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Papierkrieg

Titel: Papierkrieg
Autoren: Martin Mucha
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denke ich es mir wenigstens.«
    »Sie könnten sie aber auch wirklich besessen haben und Berti ist
damit einfach abgehaut, wie klingt das?«
    »Nicht so gut. Wenn mir jemand 200.000 Euro klaut, muss er mich
schon umbringen, damit er wegkommt, und wie Sie sehen, lebe ich noch.«
    »Na, dann ist das gute Stück einfach irgendwo hier in Ihrer
Wohnung versteckt.«
    »Warum ist Berti einfach so abgehaut? Er ist sicher kein Einstein,
aber so blöd doch auch wieder nicht. Aber gut, das ist Ihre Untersuchung, wenn
Sie wollen. Nichts leichter als das, nehmen Sie einfach meine Wohnung
auseinander.«
    In dem Moment kam einer der Spurensicherer an uns herangetreten
und zeigte den beiden zwei Plastiksäckchen.
    »Na, was haben wir denn da, er war nicht allein, der Herr Doktor.«
    »Warum verschweigen Sie uns denn so was?« Der Fuchs hielt
freudestrahlend ein Säckchen hoch, darin waren weibliche Kosmetikutensilien.
Die Katze heizte sich einen Freudentschik an und blies den blauen Rauch
triumphierend durch die Nase aus.
    »Ich hatte Besuch, das ist aber schon einen Tag her. Die Anwältin,
die mich herausgeboxt hat. Sie hat hier übernachtet, Sie können das gerne
nachprüfen.« Ich holte mein Handy raus und gab ihnen die Nummer. Dass der rosa
String im anderen Säckchen Mila gehörte, verschwieg ich. Wenigstens hatte sie
ihre leeren Bierdosen mitgenommen, die Lippenstiftspuren hätten nicht so gut zu
Laura gepasst. Solange die Polizei Laura nicht mit dem Höschen konfrontieren
würde, hatte ich nichts zu befürchten. Für eine plumpe Falschaussage war sie
einfach zu klug.
    Die Katze verschwand ins Wohnzimmer und telefonierte. Fuchs und
ich blieben allein zurück. Ohne seinen Partner fiel ihm offenbar keine Frage
ein. So schwiegen wir uns an.
    Als die Katze zurückkehrte und nickte, wusste ich, auch dieses
Problem war aus der Welt geschafft.
    »Sie hat alles bestätigt. Leider.«
    »Woher wusste Berti eigentlich, wo Sie wohnen?«
    »Ich denke, weil Sie mich bei Mihailovic verhaftet haben und das
die Runde gemacht hat. Berti hat eins und eins zusammengezählt. Ist halt auf
drei gekommen, aber im Prinzip war’s durchaus richtig.«
    »Könnte stimmen.«
    Nach ein paar weiteren kleinen Fragen ließen sie mich gehen. Ich
hinterließ meinen Aufenthaltsort, sagte, dass ich ins Café Ritter gehen würde
zum Mittagessen und danach ab 17 Uhr Vortrag hätte. Den Schlüssel könnten sie
bei der Hausmeisterin deponieren, seit der Sache mit dem Einbruch hatte ich
einen zweiten.
    Ich packte meine Unterlagen zusammen und niemand wäre auf die Idee
gekommen, es verdächtig zu finden, dass ich Wellhausens ›Prolegomena zur
ältesten Geschichte des Islam‹ einpackte. Mila hatte einen guten Buchgeschmack
bei der Wahl des Verstecks für das Papyrus bewiesen.
    Ich war schon fast bei der Türe draußen, als mich von hinten die
Frage erreichte: »Es stört Sie doch nicht, wenn wir die Wohnung ein bisschen
untersuchen, oder?«
    »Nein, keineswegs. Nur bitte seien Sie vorsichtig mit den
Büchern.« Mila hatte den Bockshornklee sicherlich mitgehen lassen, da brauchte
ich mir keine Sorgen zu machen. Als ich die Wohnungstür hinter mir geschlossen
hatte, ging ich beschwingt die Treppe hinunter. Versuchte ich zumindest, aber
bereits der erste Schritt führte mich an die Grenzen meiner Konstitution. Berti
hatte einen ziemlich harten Schlag, zumindestens eine gute Eigenschaft.
    Unten an der Haustür läutete ich an Mikes Türklingel. Wie erwartet
war keiner da. Mike wollte in keine weitere Morduntersuchung hineingezogen
werden. Er saß sicher irgendwo bei einem Bier mit ein paar Freunden und holte
sich ein tüchtiges Alibi. Ich wählte seine Nummer und Mike nahm ab. Er klang
ein wenig erschrocken.
    »Hi, hättest nicht gedacht, dass ich Bertis Besuch überlebe, was?«
    »Hör zu, Arno, ich hab’s nicht bös gemeint …«
    »Sicher, du hast mich nur schon wieder verpfiffen, das wird
langsam zur Gewohnheit. Du solltest das lassen.«
    »Es tut mir leid, ich bin ehrlich froh, dass nichts passiert ist.«
    »Na, passiert ist schon was. Fred ist drüben
auf der anderen Seite. Wenn Bender spitzkriegt, dass du dafür verantwortlich
bist, sind die Tage der Freude vorbei. Meinst nicht auch?«
    »Eh. Was soll ich tun?«
    »Nichts von alledem wissen, wenn dich wer fragt. Egal wer. Und vor
allem war ich allein.«
    »Kein Wort von Mila?«
    »Genau.«
    »Gut. Mach ich.«
    »Wir sehen uns.«
    Ich hörte noch ein leichtes Aufatmen
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