Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Panik: Thriller (German Edition)

Panik: Thriller (German Edition)

Titel: Panik: Thriller (German Edition)
Autoren: Alexander Gordon Smith
Vom Netzwerk:
hatte zusammen mit ein paar Kumpels den verlassenen Vergnügungspark erkundet, und neben einer Taschenlampe und einem Rucksack hatten sie auch eine Drahtschere mitgenommen. Dann waren sie die ganze Nacht lang auf Schatzsuche gegangen– alte Kuscheltiere und eingeschweißte Süßigkeiten aus den Schießständen, Kleingeld aus den Automaten, Flaschen aus den Bars, in denen sich die Erwachsenen die Zeit vertrieben hatten, während ihre Kinder wie die Irren von einer Attraktion zur nächsten gerast waren.
    Viel hatten sie nicht gefunden. Ein paar schimmlige Bonbontüten und eine Packung WC -Steine. Bricks Kumpel Douglas Frinton hatte behauptet, er könnte daraus Wodka machen. Trotzdem war es ein Riesenspaß gewesen, in der Nacht durch den Park zu schleichen. Obwohl die Außenbereiche verfallen und gefährlich waren, sah es in den Gebäuden selbst– wenn man mal an den Ketten und Schlössern vorbei war– noch ganz annehmbar aus. Brick hatte einmal nach einem heftigen Streit mit seinem Dad sogar in dem alten Restaurant übernachtet. Er hatte sich ein Lager aus ein paar übrig gebliebenen Tischdecken gebaut.
    Er zwängte sich durch das Loch, bog das Drahtgeflecht hinter sich wieder an seinen Platz und bedeckte die Stelle mit einer schweren Spanplatte. Wäre eigentlich nicht nötig gewesen. Hier kam sowieso niemand mehr vorbei. Die Straßenlaternen auf den Fußwegen brannten schon lange nicht mehr, und wie bei allen verlassenen Orten kursierten auch über Fursville wilde Geschichten über Mörder und Geister. Er war oft genug hier gewesen und wusste, dass nichts davon der Wahrheit entsprach. Hier draußen war nur Brick.
    Wenn er vom Strand zur Plaza lief, kam er sich immer wie auf einem Hindernisparcours vor. Inzwischen hatte er jedoch so viel Übung, dass er sich mit Leichtigkeit einen Weg durch den Schutt, die Glasscherben und vorbei an dem verblichenen Grinsen der Karussellfiguren bahnen konnte. Sein Moped stand nach wie vor an einen mit Algen gefüllten Brunnen gelehnt. Das Fahranfänger-Schild hing schief herunter, eine der Magnetbefestigungen hatte sich gelöst. Er fuhr nun seit einem Jahr illegal damit herum und hatte nicht die Absicht, einen Führerschein zu machen. Erst, wenn er sich eine Ducati leisten konnte.
    Er zog sich den Helm über den Kopf. Seine Ohren wurden eingequetscht, aber das machte ihm nichts aus. Zumindest verdeckte er seine Haare. Dann stieg er auf. Das Moped war viel zu klein für seine fast zwei Meter. Er brauchte sechs Anläufe, bis der Motor, der auch in einen Rasenmäher gepasst hätte, endlich anzuspringen geruhte. Das Moped legte während der Fahrt über die Plaza kaum an Geschwindigkeit zu. Natürlich hielt er sich nicht an die Verkehrsschilder. Die Vordereinfahrt war sowieso verbarrikadiert und mit einer schweren Kette gesichert, als wäre das hier Alcatraz oder so. Stattdessen hielt er auf die südwestliche Ecke des Parks zu. Der Motor brummte wie eine fette Fliege, als er seinen eigenen Reifenspuren um die Kurve und an einer Krankenstation vorbei folgte. Über dem kleinen Schuppen waren die Worte » Aua-Station« gerade noch auf der Waschbetonwand zu erkennen. Direkt vor ihm tat sich eine Lücke im Zaun auf. Er drosselte die Geschwindigkeit, wobei er weiter auf dem Gas blieb, damit ihm der Motor nicht absoff, und schlängelte sich zwischen den beiden Lorbeerbüschen hindurch, die vor der Lücke wuchsen. Reflexartig sah er sich um– schließlich wollte er nicht, dass jemand sein Geheimversteck entdeckte. Die Luft war rein, die breite Straße vor ihm menschenleer. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befanden sich Abstellplatz und Ausstellungsraum eines Autohändlers. Beides war jedoch kurz nach der Schließung des Vergnügungsparks ebenfalls aufgegeben worden. Hinter der großen, schmutzigen Asphaltfläche konnte Brick die rauchenden Schornsteine der eine halbe Meile im Landesinneren gelegenen Kunstdüngerfabrik erkennen. Näher kam dieser Tage niemand an Fursville heran.
    Er hielt eine Minute lang inne, genoss die Ruhe, als wäre die Zeit hier stehen geblieben. Selbst mit dem Wimmern des Mopeds war es hier stiller und friedlicher als in der Stadt. Doch Lisa wartete– und die traurige Wahrheit war, dass er Angst vor ihr hatte, selbst wenn sie ihn nicht anschrie.
    Seufzend gab Brick Gas und fuhr nach Hause.
    Norwich, 15 : 57 Uhr
    » Also… Brick, richtig?«
    Brick nickte und musste sich beim Anblick von Lisas Eltern, die ihn von der Sicherheit ihrer Veranda aus anstarrten, ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher