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Panik: Thriller (German Edition)

Panik: Thriller (German Edition)

Titel: Panik: Thriller (German Edition)
Autoren: Alexander Gordon Smith
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Rücken gegen die eiskalte Wand stieß und zusammenzuckte. Kim und Chloe, ihre besten Freundinnen, gingen auf sie zu. Sie trugen ihre Zöpfe auf die gleiche Art, dazu bauschige Kleider, die über ihre Füße reichten, sodass es aussah, als würden sie schweben. Sie starrten sie mit großen Augen an. Geisteraugen.
    » Hallo, hört auf damit!«
    Sie hatten sie in die Ecke getrieben. Zu beiden Seiten versperrten ihr vollgepackte Kleiderstangen den Weg wie die Hecken in einem Labyrinth. Da war kein Durchkommen. Der einzige Ausweg führte durch eine Tür, die sie im Zwielicht nicht sehen konnte– nur das grüne Notausgang-Licht mit dem kleinen rennenden Männchen darauf. Es schien meilenweit entfernt zu sein. Kim und Chloe waren jetzt sehr nahe, und Kim streckte langsam eine Hand in weißer Spitze aus. Ein kalter Finger fuhr über Daisys Gesicht.
    » Lass das!«
    » O wie sie auf die Hand die Wange lehnt«, sagte Kim mit schauriger Geisterstimme. » O wär Fred doch der Handschuh auf dieser Hand und küsste ihre Wange!«
    Chloe hob die Hände und wedelte damit vor Daisy herum.
    » Eins, zwei, drei, dann sitzt euch der Stoß in der Brust«, stöhnte sie. » Da wäre Fred sicher auch gern.«
    » O Fredeo«, fügte Kim hinzu. » Wer hätt es je gedacht?«
    » Wer furzet in der Nacht?«, fragte Chloe. Das war zu viel. Alle drei prusteten los, und helles Gelächter erfüllte die Garderobe wie Sonnenlicht. Daisy lachte so laut, dass sie fast geplatzt wäre. Chloe ging in die Knie, wobei sich ihr Kleid in tausend Falten um sie herum ausbreitete und sich ein heimeliger Geruch nach Staub und altem Stoff ausbreitete.
    » Ihr seid furchtbar«, sagte Daisy, sobald sie wieder Luft in die Lunge bekam. Sie gab Kim einen spielerischen Klaps auf die Schulter, der durch ein dickes Schulterpolster abgefedert wurde. » Ich sag doch, ich will nichts von ihm!«
    » Aber er ist doch dein Fredeo«, sagte Chloe und streckte die Hände aus. Kim nahm eine, Daisy die andere, und gemeinsam halfen sie ihr auf die Füße. » Fredeo und Daisia, die schönste Liebesgeschichte der Welt.«
    » Er will überhaupt nichts von mir wissen«, sagte sie. » Und außerdem ist er schon in der Zehnten, oder?«
    » Die Dame, wie mich dünkt, gelobt zu viel«, sagte Kim und wischte sich die Tränen aus den Augen.
    » Falsches Stück, du dumme Nuss«, erwiderte Daisy. Sie drängte sich an ihnen vorbei, verließ das Labyrinth der Theatergarderobe und ging auf den riesigen Spiegel zu ihrer Linken zu, der wie in einer Broadway-Garderobe von Glühbirnen eingerahmt wurde. Sie betrachtete ihr Spiegelbild im kränklich gelben Licht. Eigentlich gefiel sie sich ganz gut – das lange braune Haar zu einem Dutt mit vielen Zöpfen aufgetürmt, dazu das schöne weiße Kleid, fast ein Brautkleid. Der hohe, enge Kragen ließ sie größer und schlanker wirken, als sie tatsächlich war. Und älter, fünfzehn statt fast dreizehn.
    Und damit genau im richtigen Alter für Fred…
    Sie spürte die Hitze in ihren Wangen und war froh, dass sie Make-up trug. Das dicke Rouge verdeckte diese Peinlichkeit. Sie holte ihre Handschuhe aus spinnwebdünner Seide heraus. Sie reichten ihr bis zum Ellbogen, und es war ein Albtraum, sie anzuziehen. Als sie vor drei Monaten erfahren hatte, dass sie die Rolle der Julia beim Schultheater spielen sollte, wäre sie vor Angst fast gestorben: Der Romeo ging in die zehnte Klasse! Allein bei der Vorstellung hätte sie sich am liebsten in einer finsteren Ecke verkrochen, bis alles vorbei war.
    Aber nein, sie hatte sich ihrer Angst gestellt und die Herausforderung angenommen, genau wie es ihre Eltern ihr beigebracht hatten. Und trotz ihrer Proteste hatte ihr die Aufmerksamkeit gefallen, die ihr zuteil geworden war. Dennoch musste sie sich immer wieder sagen, dass er nur so tat, dass dieser fünfzehnjährige Adonis, der ja schon eine Freundin hatte, sich nicht in einer Million Jahren für die echte Daisy Brien interessieren würde.
    » Ich kann mir meinen Text nicht merken«, sagte Chloe, deren Spiegelbild nun neben Daisys trat. Sie war einen halben Kopf größer, obwohl sie jünger war.
    » Du musst doch nur dreimal was sagen«, lachte Daisy und zog den ersten Handschuh über. Chloe spielte Lady Montague, Romeos Mum. Sie tauchte überhaupt nur in zwei Szenen auf, brachte aber ständig ihren Text durcheinander. Kim war Tybalt, Julias Vetter. Die Schauspiellehrerin hatte entschieden, dass in dieser Inszenierung ein Mädchen diese Rolle übernehmen würde. Sie stand
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