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Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe

Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe

Titel: Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe
Autoren: Marianne de Pierres
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nach irgendeinem Grund zur Hoffnung um.
    Und tatsächlich, dieses Mal materialisierte wirklich etwas.
    ULs umgaben uns als Deckung – und als Eskorte.
    Baus Miliz schwirrte über ihnen hin und her wie angeleinte Wachhunde, die mit aller Kraft an der Leine zerren, weil sie sich auf einen Eindringling stürzen wollen. Selbst sie konnten nicht riskieren, dass LTA live über ein Massaker an unschuldigen Gaffern berichtete.
    Ich schaltete den Bildschirm auf CommonNet. Der Kanal sprudelte über vor Jubel und wilden Gerüchten. Es lief bereits eine Wette, ob die Banken mich als Royalty adoptieren würden oder nicht. Der Tert nahm mich als seine Art Heldin in Anspruch. Ich schaltete zurück auf OneWorld. Die Reportage war ernst; man konnte die Greuel von Dis nicht ableugnen. Verbindungen zu Sera Bau gelangten bereits ans Tageslicht.
    Ich ließ mich davon überschwemmen, sättigte mich an der Kraft von Gerücht und Skandal.
    Mal hielt uns mitten zwischen den ULs in der Schwebe wie eine Bienenkönigin im Zentrum ihres Schwarmes.
    Die UL-Armada wirkte auf meine Psyche ähnlich wie die Motorräder, die durchs Ödland gerast waren – der Kitzel, einem Rudel anzugehören. Nur diesmal war es besser. Diesmal arbeitete das Rudel für mich.
    Sie eskortierten uns zum grauen Strand von Fishertown, während Baus Miliz über uns folgte und auf eine Gelegenheit wartete. Der Netzverkehr brach in eine Kakophonie von Beschuldigungen aus.
    Dann hörte es auf.
    Einfach so.
    Alle Netze.
    Alle Kanäle.
    Mal stieß ein Triumphgeheul aus.
    Ich merkte, dass ein Lächeln auf mein Gesicht kriechen wollte. Das erste echte Lächeln seit so langer Zeit, dass mein Mund nicht mehr mitspielen wollte. Du hast eine Revolution gewollt, Gerwent, sandte ich einen stillen Gedanken an den toten Mann. Nun, vielleicht hattest du Glück.
    Mal kam als Erste zu Besinnung. »Wir müssen runter. Sofort. Bevor die Miliz entscheidet, das Risiko einzugehen, und uns hier und jetzt fertigmacht.«
    Sie setzte uns hart und schnell auf einen Flecken Strand ab, wo Mama wartete. Sein geschorener Kopf überragte drohend die Menge, und mit dem dicken Bauch schob er die Leute aus dem Weg.
    Ich fiel aus dem ’Kopter in seine Arme. »Ich muss unbedingt Teece sprechen.«
    »Du siehst aus wie Hundefutter.« Der Ex-Sumo zeigte sich trotz des allseitigen Jubels kein bisschen beeindruckt. »Hab ich nicht gesagt, du sollst auf dich aufpassen?«
    Ich brach in Tränen aus.
    Er hielt mich eine Armeslänge auf Abstand und wurde etwas sanfter. »Du nimmst später ein Bike, nach Einbruch der Dunkelheit. Bis dahin sind die Dreckskerle wieder weg.«
    Ich spähte in den Himmel, wo drei Miliz-Bats niedrig über den Strand sausten. »Woher willst du das wissen?«
    »Weil heute Abend bricht inner Stadt alles zusammen.«
     
    Mama sollte Recht behalten: Die Bats ließen uns bis Sonnenuntergang über ihre Absichten im Ungewissen. Dann verschwanden sie und hinterließen den Himmel so still, dass es schon unheimlich war.
    Vom Eingang seines Zeltes sah ich zu, wie sie davonflogen.
    Draußen brieten seine Frauen Fisch, putzten Stoßdämpfer und brüllten ihre Kinder an. Trotz der abendlichen Geräusche und rauen Feierlichkeiten fehlte etwas: Netzgeflacker. Es war, als hätte der lauteste Gast soeben die Party verlassen.
    Selbst ein armer Ort wie Fishertown wirkte nach dem Verschwinden der Energie eines kontinuierlichen Informationsflusses hohl.
    »Das warst du, Plessis?« Mama starrte traurig auf den leeren, leblosen Bildschirm unter dem Dach seines Zeltes.
    »I-ich glaube schon.«
    Er seufzte. »Du machst besser, dass du wegkommst. Ein paar hier werden ganz schön sauer auf dich sein.«
    Ich warf einen Blick auf die lachenden, trinkenden Menschen und war mir nicht sicher, wovon er redete.
    Ich begriff es erst später, nachdem die Wettkämpfe im Ringen und Kopfstoßen vorüber waren. Wie unter einem Zwang ging jeder zu einem nahen Bildschirm, blieb stehen, um ihn anzustarren, und forderte mit Blicken, dass er etwas zeigen möge.
    »Meinst du, es wird wirklich so schlimm?«, fragte ich.
    Eine von Mamas Frauen reichte mir warmes Brot und fettigen Fisch.
    Ich dankte ihr und sah ihm zu, wie er an einer kleinen, flachen Schachtel hantierte.
    »Was ist das?«
    »Kabellos. Hobby.« Er schnaufte zwischen jedem Wort, während er die Korrosionsschicht von einer flachen Metallplatte darin kratzte.
    »Hör zu«, zischte er und drückte den Kanalsucher.
    Nach einer Weile fingen wir etwas auf. Eine junge Stimme. Sie
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