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Pasta Mortale

Pasta Mortale

Titel: Pasta Mortale
Autoren: Gmeiner-Verlag
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blieb. Dann noch ein krächzend klingender Seufzer, ein letzter. Und das war’s
dann auch schon gewesen. Gott, sah das grauslich aus.
    Für Dorli war der Anblick auf jeden Fall mehr, als
sie ertragen konnte. Bereits nach dem letzten Schnaufer Bastingers hatte die
Frau die Atmung ebenfalls vorübergehend eingestellt. Wenn auch nur für
Sekunden. Diesem selbstmörderischen Instinkt ließ sie kurz nach der Landung des
Schädels auf dem Original Augarten Porzellanteller einen schrillen, lang
anhaltenden Schrei folgen, der den genau zu diesem Zeitpunkt den Gastraum
wieder betretenden Palinski an die jährlich stattfindende Zivilschutzübung
erinnerte. Ja, genau, an den Tag, an dem man zu Mittag alle Sirenen der Stadt
testete.
    Während Frau Doris Nekledar über einem Stuhl des
Nachbartisches zusammenbrach und leise vor sich hin wimmerte, hatten sich auch
der Ober, der Küchenchef und ein weiterer Mann, der sich etwas später
großspurig als ›Patron‹ des Etablissements vorstellen sollte, in der Szene
eingefunden.
    Während sich der Kellner relativ hilfsbereit um
die zitternde Frau kümmerte, wälzten die beiden anderen Männer bereits
Strategien, wie man die Presse am besten von diesem Debakel fernhalten konnte.
Palinski dagegen begab sich zu dem Kopf am Teller und versuchte, den Puls am
Hals zu finden, aber ohne Erfolg. Kein Zweifel, der verfressene Mohnnudelfreund
war tot. Wahrscheinlich war sein total verfettetes Herz angesichts der
gschmackigen Kärntner Spezialität ganz einfach vor Ehrfurcht erstarrt und dabei
geblieben.
    Palinski, dem der Appetit auf Nachtisch gründlich
vergangen war, trat rasch an seinen Tisch und leerte entschlossen das Glas
Zöbinger Eiswein, das da auf ihn wartete. Ein Schnaps wäre ihm in dieser
Situation allerdings lieber gewesen. Dann ging er hinaus, fand schließlich im
Küchenoffice ein Telefon und alarmierte den Notarzt und Inspektorin Franka
Wallner vom Kommissariat Döbling.

     
    *

     
    Nach dem kurzen, aber total verunglückten
Intermezzo mit Inspektor Werner Musch als Chef der Kriminalabteilung am Koat
Döbling war Franka Wallner Anfang April, also vor zwei Monaten zu deren
Leiterin bestellt worden. Die Entscheidung, die Frau des inzwischen zum
Landeskriminalamt versetzten Oberinspektors Helmut Wallner quasi als seine Nachfolgerin
einzusetzen, wurde gelegentlich als nepotistisch bezeichnet. Objektiv durchaus
zu Recht. Da Frau Wallner außerordentlich qualifiziert war und ihre Berufung
von allen unmittelbar und auch nur mittelbar Betroffenen als Glücksfall
angesehen wurde, war dieser Vorwurf aber nur rein akademischer Natur. Ja,
selbst die neue grüne Bezirksrätin hatte keinerlei Grund zu Kritik an der
Bestellung gefunden. Im Gegenteil, Wilma Bachler hatte der ersten Frau an der
Spitze der Döblinger Kripo herzlich gratuliert und viel Erfolg für ihre Arbeit
gewünscht. Palinski, der sich im Rahmen seiner Möglichkeiten stark für Franka
eingesetzt hatte, war nach seinen unangenehmen Erfahrungen mit dem jüngeren
Bruder Manfred Muschs, ja, dem vom Kriminalamt Wien, sehr froh über diese
Entwicklung gewesen.
    Übrigens, der kleine Musch, wie die frühere
Fehlbesetzung noch heute genannt wurde, hatte sich einer neuen Herausforderung
zugewandt. Er war jetzt Sicherheitschef eines neuen Einkaufszentrums im Süden
von Wulkaprodersdorf und damit weiter weg von Döbling, als selbst die
hartnäckigsten Optimisten zu hoffen gewagt hatten.
    Nachdem der Notarzt nur mehr den Tod Hans
Bastingers feststellen hatte können und auf plötzlichen Herzstillstand getippt,
aber auch Fremdeinwirkung als Todesursache nicht ganz ausgeschlossen hatte,
sicherten die Kollegen von der Spurensicherung alles, was ihnen aufgrund ihrer
Kenntnisse und Vorschriften sichernswert erschien. Vor allem natürlich alles,
was sich auf dem Tisch des bedauernswerten Mohnnudelfans befand.
    Nachdem die
Leiche aus allen möglichen Perspektiven abgelichtet, vermessen und dann endlich
in Richtung Gerichtsmedizinisches Institut abtransportiert worden war, begann
Markus Heidenreich, der ebenfalls erst vor Kurzem zum Stellvertreter Franka
Wallners bestellt worden war, mit der Befragung der Zeugen.
    »Frau Wallner lässt Sie schön grüßen«, richtete der junge
Beamte, der von der Freundschaft seiner Chefin mit dem Leiter des ›Instituts
für Krimiliteranalogie‹ wusste, Palinski freundlich aus. »Sie wäre gerne selbst
gekommen, musste aber zu einem Termin ins
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