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Papa Bloedmann - Ein Vater packt aus - Die beliebtesten Glossen aus ELTERN

Papa Bloedmann - Ein Vater packt aus - Die beliebtesten Glossen aus ELTERN

Titel: Papa Bloedmann - Ein Vater packt aus - Die beliebtesten Glossen aus ELTERN
Autoren: Titus Arnu
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reagieren.

    Später gesellt sich zur Entropie noch ein weiteres Prinzip: die Diffusion. Diffusion nennt man die Bewegung von Teilchen im Raum, beeinflusst durch Energie. Sagen wir, bei den Teilchen handelt es sich um Legosteine und beim Raum um ein Kinderzimmer. Minimale Energiezufuhr, etwa durch einen spielenden Dreijährigen, genügt, um alle Legos gleichmäßig im Raum zu verteilen. Das gleiche Phänomen tritt auch bei Spielzeugautos, Playmobilfiguren, Socken und Gummibärchen auf – und zwar meistens gleichzeitig.
    Eltern versuchen zwar dagegenzuarbeiten, dass sich alles in Staub auflöst. Aber das ist vergeblich. Denn Diffusion und Entropie sind Naturgesetze. Eigentlich lohnt es sich nicht, sich darüber aufzuregen, wenn Kinder dem Computer das Lebenslicht ausblasen, indem sie ihn so geschickt mit dem Fußball treffen, dass die Festplatte sich nicht mehr dreht.
    Und was ist eigentlich so schlimm daran, wenn die Gattin eine Beule in das neue Auto hineinparkt? Und was ist schon ein durchgeschmorter Toaster, wenn man bedenkt, dass irgendwo im Universum ganze Sonnensysteme explodieren?
    Und doch: Das Schwarze Loch, das ferne Galaxien verschlingt, ist eben ganz, ganz weit weg, während der brennende Toaster in der eigenen Küche steht und einem deshalb viel katastrophaler vorkommt.
    Alles hängt von der Wahrnehmung ab. Vielleicht sollten wir uns deshalb den Blick des Physikers aneignen: Der Toaster raucht, nicht weil er böse ist, sondern weil er technisch versagt. Und Kinder zerstören meist nicht aus Mutwilligkeit, sie ändern nur den Aggregatzustand eines Spielzeugs. Ich hoffe, das beruhigt Sie.

Die Enttarnung des Osterhasen
    Kinder haben viele Fragen. Weil die Antworten oft grausam oder langweilig wären, müssen Eltern Märchen erfinden
    L ügen entstehen aus der Not. Und die Not war groß, als unsere Zwerghasen Hoppel und Schlappi für immer ins Gras bissen. Also entstand eine große Lüge. Die armen Tierchen seien jetzt im Hasenhimmel, tröstete die mitfühlende Mutter die schluchzenden Kinder. Die Wahrheit hätte weniger hübsch geklungen: Der Fuchs hatte Hoppel und Schlappi geholt.
    Nun wollen Kinder so eine Geschichte wie die vom Hasenhimmel gern glauben. Aber sie denken auch praktisch. Also stellte mein Sohn die berechtigte Frage, was denn die toten Tiere dort oben im Himmel fressen. Schlagfertig wie immer erklärte die Mutter, dass sich die verblichenen Haustiere von abgestorbenen Pflanzen ernähren, die auch irgendwohin müssen, wenn sie nicht mehr leben. Der liebe Gott habe die Sache schlauerweise so eingerichtet, dass Haustierhimmel und Pflanzenhimmel auf einer gemeinsamen Wolke untergebracht seien.
    Darf man Kinder so dreist anschwindeln? Eine Frage, die gerade in der Osterzeit wieder an Aktualität gewinnt.
    Dass die meisten herumhoppelnden Säugetiere keine Eier legen (Schnabeltiere mal ausgenommen), ist bereits den meisten Vorschulkindern klar, aber soll man ihnen erbarmungslos eröffnen, dass der Osterhase gar nicht existiert?
    Was wäre Weihnachten ohne das Christkind? Der Nikolausabend ohne den Nikolaus?
    Ganz ehrlich: wie ein Überraschungs-Ei ohne Überraschung. Wie die Sendung mit der Maus ohne die Maus. Der Glaube an Eier legende Nager und andere Fabelwesen gehört einfach zum Familienglück. Glauben zumindest Eltern und lügen deshalb wie gedruckt.
    Das Problem: Von den Kindern verlangen wir absolute Ehrlichkeit. Lügen ist das Schlimmste überhaupt, betonen wir in regelmäßigen Abständen. Um dann haarsträubende Geschichten zu erfinden, schlimmer als Münchhausen, die Brüder Grimm und die »Bild-Zeitung« zusammen.
    So haben wir im Lauf der Jahre ein beachtliches Lügengebäude errichtet, mit Hasen, die Schoko-Eier produzieren, bärtigen älteren Herren und ihren fliegenden Rentieren, Sandmännchen und Zahnfeen. Bestärkt von Psychologen, die sagen, dass Kinder magische Gestalten brauchen, weil die die Phantasie anregen.
    Bis das Lügengebäude irgendwann in sich zusammenfällt. Einige Wochen nach Verkündung des Märchens vom Pflanzen- und Hasenhimmel verbrachten die Kinder ein Wochenende bei der Oma. Als die auf ihrem Balkon verwelkte Blätter von den Blumen zupfte und wegwerfen wollte, gaben die Kinder zu bedenken, dass dies wertvolles Futter für Hoppel und Schlappi sei.
    Das hielt die Oma für ausgemachten Unsinn, und schon war die Hasenhimmellüge entzaubert. Was folgte? Ein längeres Telefongespräch über bizarre Erziehungsmethoden, neue Erklärungsversuche zum Thema
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