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Panik: Thriller (German Edition)

Panik: Thriller (German Edition)

Titel: Panik: Thriller (German Edition)
Autoren: Alexander Gordon Smith
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dem Ellbogen anstieß. Cal ließ es dabei bewenden– schließlich wollte er nicht zu verzweifelt wirken. Stattdessen wandte er sich wieder dem Spielfeld zu, wo sein Team gerade den nächsten Angriff startete. Dieses hohle, satte Plopp, wenn jemand den Ball traf, war das schönste Geräusch überhaupt, besonders im Sommer. Aber im Sommer klang sowieso alles besser.
    Dann sah er Truman, der alleine vor dem gegnerischen Strafraum stand und sich die Wange rieb. Er hatte keine Angst vor ihm, obwohl Truman eineinhalb Jahre älter und um einiges größer war und mit Vorliebe kleinere Mitschüler drangsalierte. Cal hatte eigentlich vor niemandem Angst. Er machte Choy Li Fut-Kung Fu, seit er acht war. In eine richtige Rauferei war er zwar noch nie geraten, aber er hatte keinen Zweifel, dass er auf alle Fälle seinen Mann stehen würde.
    Er sah wieder Trumans Gesicht vor sich, nachdem er ihm den Schlag verpasst hatte, den dumpfen Hass in seiner Miene, die kochende Wut. Er hatte wie ein echter Psychopath ausgesehen, wie in den Horrorfilmen. Megan hatte recht– jeder wusste, dass Truman verrückt war. Doch jetzt beschlich Cal der Verdacht, dass er wirklich verrückt war.
    » Durst?«, fragte Eddie und hielt Cal eine Wasserflasche mit abgerissenem Etikett hin.
    » Du weißt doch, dass ich das Zeug nicht mag«, sagte er und zog eine Dose Dr. Pepper aus Megans offenem Rucksack. » Wasser ist ungesund.« Er öffnete die Dose, nahm einen tiefen Zug und rülpste so laut, dass es ihm fast den Kopf von den Schultern hob. » Das hier ist die wahre Erfrischung.«
    » Ein Wunder, dass du überhaupt noch lebst«, murmelte Eddie. » Von dem vielen Zucker müssten deine Organe doch schon längst zusammenkleben.«
    » Los!«, rief Megan und sprang etwa einen Meter in die Luft. Cal sah, dass Ab mit dem Ball in den Strafraum dribbelte und schoss. Der Torwart sprang los und streifte den Ball mit einer Fingerspitze, was ausreichte, um ihn abzulenken. Cal sprang auf und legte die Hände an den Kopf.
    » Mann, das war knapp«, sagte er und ließ sich so heftig zurückfallen, dass er gegen Georgias Buch stieß. Sie warf ihm unter ihrem blonden Pony einen gespielt finsteren Blick zu. » Sorry, George, aber Bücherwürmer haben hier nichts zu suchen.«
    » Ich bin nicht freiwillig hier«, antwortete sie. Irgendwie machte sie ihre wütende Miene noch hübscher. Sie sah aus wie die Models mit Schmollmund auf den Modezeitschriften. Cals Magen krampfte sich zusammen, sein Körper schien plötzlich Tonnen zu wiegen, als hätte sich die Schwerkraft gerade verdoppelt. Für einen lächerlichen Augenblick– trotz des Sieges, trotz der Aufregung um Truman, trotz der Sonne und der Aussicht auf einen Nachmittag mit seinen Freunden– glaubte er, in Tränen ausbrechen zu müssen. Er drehte sich mit brennenden Augen und kribbelnder Haut um. Er holte einmal tief und keuchend Luft, dann war es vorbei.
    » Wie geht’s deinem Bein?«, fragte Georgia und lächelte schüchtern, als wüsste sie ganz genau, was gerade in ihm vorging. Er sah an sich herab zu den roten Linien auf seinen zerknitterten Socken, wo ihm Shreks Stollen die Haut aufgerissen hatten. Der Blutfleck war bereits getrocknet.
    » Ich weiß nicht«, sagte er. » Könnte tödlich sein. Vielleicht brauch ich gleich eine Mund-zu-Mund-Beatmung.«
    » Iiii«, rief Georgia und schlug leicht mit dem Buch nach ihm. » Dann frag Eddie.«
    » Ich könnt’s machen«, trällerte Megan und warf Cal einen Luftkuss zu.
    » Gott sei Dank«, murmelte Eddie.
    Cal lachte höflich, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und lehnte sich zurück. Irgendetwas nagte an ihm, er fühlte sich nicht besonders, aber das war nach einem solchen Match nichts Ungewöhnliches. Das lag zum Teil am nachlassenden Adrenalinpegel, zum Teil am Flüssigkeitsmangel. Er sollte mehr Wasser trinken, doch er hasste das Zeug. Dr. Pepper– mehr brauchte er nicht.
    » So eine lahme Gurke«, sagte Megan, als Steve Abelard, der langsamste Mittelfeldspieler, über den Platz trabte.
    Cal blendete sie aus, blendete alles aus, genoss einen Augenblick der Ruhe. Er holte tief Luft. Langsam ließ der Druck in seinem Kopf nach. Als er ausatmete, kehrte der Schmerz zurück, und mit ihm ein sanftes Pulsieren, das in seinem Schädel widerhallte, kaum lauter als das Schlagen weit entfernter Vogelflügel.
    Dum-dum …
    Dum-dum …
    Dum-dum …

Daisy
    Boxwood St. Mary, Suffolk, 14 . 47 Uhr
    » Ihr macht mir Angst…«
    Daisy Brien trat zurück, bis sie mit dem
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