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Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer

Titel: Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer
Autoren: Christoph Lode
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sie sich in Luft aufgelöst.
    Im gleichen Moment ließen die wenigen Ghule, die noch nicht erschlagen worden waren, von ihren Gegnern ab, reckten
die Köpfe und zischten und wisperten mit ihren unmenschlichen Stimmen. Als sie feststellten, dass ihr Anführer verschwunden war, hasteten sie in heilloser Flucht durch den Saal, sprangen über Vivana hinweg, die hastig den Kopf einzog, und drängten durch das Portal. Die überlebenden Spiegelmänner setzten ihnen nach und streckten so manchen Untoten nieder, bevor die Horde fliehen konnte.
    Stille kehrte in der Halle ein. Corvas’ Krähen hatten sich auf den Körpern der toten Ghule niedergelassen und labten sich an ihrem verrotteten Fleisch.
    Vivana kroch auf allen vieren über den Boden. »Liam«, flüsterte sie, doch sie konnte ihn nicht finden. Wo er eben noch gelegen hatte, waren die Marmorplatten so heiß, dass sie sich die Hand daran verbrannte.
    Mühsam stand sie auf und blickte sich um. »Liam, bist du da?«
    Keine Antwort. Kalte Furcht erfasste sie. Überall lagen Körper und bewegten sich nicht. War Liam so schwer verletzt, dass er nicht antworten konnte? War er … tot?
    Sie suchte die Mitte des Saales ab. Von Liam keine Spur.
    Ein schmerzerfülltes Wimmern erklang. Jackon. Sie lief zu ihm.
    Corvas hatte ihm einen zusammengerollten Teppich unter den Kopf geschoben. Er atmete schwer. Dicht über seinem Herzen befand sich eine schreckliche Wunde, als hätte sich ein Stück glühendes Metall in seine Brust gebohrt und das Fleisch verbrannt.
    »Jackon«, sagte sie. »Kannst du mich hören?«
    Er flüsterte etwas, vielleicht ihren Namen. Es war so leise, dass sie es nicht verstehen konnte.
    »Liam ist fort. Seth hat irgendetwas mit ihm angestellt. Ich kann ihn nirgendwo finden.«
    Abermals formten Jackons Lippen lautlose Silben. Seine
Augen trübten sich zusehends - von ihm konnte sie keine Hilfe erwarten. Verzweifelt schaute Vivana sich um. Vielleicht konnte Lucien ihr sagen, was geschehen war. Aber der Alb schien ebenfalls verschwunden zu sein.
    »Wo ist Lucien?«, fragte sie Jackon, nur um festzustellen, dass der Rothaarige das Bewusstsein verloren hatte.
    Erst jetzt bemerkte sie, dass Corvas sie anstarrte.
    »Bist du nicht Nestor Quindals Tochter?«, fragte der Schwarzgekleidete mit seiner monotonen Stimme.
    Sie nickte.
    »Was hast du hier zu suchen?«
    Sie zuckte mit den Schultern, woraufhin Corvas sie mit einem stechenden Blick bedachte. »Hast du etwas mit dieser Sache zu tun?«
    »Mit den Ghulen? Natürlich nicht!«
    Er schien ihr nicht zu glauben. Doch bevor er ihr weitere Fragen stellen konnte, kam Lady Sarka die Treppe herunter, gefolgt von ihrer Leibwächterin Umbra. Sie kniete sich neben Jackon. »Wie geht es ihm?«
    »Es hat ihn übel erwischt«, antwortete Amander. »Aber er wird durchkommen, denke ich.«
    »In meine Gemächer mit ihm. Und ruft meinen Leibarzt.«
    Corvas hob Jackon hoch und trug ihn die Treppe hinauf, ohne Vivana eines weiteren Blickes zu würdigen. Vivana atmete auf. Nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn der Anführer der Geheimpolizei beschlossen hätte, sie zu verhören.
    In diesem Moment wurde Lady Sarka auf sie aufmerksam. »Du?«, fragte die Herrscherin von Bradost verwundert.
    »Lady Sarka«, murmelte Vivana respektvoll. Die Lady und sie waren einander schon oft begegnet, bei verschiedenen offiziellen Empfängen, zu denen man ihren Vater eingeladen hatte.

    »Was machst du in meinem Haus?«
    Umbra antwortete an Vivanas Stelle: »Sie war offenbar bei Jackon und Quindals Großneffen, als die Ghule angegriffen haben.«
    »Weiß dein Vater davon?«, fragte die Lady.
    »Natürlich«, log Vivana.
    Lady Sarkas Stimme bekam einen schneidenden Klang. »Hatte ich euch nicht den Befehl gegeben, niemanden in den Palast zu lassen?«
    »Wir wissen nicht, wie sie hereingekommen ist«, erwiderte Umbra.
    »Sieh zu, dass sie nach Hause kommt. Wir haben Wichtigeres zu tun.« Die Lady stieg die Treppe hinauf.
    »Wartet«, rief Vivana. »Was ist mit Liam?«
    Lady Sarka wandte sich um und blickte sie voller Ungeduld an.
    »Er ist verschwunden. Ich muss wissen, was mit ihm geschehen ist.«
    »Kümmere dich darum«, befahl die Lady Umbra, ehe sie zu ihren Gemächern ging.
    Dann war Vivana mit der Leibwächterin allein. Sie stieg über zertrümmerte Möbel und die Kutten zu Staub zerfallener Spiegelmänner, als sie den verwüsteten Saal durchquerte.
    »Er stand hier, als es passiert ist.«
    »Als was passiert ist?«
    Vivana wusste, dass sie
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