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Parrish Plessis 02 - Code Noir

Parrish Plessis 02 - Code Noir

Titel: Parrish Plessis 02 - Code Noir
Autoren: Marianne de Pierres
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ihrer Traditionen bestand fort, und die Kadais standen in dem Ruf, selbst die härtesten Aufträge kommentarlos und zuverlässig zu erledigen.
    Der Mann reichte mir einen vertrockneten Zweig.
    »Du schuldest uns Goma, Parrish Plessis. Das solltest du nie vergessen.«
    Ich streifte ein Hemd über und legte mir dabei eine Antwort zurecht.
    Goma. Blutschuld. Die Cabal hatten meinen früheren Auftraggeber Jamon Mondo getötet – gerade noch rechtzeitig, bevor er mich über den Jordan hatte schicken können. Über Goma verhandelte man nicht mit den Cabal; das war eine eherne Regel. Als Gegenleistung erwarteten sie, dass ich Loyl-me-Daac zur Strecke brachte, einen Abtrünnigen der Cabal, der illegale Genexperimente betrieb.
    Ich war mir sicher, dass es nur einen Weg gab, Daac zu stoppen: Ich musste ihn töten.
    Das mag sich einfach anhören, doch wie immer hatte die Medaille auch in diesem Fall eine Kehrseite. Daac war die einzige Person auf dieser Welt, die mir wirklich etwas bedeutete. Wir hatten einiges miteinander durchlebt und waren uns… nahe gekommen. Ich wollte seinen Tod nicht.
    »Die Sache mit eurem Goma… nun ja, das ist ein wenig schwierig für mich«, versuchte ich es vorsichtig. Dann wagte ich zu sagen: »Ich meine, schließlich ist Daac euer Problem, eure Dreckwäsche.«
    Ein amüsiertes Lächeln huschte über das Gesicht des jüngeren Mannes.
    Es gab keinen Zweifel: Sie wollten Daac aus dem Weg räumen. Er war von ihren Glaubensgrundsätzen abgewichen. Die Geschäfte der Cabal mochten dunkel und schmutzig sein, doch diese Leute waren – im Gegensatz zu Daac – nicht darauf erpicht, die genetische Vorherrschaft zu erlangen. Mit solchen Dingen beschmutzen sie ihre Hände nicht, oder besser gesagt, sie konnten es einiger alter Bräuche wegen nicht.
    Der ältere Mann runzelte die Stirn. »Die Angelegenheit mit den Karadji ist dringender. Sie werden zunächst die Grauen Weisen finden, bevor Sie Ihre Goma einlösen.«
    Die Karadji. Die Grauen Weisen. Die Männer mit den spirituellen Kräften.
    »Das… Das werde ich«, stotterte ich perplex. Die Cabal verfügten über eine besondere Ausstrahlung: Eine würdevolle Aura umgab sie, und sie vermittelten den Eindruck, dass es nichts gab, das sie in ihrem Glauben an das, was sie taten, erschüttern konnte. Diese Leute duldeten keinen Widerspruch, nicht einmal von mir, Parrish Plessis, Nahkampfexpertin und selbsternannter Warlord.
    »Vier der Karadji sind entführt worden; die verbliebenen haben sich versteckt. Doch es geht nicht nur um unsere Grauen Weisen. Wir glauben, dass auch die Schamanen anderer Glaubensrichtungen in großer Gefahr schweben«, erklärte der Ältere langsam.
    Vor wenigen Monaten noch wäre ich beim bloßen Gedanken daran, einen solchen Auftrag zu übernehmen, zu einem wimmernden Häuflein Elend zusammengesunken; doch nun empfand ich lediglich die tiefe Resignation von jemandem, der immer tiefer in den Morast gezogen wird.
    »Ich bin zurzeit sehr beschäftigt.«
    Zugegeben: Das war keine gute Ausrede, aber zumindest den Versuch wert.
    »Wenn Sie die Karadji finden, werden wir Ihnen die Forschungsergebnisse aushändigen, die die Antworten auf Ihre Fragen enthalten, Parrish Plessis. Das geloben wir.«
    Die Antworten auf die Geheimnisse der Eskaalim! Eines dieser Wesen hatte sich als Parasit in meinem Körper eingenistet. Es veränderte mich, und eines Tages würde es die Kontrolle über meinen Körper, Geist und meine Seele erlangen.
    Mein Herz setzte einen Schlag lang aus bei dem Gedanken daran, dass es vielleicht doch noch Rettung für mich gab. Der Parasit arbeitete Tag und Nacht daran, mich meiner Menschlichkeit zu berauben. Allein die Vorstellung musste seltsam klingen, doch die Realität war noch viel merkwürdiger. Mir blieb nicht mehr viel Zeit, und ich war nicht der einzige Mensch, den diese Wesen sich Untertan machen wollten.
    Ich machte Loyl Daac dafür verantwortlich. Seine wahnwitzigen Genexperimente hatten diese Kreaturen freigesetzt, die für Äonen in unseren Körpern geschlafen hatten. Vielleicht konnte er das, was er getan hatte, auch wieder rückgängig machen. Das Problem dabei war nur, dass ihm seine Forschungsaufzeichnungen abhanden gekommen waren – jemand hatte sie ihm gestohlen. Und nun erzählten mir die Cabal, sie wüssten, wo sich diese Aufzeichnungen befanden.
    Die Männer beobachteten mich ruhig, und die Stille, die sich zwischen uns ausbreitete, verriet mir, dass ich keine große Wahl hatte: Entweder ich nahm den
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