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Para-Traeume

Para-Traeume

Titel: Para-Traeume
Autoren: Vampira VA
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länger nach ei-ner Erklärung, weil er im Grunde froh war, daß er von der beklemmenden Gegenwart des anderen einmal mehr erlöst war.
    Aber er wußte eines: Daß er diese Treffen haßte .
    . lag sehr wohl zum allergrößten Teil an dieser impertinenten Person.
    *
    Doch keinem gab die Natur das Vorrecht der Unsterblichkeit »Macbeth«
    Wer es auch gewesen sein mochte, der einst den Begriff >gottverlas-sen< geprägt hatte - er mußte dabei genau diesen Landstrich vor Augen gehabt haben.
    Nahezu so eben wie ein Brett erstreckte er sich von Horizont zu Horizont, in optischer Endlosigkeit, und es war für jemanden, der hier unterwegs war, schwer vorstellbar, daß sich jenseits der imaginären Grenzlinie zwischen Himmel und Erde diese Einförmigkeit auch nur um einen Deut ändern mochte.
    Kein Strauch, kein Baum setzte einen grünen Tupfer in das Muster aus allen möglichen Gelb- und Brauntönen, denen die nahende Gewitterfront einen Stich ins Schweflige verlieh. So düster und drohend quollen die bleigrauen Wolken heran, daß man glauben konnte, das Land müßte vergehen, wenn sie ihre Sturmgewalt erst einmal entfesselten.
    Und vielleicht würde es wirklich so sein.
    Vielleicht schickte Gott einen Sturm, mächtig genug, diesen Landstrich vom Antlitz der Erde zu waschen, nachdem er ihn einst verlassen und zuvor vergessen hatte, ihn mit wirklichem Leben zu bestücken .
    Ein Lächeln auf den farblosen Lippen, trat Moses Pray das Gaspe-dal des altehrwürdigen Ford Kombi ein bißchen tiefer.
    Bevor dieser Teil der Welt unterging, wollte er noch ein paar Geschäfte machen. Und keine andere Gegend schien ihm geeigneter für seine Art von Geschäften. Denn wo hätte das Wort des Herrn mehr Not getan als in dieser Ecke hier, der Gott vor Urzeiten den Rücken gekehrt zu haben schien? Die Menschen mußten doch förmlich nach der himmlischen Botschaft dürsten.
    Wenn Moses Pray hier je auf Menschen treffen sollte .
    Was hinter seiner Stirn als gedanklicher Witz seinen Anfang genommen hatte, schien ihm mit jeder Meile, die er zurücklegte, der Wahrheit und den tatsächlichen Gegebenheiten um genau diese Meile näherzurücken.
    Das schnurgerade Asphaltband, das unter der Haube des Ford verschwand wie im Maul eines Haifischs, und die Getreidefelder zu beiden Seiten waren die einzigen Anzeichen dafür, daß Menschen hier zumindest irgendwann einmal gewirkt haben mußten.
    Nach Anzeichen einer Ansiedlung hielt Pray indes vergebens Ausschau. Noch nicht einmal die Spitzen von Dächern einer Farm waren irgendwo auszumachen. Das letzte Fahrzeug war Pray vor über zwei Stunden entgegengekommen, und das Bild im Rückspiegel unterschied sich in nichts von dem, das er vor der Windschutzscheibe sah: gelbschattierte Felder, durch die sich der staubige Highway wie eine alte Narbe zog.
    Und je länger er hinsah und sich darauf konzentrierte, desto unwirklicher kam Moses Pray alles ringsum vor.
    Als wäre dies längst nicht mehr die Welt, die er kannte und in der er seit nunmehr 51 Jahren lebte, sondern eine, die sich hinter der bekannten verbarg. Eine, die der Wirklichkeit zwar ähnelte, die sich aber in zwei Punkten gravierend von ihr unterschied: Es gab keine Menschen hier, und was man >drüben< über Entfernungen und Zeit wußte, verlor hier seine Gültigkeit. Hier gab es nur Ewig- und Endlosigkeit.
    Obwohl der Fahrtwind alles andere denn erfrischend war und im Grunde nur stickig-schwüle Luft gegen verbrauchte stickig-staubige austauschte, fröstelte Moses Pray mit einemmal. Die Schweißperlen auf seiner Stirn und die klebrigen Rinnsale, die ihm in den Nacken rannen, verwandelten sich in Eis, das sich mit winzigen, aber unglaublich scharfen Zähnchen in seine Haut fraß.
    Pray dachte an Geschichten, die er in Magazinen wie >Twilight Zone< oder >Those who know the truth out there< gelesen hatte. Geschichten über Leute, die auf unterschiedlichste Weise in Bereiche und Welten hinter der Wirklichkeit gelangt waren. Leute, die dort schreckliche Dinge erlebt hatten. Dinge, die ihr Leben verändert, wenn nicht zerstört hatten.
    Geschichten .
    Nur Geschichten?
    Moses Pray wollte glauben, daß nicht mehr dahintersteckte. Aber etwas in ihm stemmte sich seinem Bemühen, alles als Humbug und Täuschung abzutun, entgegen. Und dieses Etwas war ungleich machtvoller als alles, was er an Vernunft und Logik in die Waagschale werfen konnte.
    Ohne sich widersetzen zu können, sah er sich mehr und mehr als Hauptfigur in eine solche Geschichte hineinrutschen. Er
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