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Panic

Panic

Titel: Panic
Autoren: Mark T. Sullivan
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gehen, Mr. Cantrell«, sagte er. »Ich schreibe an einer Geschichte über die Kultur des Jagens, für das
Men’s Journal
. Da die Jagd auf Weißwedelhirsche in Amerika wieder regen Zulauf findet und der verstorbene Mr. Metcalfe zudem ein erfahrener Jäger war, hatte meine Redaktion die Idee, diese Subkultur in diesem Revier, das nun auch zahlenden Jagdgästen zur Verfügung steht, vorzustellen.«
    Da trat ein Ausdruck in Cantrells Gesicht, den ich mir nicht zu deuten wusste. Seine Unterlippe schob sich vor, und das Zittern in seiner Stimme verriet, dass er sich nur mühsam unter Kontrolle hatte. »Hätten Sie das nicht gleich sagen können? Sie haben sich als normaler Kunde ausgegeben … eine Jagdhütte gebucht … Sie Spinner!«
    »Kommen Sie mal wieder runter«, sagte Kurant und lief nun seinerseits rot an. »Ich wollte eben keine Sonderbehandlung. Sie haben überhaupt keinen Grund, sich so aufzuregen.«
    Cantrell knurrte: »Da schleicht sich so ein gottverdammter Schmierfink hier ein, um wieder mal ’nen Verriss über die Jagd zu schreiben, als ob das was Besonderes wär, aber ich soll mich nicht aufregen! Sie haben Recht – sehen Sie mich an, ich bin hoch vergnügt!«
    »Mr. Cantrell«, wehrte sich Kurant, »ich schreib keine Verrisse!«
    »Erzählen Sie das Ihrer Großmutter! Ihr Schreiberlinge seid doch alle gleich: Speichellecker undArschkriecher!Und ohne jeden Bezug zur Natur.«
    »Glauben Sie, was Sie wollen«, erwiderte Kurant. »Ich hab siebentausend Dollar gelöhnt, damit ich hier sein kann. Sie haben den Scheck eingelöst. Ich erwarte also, dass Sie mich genauso behandeln wie Ihre anderen Gäste.«
    »Meine anderen Gäste jagen.«
    »Genau wie ich«, sagte Kurant. »Ich werd mit der Kamera auf Bilderjagd gehen.«
    Irgendwo in den Wolken über dem See kurvte das Wasserflugzeug gen Süden. Cantrell suchte den Himmel danach ab. Das Dröhnen des Motors wurde leiser, bis nichts davon blieb als der Wind und der Schnee und das Klatschen der Wellen gegen den Kai.
    Cantrell starrte den Reporter böse an. »Jetzt bleibt mir wohl nichts anderes mehr übrig. Aber eins sag ich Ihnen gleich: Wenn Sie den anderen auf die Nerven gehen, bleiben Sie im Camp. Alles klar?«
    Kurant rang sich ein Lächeln ab. »Völlig klar.«
    »Gut; ich hab noch ’ne Menge zu tun, bevor es Nacht wird.« Cantrell ging kopfschüttelnd davon und sandte leise Verwünschungen gen Himmel.
    Kurant sah zuerst mich an, dann Griff. »Auf
seine
Stellungnahme werde ich wohl verzichten müssen.«
    »Sieht ganz so aus«, sagte Griff. »Und wenn Sie nicht aufhören mit Ihrer Heimlichtuerei, werden Sie auch von mir und den anderen nichts rausbekommen. Verstanden?«
    Sie sahen sich kurz an, dann sagte Kurant: »Verstanden.«
    Grover kam pfeifend den Hügel heruntergewatschelt. Er hatte seine orangefarbene Mütze verkehrt herum aufgesetzt, und er sah zufrieden aus. Seine Jacke stand offen und enthüllte eine viel zu weite graue Wollhose; er hatte sie mit einem breiten schwarzen Gürtel kurzerhand auf Taille gebracht.
    »Hallo, hallo!«, sagte Grover.
    »Selbst hallo, hallo«, entgegnete Griff. »Bist gut drauf, wie?«
    »Grover ist immer gut drauf hier draußen.« Er grinste und zupfte sich am Ohrläppchen. »Drei Jahre lang hat er keine Seetaucher singen und keine Wölfe heulen gehört, und die großen Hirsche hat er auch nicht rennen sehen. Ist doch klar, dass Grover jetzt glücklich ist; er ist hier zu Hause! Kommt schon, Grover zeigt euch die Hütten.«
    Grover zupfte sich wieder am Ohrläppchen und legte noch einmal ein strahlendes Grinsen an den Tag. Man merkte gleich, dass mit ihm etwas nicht stimmte – die Art und Weise, wie er immer in der dritten Person von sich redete, und der weltfremde Silberblick in seinen sanften Augen –, er wirkte wie ein Labradorwelpe, gab einem vom ersten Moment an das Gefühl, ihn zu kennen, und die Gewissheit, dass er ein warmherziger, grundehrlicher Kerl war.
    Er schob mich sanft beiseite, übernahm meinen Karren und zerrte ihn die Böschung hinauf. Ich eilte ihm nach. Kurant rief: »Cantrell sagte, du wärst schon eine Ewigkeit hier. Wie lange, Grover?«
    Er schaute mich verwundert an, als liege die Antwort doch klar auf der Hand. »Bin doch schon hier geboren. Mama war die Köchin von Mr. Jimmy. Grover und Mama haben sechs Monate im Jahr hier verbracht, von der Schneeschmelze bis zum Ende der Hirschjagd. Im Sommer hat Mr. Jimmy geangelt und im Herbst Vögel und Hirsche gejagt. Grover hört den
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