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Papa Bloedmann - Ein Vater packt aus - Die beliebtesten Glossen aus ELTERN

Papa Bloedmann - Ein Vater packt aus - Die beliebtesten Glossen aus ELTERN

Titel: Papa Bloedmann - Ein Vater packt aus - Die beliebtesten Glossen aus ELTERN
Autoren: Titus Arnu
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auch bei Ehefrauen. Wer Zettel austeilt, steuert das Geschehen, er gibt die Regieanweisungen, die andere dann ausführen müssen.

    Natürlich bekomme ich auch regelmäßig schöne Zettel. Einige davon hängen über meinem Schreibtisch: »Liba Papa, ich mag dich ser, weiltu imer mit mir spilst«, steht auf einem, »Gutschein für eine Massage« auf einem anderen (ich muss sofort auf einem Zettel notieren, dass ich das bald einlöse). Oft finde ich auch Zettel mit netten Botschaften auf meinem Nachttisch: »Hallo mein Schatz, ich liebe dich. PS: Kannst du bitte noch mal mit dem Hund rausgehen, ich schlafe schon.«

Der Bibi-Bobo-Wahnsinn
    Musikalischer Machtkampf in der Familie: Hat Miles Davis eine Chance gegen die singenden Schlümpfe?
    D icke Mama!«, kräht es aus dem Kinderzimmer. »Dicke Mama! Dicke Mama!«
    Die Mama ist überhaupt nicht dick, weiß aber, was jetzt droht: das dicke Ende des Tages. Sie muss eine Kassette zurückspulen, auf den Startknopf drücken, das Zimmer fluchtartig verlassen und 30 Minuten lang Geduld haben. So lange dauert nämlich die erste Seite des Hörspiels, das mit den Worten »Dicke Mama« beginnt.
    Diese 30 Minuten mit der »dicken Mama« rufen zwiespältige Gefühle hervor, auch beim dicken Papa. Ohne »dicke Mama« keine Entspannung beim Kind, aber mit »dicker Mama« keine Entspannung bei den Eltern.
    Erwachsene, die sich Wohnung und Stereoanlage mit kleinen Hörspielfanatikern teilen, stecken in einem Dilemma. Einerseits ist es ja nett, wie sehr sich Kinder für ein und dieselbe Geschichte begeistern können, selbst nach dem tausendsten Zurückspulen. Wie sie bei den Liedern mitsummen und Dialoge nachplappern. Andererseits: Wie lange hält ein durchschnittliches Nervenkostüm das aus, mit »Törööö!«, »Hex-hex!« und »Hurra, hurra, der Pumuckl ...«? Ohropax, absichtliches Weghören oder Kopfschutz helfen nichts, denn Kinder hören ihre Kassetten erstens sehr, sehr laut und zweitens sehr, sehr oft.
    Hart trifft es Eltern, deren Tochter sich gerade in der Übergangsphase von Bibi Blocksberg zu DJ Bobo befindet, während der kleine Bruder noch auf Schlümpfe und Pumuckl abfährt. Dann klingt es ungefähr so: »Hex-hex! Törööö! Shake your ass! Sagt mal, wo kommt ihr denn her! What a feeling! Hex-hex! Sensationell! Aus Schlumpfhausen, bitte sehr! Yeah, Baby! Törööö!«

    Im Rückblick wächst der Respekt vor meinen Eltern. Haben wir Mutter und Vater nicht auch systematisch gefoltert, als wir rücksichtslos »Hui Buh, das Schlossgespenst« und »Rotfuchs-Jux« abspielten, später Queen, Police und Pink Floyd? Von Udo Lindenberg ganz zu schweigen, der – objektiv betrachtet – viel schlimmer klingt als Schlümpfe, DJ Bobo und Benjamin Blümchen zusammen.
    Bevor sich ein halbwegs erwachsener Musikgeschmack festigt, muss jeder diese akustische Karriere durchlaufen – erst dann fühlt man sich zu Hause im Jazz, in der Klassik, im Pop, später vielleicht – Gott bewahre – sogar in der Volksmusik. Im Idealfall ist die Geschmacksfindungsphase abgeschlossen, bevor die eigenen Kinder mit der gleichen Entwicklung wieder von vorn beginnen.
    Dabei prallen die musikalischen Weltbilder zwangsläufig aufeinander. Aber leider verträgt sich ein lustig gequäkter Schlumpf-Rap nicht mit Erik Saties poetischen Klanggemälden, Pumuckls Gekreische nicht mit Cassandra Wilsons rauchiger Stimme und die penetrante »dicke Mama« nicht mit Norah Jones, die eher eine schlanke, zarte Mama ist.
    Längst ist um unsere Wohnzimmer-Stereoanlage ein Machtkampf entbrannt. Darf am Sonntag Miles Davis »Töröö!« machen oder Benjamin Blümchen? Immer seltener kann sich die Jazztrompete durchsetzen. Aber auf lange Sicht wird meine Miles-Davis-Scheibe gewinnen. Denn: Kassetten gehen schneller kaputt als CDs.

Picassos kleine Erben
    Die Ästhetik-Frage für Eltern: Wohin mit selbst gebastelten Kindergeschenken?
    M ein Schreibtisch war früher mal übersichtlich. Nur ein schicker, kleiner, silberner Computer im DIN-A4-Format stand darauf, dazu ein Telefon und eine Adresskartei, das war’s.
    Heute stehen drei Stifthalter aus Klopapierrollen neben dem Computer, dazu eine getöpferte Blumenschale in Hühnerform und eine Eule aus Gips. An der Wand über meinem Schreibtisch hängen Bilder, auf denen Mäuse, Blumen und Bäume zu sehen sind.
    Alles Kunstwerke meiner Kinder.

    Auch der Rest unserer Wohnung verwandelt sich nach und nach in eine Galerie für Wasserfarben-Kunstwerke, Tannenzapfen-Tiere,
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