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Paraforce 6 - Die Stunde der Bestie

Paraforce 6 - Die Stunde der Bestie

Titel: Paraforce 6 - Die Stunde der Bestie
Autoren: C. C. Slaterman
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denkt, aber mich kriegen keine zehn Pferde mehr an das Wasser.«
    Einige der anwesenden Männer, in der Hauptsache die Älteren unter ihnen, nickten zustimmend und warfen sich verstohlene Blicke zu. Mochte Lugginger mit seinem vernachlässigten Äußeren, seiner Hagerkeit und den scharf ausgeprägten, von einem fast sechzigjährigen Leben zerfurchten Gesichtszügen aussehen wie ein zerzauster Waldschrat, hörte man dennoch stets auf seine Worte, selbst wenn es nur um so banale Dinge wie das Wetter oder das Vieh ging. Sein Wissen über die Natur und das Land verblüffte selbst die Einheimischen im Dorf immer wieder.
    Während um ihn herum die Diskussionen erneut aufflammten, suchte er den Blick des Gastwirts und deutete mit vorgerücktem Kinn auf das leere Glas, das er immer noch in der Hand hielt. Sofort stellte der Wirt ein neues unter den Zapfhahn.
    Seit der Sommer zu Ende war und die Touristen das Dorf wieder verlassen hatten, war er für jeden Euro Umsatz dankbar. Mit geübten Handgriffen zauberte er eine ansehnliche Schaumkrone auf das inzwischen bis zum Eichstrich gefüllte Bierglas, wobei er seinen Stammgast dabei immer wieder nachdenklich musterte.
    »Mal doch nicht schon wieder den Teufel an die Wand. Ich bin mir sicher, dass es für all diese Dinge eine logische Erklärung gibt.«
    Lugginger lachte abgehackt, es klang wie das Meckern einer Ziege.
    »Logisch sagst du, seit wann ist das Treiben des Bluatschinks logisch? An deiner Stelle würde ich lieber zum Herrgott beten, dass er sich nicht wieder ein Kind holt.«
    »Der Franz hat recht«, sagte ein anderer düster. Er schien etwa im gleichen Alter wie sein Vorredner zu sein, nur mit dem Unterschied, dass sein Äußeres merklich gepflegter war. »Denkt an die Geschichten unserer Vorväter.«
    »Jetzt macht aber mal halblang«, mischte sich ein wettergegerbter Blondschopf in die Unterhaltung ein und schlug mit der Innenfläche seiner Rechten energisch auf die Holzplatte des Stammtischs. Es gab ein kurzes, klatschendes Geräusch, das die meisten der Anwesenden veranlasste, den Kopf in seine Richtung zu drehen.
    Markus Feuchter war nicht nur der jüngste Bauer im Dorf, sondern gleichzeitig auch der modernste. Während der Großteil der anderen seinen Hof noch in alter Tradition und nach überlieferten Bauernregeln bewirtschaftete, hatten auf seinem Anwesen schon längst Computer und gewinnorientierte Unternehmensstrategien Einzug gehalten.
    »Ihr wollt doch nicht allen Ernstes behaupten, dass von diesem Ammenmärchen auch nur ein Wort wahr ist?«
    »Der Bluatschink ist kein Ammenmärchen«, entrüstete sich Lugginger. »Er ist eine alte Tiroler Legende, und wenn du ehrlich bist, musst du zugeben, dass in allen Sagen unseres Landes immer auch ein Stück weit die Wahrheit steckt. Auch an dieser Geschichte muss etwas dran sein, unsere Vorfahren haben sich das Ganze bestimmt nicht nur aus Spaß an der Freud ausgedacht. Außerdem, wie erklärst du dir sonst die toten Tiere?«
    Der Angesprochene zuckte mit den Schultern. »Vor ein paar Wochen war von Wölfen die Rede, sie sollen angeblich vom Balkan her über die Grenze gekommen sein. Vielleicht war es aber auch nur ein streunender Köter oder irgendein anderes Tier, das die Tollwut hat, was weiß ich. Jedenfalls nichts, was dieses Gerede rechtfertigen würde.«
    Lugginger verzog das Gesicht und kratzte sich nachdenklich am Ohr. »Soso, Wölfe sagst du. Die fressen meines Wissens zwar andere Tiere, aber sie saugen ihnen nicht das Blut aus. Hast du dafür vielleicht auch eine Erklärung?«
    »Ich denke … nun …«, stammelte Feuchter, während er offensichtlich nach einer plausiblen Antwort suchte. »Ach vergiss es«, sagte er schließlich schroff, machte eine abwertende Handbewegung und richtete seine Augen stattdessen auf den Wirt. »Zahlen, Hubert«
    »Du willst schon gehen?«, fragte der Besitzer der Dorfschenke erstaunt.
    »Dieses Gerede über den Bluatschink geht mir allmählich auf die Nerven. Jeden Abend dieselbe Leier, ich kann es bald nicht mehr hören. Dafür ist mir meine Zeit definitiv zu schade, außerdem klingelt um vier schon wieder der Wecker«, erklärte Feuchter.
    »So früh?«
    »Die Arbeit macht sich leider nicht von alleine und soviel wirft der Hof noch nicht ab, dass ich es mir leisten könnte, einen Knecht einzustellen.«
    Der Wirt nickte verstehend, während er Lugginger das frische Bier in die Hand drückte und im Gegenzug sein leeres Glas dafür in den Spülstein stellte. Dann fischte er
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