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Papa Bloedmann - Ein Vater packt aus - Die beliebtesten Glossen aus ELTERN

Papa Bloedmann - Ein Vater packt aus - Die beliebtesten Glossen aus ELTERN

Titel: Papa Bloedmann - Ein Vater packt aus - Die beliebtesten Glossen aus ELTERN
Autoren: Titus Arnu
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– alles klebt. Daraus folgern wir: 1. Das Leben ist ein Kleben. 2. Das Kleben hört nie auf, wenn man mit einer Frau und zwei kleinen Kindern zusammenklebt. 3. Eigentlich müsste man mal putzen. Aber nur eigentlich. Mehr dazu später. Um noch mal auf die alten Griechen zu kommen: Sisyphos zählt nicht zu meinen Idolen. Der arme Kerl musste in der Unterwelt einen Felsbrocken einen steilen Hang hinaufrollen. Kurz bevor er das Ende des Hanges erreichte, kullerte der Stein immer wieder ins Tal. Warum? Sisyphos hatte die Pläne der Götter verraten und wurde deshalb zum ewigen Steinrollen verknackt. Habe ich so eine Strafe verdient? Nein. Was habe ich getan? Nichts. Genau das sagt meine Frau auch immer: »Du könntest ruhig mal einen Lappen in die Hand nehmen!« Kann ich aber nicht. Geht nicht. Wischen impossible. Unter den vielen Formen des wiederkehrenden Wahnsinns, der eine Familie erst zur Familie macht, kommt mir das Saubermachen besonders wahnsinnig vor. Es ist nicht nur anstrengend, langweilig, zeitaufwendig, schlecht für den Rücken und schlecht für die Haut. Es ist leider auch komplett absurd. Fängt man an der einen Ecke an zu wischen, läuft an der anderen Ecke jemand durch, und es ist schon wieder dreckig. Es bringt überhaupt nichts, mit dem Putzen anzufangen. Unsere Kinder sehen die Sache ähnlich. Seit frühester Kindheit ahnen sie, dass Putzen so unangenehm wie sinnlos ist. Meine Tochter beantwortet Putz-Aufmunterungsversuche mit einem vernichtenden »Wird doch sowieso wieder dreckig!« Unser Sohn meint schlicht: »Nö, keine Lust.« Lust hat wahrscheinlich keiner zum Putzen, wenn man mal von Waschbären und Zwangsneurotikern absieht. Übrigens sind Waschbären kein gutes Vorbild. Forscher haben herausgefunden, dass die possierlichen Tiere nur in Gefangenschaft zu zwanghaftem Putzverhalten neigen. In der Freiheit sind sie Saubären. Man könnte jetzt darüber nachdenken, ob eine Familie eher ein Knast ist oder eine Party, aber darum geht’s nicht. Es geht auch nicht um Sauberkeit und Ordnung, es geht um eine Lebenseinstellung. »Verstand und Bewusstsein spielen oft nur eine Nebenrolle beim Verrichten von Hausarbeit«, sagt Jean-Claude Kaufmann. Der französische Soziologe hat eine »Theorie der Haushaltstätigkeit« geschrieben, die in Frankreich zum Bestseller wurde. In dem 350 Seiten starken, sauber nach Bügeln, Falten, Waschen und Aufräumen gegliederten Werk versucht der Wisch-Wissenschaftler, das Putzverhalten des Menschen gesellschaftlich einzuordnen. Kaufmanns wichtigste Erkenntnis: Putzpläne und ähnliche Versuche, Unordnung durch Organisation zu besiegen, bringen ebenso wenig wie Dampfstrahler und Turbostaubsauger. Entscheidend sei eine positive Einstellung zum Chaos. Irgendwann muss man sich damit abfinden, dass weiße Sofas, glänzende Parkettböden und Esstische, unter denen es nicht klebt, in einer anderen Welt existieren. In einem sauberen, superschönen, blank polierten Paralleluniversum. Einer wundersamen Welt, in der keine Bananenstücke auf dem Teppich pappen, keine Schokopops an Pullovern hängen, keine Pizzareste an der Wand kleben. Leider ist es in dieser sauberen Welt auch still, traurig und langweilig. Denn es gibt dort keine Kinder.

Ich sag’s nicht noch mal!
    Merkwürdig: Eltern nehmen immer wieder Sprüche in den Mund, die sie schon bei ihren Eltern gehasst haben
    W ie heißt noch mal das Zauberwort? Simsalabim? Hokuspokus? Abrakadabra? Dreimalschwarzerkater! Also bitte! Ach ja, genau, das war’s.
    Die Frage, wie das Zauberwort heißt, habe ich als Kind schätzungsweise 133000-mal beantworten müssen. Nicht, weil ich meine Jugend in einem Zauberer-Internat verbracht oder mein Leben lang versucht hätte, einen Sesam zu öffnen. Nein, einfach weil ich ein Kind war. Kinder kriegen solche blöden Fragen gestellt, weil Erwachsene an die pädagogische Kraft dieser Mantras glauben. Je öfter man Kinder nach dem Zauberwort fragt, so die Meinung der Eltern, desto schneller lernen sie, »bitte« zu sagen.
    Bei Kindern tritt allerdings schon bald eine gewisse Zauberwort-Abstumpfung ein.
    Langfristig zauberwortgeplagte Kinder kennen dann aus Protest weder »bitte« noch »danke«. Wahrscheinlich reagieren sie auch sonst nicht mehr auf pädagogisch gemeinte Ansprachen. Sicher aber nehmen sie sich vor, als Erwachsene nie solche beknackten Sprüche zu klopfen, nie, nie, nie.
    Umso erstaunlicher, dass ich wie die meisten Eltern heute genau jene Sätze in meinen Sprachgebrauch
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