Ja, er war sogar so weit, das heutige Testessen zu
vergessen und dem ›Desirée‹ demnächst unter hoffentlich erfreulicheren
Umständen noch eine Chance zu geben.
    Als man ihm
dann aber auf seine Bitte hin, unter den konkreten Bedingungen eine rein
rhetorische Höflichkeit, wie Palinski angenommen hatte, die Rechnung trotz der
Umstände ohne jegliche Skrupel präsentierte und auch nicht die verdammten
Kärntner Mohnnudeln vergessen hatte, immerhin zwölf Euro, war bei Palinski der
Ofen aus. Eine Zeche von 86 Euro für ein Mahl, bei dem nur der Zöbinger
Eiswein dem scheinbar hohen Qualitätsanspruch des Lokals entsprochen hatte, war
an und für sich schon eine Frechheit. Und dazu noch eine männliche Leiche,
mäßig appetitlich und ganz ohne gesonderten Zuschlag. Das war einfach zu viel,
und jetzt war Schluss mit lustig. Der Testbericht würde eine deutliche Sprache
sprechen. Die Frage war nur, wie viele Extrapunkte gab es für eine echte Leiche
zum Dessert?

     
    *

     
    Im inzwischen
renommierten und auch wirtschaftlich erfolgreichen ›Institut für
Krimiliteranalogie‹, das vor mehr als zwei Jahren gegründet worden war, um eine
formaljuridische Basis für die Zusammenarbeit Palinskis mit der Behörde zu
schaffen, schupften Florian Nowotny, karenzierter Polizist und äußerst
talentierter Jusstudent im dritten Semester, sowie Margit Waismeier, die
ungemein kompetente Büroleiterin, das Tagesgeschäft.
    Der Chef, also Mario Palinski himself, war inzwischen auch
als Autor recht erfolgreich. Immerhin waren von seinem Erstlingswerk ›Verdammt
und umgebracht‹ weltweit inzwischen mehr als 350.000 Stück verkauft worden, und
das in acht Sprachen. Damit war er zwar noch kein ganz Großer im
internationalen Literaturzirkus, aber auch kein Niemand mehr. Seit er es Anfang
des Jahres sogar geschafft hatte, in eine Bestsellerliste zu kommen, nur in die
finnische zwar, aber immerhin, und sich auch drei Wochen dort behaupten zu
können, hatte er begonnen, ein wenig abzuheben. Seine Bedeutung zu
überschätzen, komische Dinge zu tun und einer Menge Menschen nicht nur in
seiner Umgebung damit auf die Nerven zu gehen. Vor allem dann, wenn er an einem
neuen Roman arbeitete. Was er praktisch ständig tat, kontinuierlich
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