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Paris ist eine Messe wert

Paris ist eine Messe wert

Titel: Paris ist eine Messe wert
Autoren: Merle Robert
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kanntet ihn im Gewand des Tuchhändlers Coulondre, als er Euch in meinem Auftrag während der Belagerungszeit versorgte.«
    »Ich habe ihn gleich erkannt«, sagte Madame de Nemours mit reizendem Lächeln.
    »Ich auch«, sagte Madame de Guise.
    »Ich nicht«, sagte mürrisch die Montpensier.
    »Madame«, sagte ich, »Eure Augen sahen durch mich hindurch, als ich Tuchhändler war.«
    Worauf der König zu lachen geruhte und Monsieur de La Surie vorstellte.
    »Meine teuren Kusinen«, sagte er mit heiterer Miene, »staunt Ihr nicht, mich in Paris zu sehen?«
    |456| »Und wie!« sagte die Montpensier mit etwas schiefem Mund.
    »Und daß nicht geraubt, nicht geplündert und niemand gehängt worden ist!« setzte der König hinzu. »Nicht einmal diejenigen, die es wahrlich verdient hätten.«
    Worauf Madame de Nemours und Madame de Guise nur mit einem Lächeln antworteten, die Montpensier aber, die sich ein wenig angesprochen fühlte, wieder ein Maul zog.
    »Nun, was sagt Ihr dazu, meine Kusine?« wandte er sich direkt an sie.
    »Sire«, versetzte sie, »ich kann nur sagen, daß Ihr ein großer König seid, sehr gütig, sehr gnädig und sehr großmütig.«
    »Ha, meine Kusine!« sagte lächelnd der König, »ich glaube nicht, daß Ihr hier alles sagt, was Ihr denkt. Soviel jedenfalls weiß ich, daß Ihr Monsieur de Brissac übelwollt.«
    »Warum sollte ich ihm übelwollen?« Die Montpensier legte unschuldsvoll die Hand aufs Herz.
    »Doch, doch!« entgegnete lachend der König, aber ohne jede Schärfe. »Ihr grollt ihm für das, was er getan hat. Ich weiß es. Nun, meine Kusine, ich bitte Euch, wenn Ihr eines Tages nichts Besseres zu tun wißt, macht Euren Frieden mit Brissac.«
    »Sire«, sagte die Montpensier, »mein Frieden mit ihm ist gemacht, da Ihr mich darum bittet.«
    Worauf nun Madame de Nemours den Moment für gekommen hielt, das Wohlwollen des Königs zu erwidern und vielleicht auch, ihm ein wenig den Hof zu machen. »Sire«, bemerkte sie, »ich bedaure nur das eine, daß es nicht mein Sohn Mayenne war, der Euch die Zugbrücke herabließ.«
    »Meine schöne Kusine!« sagte lächelnd der König, »wollte Gott, er hätte es getan! Aber mein Cousin Mayenne steht immer zu spät auf. Er hätte mich zu lange warten lassen.«
    »Sire«, entgegnete Madame de Nemours, »bitte glaubt mir, wenn ich Euch sage, daß ich größte Mühe aufgewandt habe, meine Kinder zur Einigung mit Euch zu bewegen.«
    »Ich glaube Euch, meine Kusine. Im übrigen weiß ich es von Monsieur de Siorac. Aber auch wenn Eure Kinder ein wenig langsam sind, können sie von meinen guten Angeboten immer noch profitieren. Noch ist es Zeit, wenn sie wollen.«
    Weil ihm das Gespräch ein wenig zu ernst wurde, wandte sich der König an die Montpensier und bat um etwas eingemachtes Obst.
    |457| »Ha, Sire!« sagte sie, »wollt Ihr Euch über mich lustig machen? Vielleicht glaubt Ihr, daß wir keins haben!«
    »Aber nein!« sagte er fröhlich, »ich habe schlicht Hunger. Mein Mittagsmahl liegt weit zurück.«
    Die Montpensier hieß Franz eine Schüssel Aprikosenkompott bringen, dann hob sie den Deckel ab, tauchte einen Löffel ein und wollte vorkosten.
    »Aber meine gute Kusine«, sagte der König, indem er aufsprang und ihre Hand festhielt, »was denkt Ihr denn!«
    »Wieso?« sagte die Montpensier, »habe ich nicht genug getan, um Euch verdächtig zu sein?«
    »Aber nicht im mindesten, meine teure Kusine.«
    »Ha!« sagte die Montpensier, »ich ergebe mich! Man muß Euch lieben!«
    Da ich das Hôtel Montpensier gleichzeitig mit Seiner Majestät verlassen mußte, besuchte ich Madame de Nemours am nächsten Morgen in ihrem Haus, doch empfing sie mich erst, nachdem sie mich eine volle Stunde hatte warten lassen, und zwar in ihrem Salon und nicht, wie früher, in ihrem kleinen Kabinett.
    »Marquis«, sagte sie, nachdem ich ihr die Hand geküßt hatte, doch ohne daß ich es gewagt hätte, wie sonst vor ihr niederzuknien, »ich muß Euch um Entschuldigung bitten, daß ich Euch solange warten ließ, aber ich konnte Euch ja nicht zu meiner Toilette zulassen: Der Marquis de Siorac ist nicht mehr der Tuchhändler Coulondre.«
    »Ach, Madame«, sagte ich, »dann muß ich beklagen, Marquis zu sein, weil mein Rang mich der Vertrautheiten und der Güte beraubt, die Euer Gnaden dem Tuchhändler gewährten.«
    Sie lächelte, dann nahm sie eine ernste, aber reizend huldvolle Miene an.
    »Monsieur, meine Güte bleibt Euch, auch wenn ich künftig auf einigen Abstand zwischen Euch
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