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Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer

Titel: Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer
Autoren: Christoph Lode
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zu. Lucien hatte inzwischen herausgefunden, dass er Jackon hieß. »Warum bleiben wir nicht hier? Vielleicht schaffen es Corvas und Amander ja, Aziel zu vertreiben.«
    »Das ist zu riskant. Solange du in seiner Nähe bist, kann er deine Präsenz spüren. Du musst dich anderswo verstecken, am besten weit weg von hier. Vielleicht verliert er dann deine Spur. Einverstanden?«
    Jackon nickte; dann sah er ihn fragend an. »Warum hilfst du mir? Du kennst mich doch überhaupt nicht.«
    »Lange Geschichte«, erwiderte Lucien und lief los.
     
    Bevor Vivana Liam und den anderen folgte, warf sie einen letzten Blick zu den beiden bleichen Frauen, die über den Köpfen der Kämpfenden schwebten, umwogt von ihren leichentuchartigen Gewändern und ihrem violetten Haar. Vílen - allmächtiger
Tessarion! , dachte sie mit einer Mischung aus Entsetzen und Faszination. Seit sie ein Kind war, hatten ihr die Manusch von diesen und anderen Bewohnern der Schattenwelt erzählt, von Alben wie Lucien und Aziel und Incubi wie Seth, und sie hatte nie daran gezweifelt, dass all diese Geschöpfe wirklich existierten. Doch sie mit eigenen Augen zu sehen, mit ihnen zu reden, vor ihrer übernatürlichen Macht zu zittern war eine Erfahrung, auf die keine Geschichte sie je vorbereitet hatte. Und sie hatte immer gedacht, sie wüsste über derartige Dinge Bescheid. Gar nichts wusste sie. Sie konnte froh sein, wenn sie mit heiler Haut davonkam, um Livia von ihrer Begegnung mit der Schattenwelt zu berichten.
    Die Ledertasche an ihren Bauch gepresst, huschte Vivana unter der Galerie entlang und verbarg sich hinter Säulen und Wandschirmen, während wenige Schritte entfernt der Kampf tobte.
    Vor ihr wurde eine Stellwand umgerissen, als ein Spiegelmann dagegenprallte und zu Boden stürzte. Vivana blieb so ruckartig stehen, dass sie beinahe das Gleichgewicht verlor. Ein Ghul sprang den Liegenden an, riss dessen Maske herunter und schlug seine Zähne in den Hals des Homunculus.
    Voller Grauen starrte Vivana den Untoten und sein Opfer an, bevor ihr ein Sekundenbruchteil später klar wurde, in welcher Gefahr sie sich befand. Sie rannte los, doch der Ghul hatte sie bereits bemerkt. Er sprang von dem toten Homunculus herunter und fauchte.
    Vivana schwang ihre Tasche und erwischte den Ghul am Kopf. Das Buch darin war so schwer, dass das Geschöpf zu Boden geschleudert wurde, allerdings rappelte es sich sofort wieder auf, ein böses Glühen in den Augen.
    »Du hast es nicht anders gewollt«, sagte sie und holte abermals mit ihrer Tasche aus. Der Ghul sprang vor, bekam den Lederriemen zu fassen und riss ihr die Tasche aus den Händen.
Sie rutschte über den Boden und verschwand zwischen den Füßen der Kämpfenden.
    »Nein!«, schrie Vivana. Gleichzeitig schlug der Ghul nach ihrem Gesicht, sie zog den Kopf ein und entging den messerscharfen Krallen um Haaresbreite. Der Untote holte zu einem zweiten Klauenhieb aus, doch bevor er ihn ausführen konnte, tauchte hinter ihm ein Spiegelmann auf und zerschmetterte ihm mit seinem Rabenschnabel den Schädel.
    Vivana wusste, dass sie nur durch pures Glück dem Tod entronnen war, aber sie wartete nicht, bis sie sich von dem Schreck erholt hatte. Kaum war der Ghul zusammengebrochen, reckte sie den Kopf und hielt nach der Tasche Ausschau. Sie musste sie finden. Wenn sie das Buch verlor, hatten Liam und sie all die Gefahren umsonst auf sich genommen, würde Liam nie erfahren, wonach sein Vater gesucht hatte.
    Jemand packte sie am Arm. »Was machst du hier?«, stieß Lucien hervor. »Weiter, bevor dich die Vílen entdecken!«
    »Nicht! Die Tasche -«, keuchte sie, doch der Alb zog sie bereits fort.
    Sie hasteten zu einem umgefallenen Tisch in der Nähe der Tür, hinter dem Liam und Jackon kauerten.
    »Wo ist die Tasche?«, fragte Liam, als Vivana und Lucien neben ihnen in Deckung gingen.
    »Ein Ghul hat sie mir weggerissen.«
    Er fluchte.
    »Es tut mir leid«, sagte sie verzweifelt. »Ich konnte nichts machen. Es ging zu schnell.«
    »Wo hast du sie verloren?«
    »Irgendwo dahinten, wo die Stellwand umgefallen ist.«
    Liam spähte am Tisch vorbei zu der Stelle. »Wartet hier auf mich.«
    Als er loslaufen wollte, hielt Lucien ihn fest. »Du bleibst hier«, sagte er scharf. »Wir müssen so schnell wie möglich fliehen.«

    »Ohne die Tasche gehe ich nirgendwo hin«, erwiderte Liam, riss sich los und hastete davon.
     
    Jackon beobachtete, wie sein Freund in den Schatten unter der Galerie verschwand.
    »Was ist denn so wichtig an
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