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Pasta Mortale

Pasta Mortale

Titel: Pasta Mortale
Autoren: Gmeiner-Verlag
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und nur
unterbrochen von kürzeren oder auch längeren Phasen schöpferischer Rekreation.
    Wilma Bachler, die Frau, mit der Palinski seit mehr als
25 Jahren glücklich nicht verheiratet war, hatte ihre Lebensplanung
rechtzeitig ein wenig korrigiert und war in die Politik gegangen. Seit den
letzten Landtags- und Gemeinderatswahlen vertrat sie die Grünen auf
Bezirksebene, saß als Bezirksrätin in der Döblinger Bürgervertretung. Daneben
hatte sie auch innerhalb ihres beruflichen Umfeldes einen beachtlichen
Karrieresprung geschafft. Mit Wirkung ab 1. September des Jahres, also in
knapp drei Monaten, würde sie die Direktion der AHS in der Klostergasse in Währing übernehmen.
    Wilma hatte damit fast jederzeit eine exzellente Ausrede,
falls ihr ihr Mario mit seinem mitunter überkandidelten, egozentrierten
Verhalten auf die Nerven ging. Und das war häufig der Fall, sodass sich die
beiden Partner in letzter Zeit eher selten zu Gesicht bekamen.
    Befragt, worauf sie diese Veränderung ihres
Mannes zurückführe, hatte sich Wilma erst vor wenigen Tagen Margit Waismeier
anvertraut. »Ich denke, er hat in der Vergangenheit nie richtig Erfolg gehabt,
daher auch kaum Anerkennung geerntet und nur wenig Geld verdient. Jetzt hat er
das alles oder glaubt zumindest, es zu haben«, hatte die Palinski-Expertin
analysiert. »Ich betrachte sein derzeitiges Verhalten als das Aufarbeiten eines
gewissen Nachholbedarfs. Sachen zu tun, die er früher offenbar nicht tun konnte
oder durfte. Und die er vermisst hat, obwohl man ihm das gar nicht angemerkt
hat.« Wilma war sich aber sicher, dass diese Phase auch wieder vorübergehen
würde, denn »im Grunde genommen benimmt er sich wie ein Kind, das endlich ein
lang ersehntes Spielzeug bekommen hat. Das ihm aber mit der Zeit auch wieder
langweilig werden wird«.
    Major Jonathan ›Fink‹ Brandtner vom
Niederösterreichischen Landeskriminalamt, der mit Palinski bei der Lösung des
aufsehenerregenden ›Siebener-Tontine-Falles‹ im Dezember vergangenen Jahres
zusammengearbeitet hatte, hatte sich bei dieser Gelegenheit in Margit Waismeier
und ihren Sohn Markus verliebt. Und war dabei auf Gegenliebe gestoßen. Die
beiden turtelten seither wie die legendären Täubchen, und der Achtjährige
freute sich über seinen väterlichen Freund.
    Aber auch Palinski war glücklich über diese
Entwicklung. Aus einem durchaus egoistischen Grund. Ende vergangenen Jahres
hatte es so ausgesehen, als ob es einem bayerischen Diplomingenieur gelingen
könnte, ›seine‹ Margit und den kleinen Markus nach München zu verschleppen.
Dank Fink war dieser Albtraum verhindert und damit die Gefahr jedweder
Irritation für die flexible Gestaltung seines individuellen Tagesablaufes
gebannt worden. Denn Margit wäre nicht zu ersetzen gewesen, weder was Loyalität
als auch Kompetenz betraf.
    Inzwischen hatte die Beziehung Margits zu Brandtner
allerdings eine Intensität erreicht, die Palinski auch wieder Kopfzerbrechen zu
bereiten begann. Was war, wenn die beiden heirateten, möglicherweise ein Kind
bekamen und Margit sich in der Folge aus dem Berufsleben zurückzog? Ob sie in
München nicht für ihn arbeitete, in Tulln oder wo immer auch das Paar dann
leben würde, war schließlich egal.
    Im Institut angelangt, wurde Palinski von den
Niederungen des Alltags eingeholt. Margit präsentierte ihm eine Liste mit den
Namen jener Personen, die sich seit gestern telefonisch gemeldet hatten und
unbedingt mit ihm sprechen wollten. »Kann das nicht einer von euch erledigen«,
quengelte der Chef wie so oft los. »Was soll ich zum Beispiel mit …«, er
blickte auf das Papier, »mit einem Herrn Werner Krusche aus Baden besprechen,
was nicht auch Florian besprechen könnte. Oder du. Wozu habe ich euch
eigentlich?«
    Margit regte sich über das täglich fast gleichlautende
Räsonieren Palinskis nicht mehr auf. Sie wusste, er würde schließlich ohnehin
tun, was sie ihm sagte. Und das bisschen rituelle Weigerung, na bitte, wenn
Mario damit glücklich wurde. Sie verdrehte nur die Augen und blickte zu
Florian, der eben den Raum betreten hatte und ein Lachen verbeißen musste.
    »Was soll ich denn machen, wenn die Menschen mit dem Schmied
reden wollen und sich nicht mit einem Schmiedl zufriedengeben?«, äußerte sie
scheinbar resignierend. »Das sind halt die Bürden, die die Popularität mit sich
bringt, lieber Mario.«
    Da hatte sie natürlich wieder recht, fand jetzt auch der Chef
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