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Paris ist eine Messe wert

Paris ist eine Messe wert

Titel: Paris ist eine Messe wert
Autoren: Merle Robert
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»unbewaffnet, sagst du? Und was ich hier küsse, wäre kein Angriff auf mein schwaches Herz?«
    »Laßt gut sein, Herr, und beliebt mich loszulassen!« sagte Margot zornig. »Ich bin keine von den liederlichen Weibsbildern, die Monsieur de Montpezat jeden Montag seinen Gascognern spendiert.«
    »Bist du etwa noch Jungfrau, Margot?« fragte ich.
    »Das bin ich, Herr, und will es bleiben. Mögen mich die gebenedeite Jungfrau und alle Heiligen erhören!«
    »Und mögen sie dich beschützen!« sagte ich, indem ich sie losließ. »Und nichts für ungut, Margot! Hier, nimm die zwei Sous zur Sühne für die geraubten Küsse, meine Hübsche. Weshalb hast du mich geweckt?«
    »Im Wirtssaal ist ein Edelmann, der Euch sprechen möchte. Er sagt, er sei ein Freund Eures Herrn Vaters.«
    »Wie sieht er aus?«
    »Vornehm, ziemlich schön, soweit man es unter seinem großen Hut sehen kann, noch keine dreißig Jahre, denk ich.«
    »Die Augen?«
    »Blau, die Nase gerade, breite Backenknochen. Er hat Degen und Dolch und bestimmt eine Pistole unterm Cape. Seine Miene ist ein bißchen überheblich, und er sieht aus, als ob er sich nichts gefallen ließe, aber sonst ist er frank und frei, nicht geizig, nicht böse, ganz wie Ihr, Herr.«
    »Das hast du schön gesagt, Margot! Und nun geh und bring mir den Fremden her.«
    Was sie im Handumdrehen tat, und kaum war mein Besucher ins Zimmer getreten, kam er mir mit freundlichem Lächeln entgegen.
    »Monsieur«, sagte der Baron von Rosny 1 , indem er seinen Hut abnahm und eine hohe Stirn entblößte, auf welcher sich |8| die blonden Haare trotz seiner Jugend schon lichteten, »ich kenne den Baron von Mespech besser als Euch. Aber da ich weiß, daß Ihr dem König ebenso treu dient wie ich dem König von Navarra, möchte ich Euch ein Anliegen vortragen, sofern Ihr mich anhören wollt.«
    Worauf ich ihn höflich bat, sich zu setzen, und ihm versicherte, daß ich durch meinen Vater um seine großen Verdienste wisse und daß mein Herr und Gebieter Heinrich III. ihn, obwohl er bei Navarra war, hochschätzte als einen Mann, der sich zuoberst dem Wohl des Staates verpflichtet fühle.
    Ich faßte dies in die Sprache des Louvre, die ja bekanntlich verlangt, alles zehnmal so umständlich auszudrücken, was sich auch kurz und knapp sagen läßt; und während ich redete, betrachtete ich ihn neugierig und fand, daß Margot recht hatte, wenn sie von seiner Überheblichkeit sprach. Nur daß sie, im Unterschied zu dem unerträglichen Dünkel des Herzogs von Epernon, der sich mit der Verachtung des ganzen Menschengeschlechts paarte, bei Monsieur de Rosny mit einer Art männlichen Geradheit und Gutmütigkeit einherging. Dem widersprachen weder seine schönen blauen Augen noch die hohe Stirn, noch die fröhlichen, breiten Backenknochen, noch auch der Genießermund. Er war, wie ich gehört hatte, ein bedeutender Kopf unter den Hugenotten und verstand sowohl im Kampf tüchtig auszuteilen als auch heikelste Unterhandlungen zu führen. Meine höfischen Komplimente schlappte er wie ein Kater süßen Rahm, hatte er doch eine so hohe Meinung von sich, daß ihn keine Übertreibung unverdient dünkte. Als ich ihn besser kennenlernte, begriff ich allerdings, daß Rosny, ganz anders als Epernon, der nach dem Tod unseres guten Herrn nur mehr sich selbst zu befördern und auf dem Ruin und Zerfall des Staates sein Glück zu gründen suchte, stets nur das eine Ziel hatte, das Königreich zu erhalten, die Franzosen zu einigen und für den allgemeinen Frieden zu wirken.
    »Monsieur«, sagte er, als ich meine Rede beendet hatte, »dank Herrn von Rambouillet konnte ich den König sprechen, und er sagte mir, daß er sich insgeheim mit Navarra aussöhnen will, weil die Liga ihm im Nacken sitzt, und daß ich zu Navarra reisen und ihm seine Absicht unterbreiten soll. Nur einen Paß wollte er mir nicht geben, weil der Herzog von Nevers nichts davon erfahren soll, der zwar ein treuer Royalist, aber so von |9| Herzensgrund papistisch ist, daß er ein Bündnis Heinrichs III. mit einem Ketzer und Exkommunizierten strikt ablehnt. Und als Kommandeur der königlichen Armeen würde er mich glatt festnehmen lassen, entweder hier in Blois oder aber unterwegs.«
    »Ha, Monsieur!« sagte ich, da mir endlich leuchtete, worauf er hinauswollte, »ist es nicht ein Jammer, daß der König einem treuen Diener mißtrauen muß, weil der Papst ständig seine Finger zwischen ihm und seinen Untertanen hat?«
    »Ein Jammer, ja«, sagte Monsieur de Rosny und
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