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Pan Tau

Pan Tau

Titel: Pan Tau
Autoren: Ota Hofman
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verfluchte insgeheim das Reisebüro Globus und den Herrn mit Melone, der ihm die geflickte Jacke und die zerlöcherten Schuhe geliefert hatte. Er erinnerte sich: Ich habe ausdrücklich Beförderung per Autostopp verlangt. Auch das klappte nicht.
    Die Füße taten ihm weh. Hinter der Stadt zog er sich die Schuhe aus. Sofort hüpfte er hoch. Der heiße Asphalt hatte ihm beinahe die Fußsohlen verbrannt. Die Landstraße war endlos. Autos fuhren vorüber. Tausende von Autos. Eines endlich hielt an. Es war ein Lieferwagen. Der Fahrer, der einen Hund und zwei Kinder bei sich hatte, ließ Claudia vorne bei sich einsteigen. Dann öffnete er die Piintertür und half Viola höflich in den Laderaum. Jemand reichte Viola eine Zigarre.
    Es war Pan Tau.
    »Was soll ich mit der Zigarre?« sagte Viola verärgert. »Ein Stück Brot wäre mir lieber! Auch Claudia hat Hunger. Höchste Zeit, daß Sie da sind! Ich verlange ein ordentliches Essen. Ein Stück Fleisch, so groß wie der Teller. Vor der Stadt lassen Sie uns aussteigen. Wir gehen ins erste Wirtshaus am Marktplatz. Ich stelle mir ein Steak vor, weder blutig noch ganz durchgebraten. Dann ein Dessert und Kaffee. Wir kommen, bestellen und essen. Geld haben wir natürlich nicht. Wir laufen davon, ohne zu zahlen. Das ist Romantik!«
    Er überlegte einen Augenblick, dann sagte er noch:
    »Ein Mann mit Flinte. Oder zwei? Er schießt hinter uns her. Natürlich Blindgänger. Für die Sicherheit garantieren Sie! Aber es muß wie echt aussehen. Claudia darf nicht merken, daß alles nur ein Spiel ist. Ich verlange die übelsten Rabauken der Stadt. Und noch drei Hunde an doppelter Leine. Das ganze Wirtshaus ist uns auf den Fersen. Vergeblich. Ich lenke von unseren Spuren ab. Auf dem Gleis steht ein Zug bereit. Wir fahren ab. Eine Nacht unter einer Brücke. Die Vagabunden und ich...«
    Pan Tau lächelte. Er trommelte leicht auf die Melone und fuhr dann mit den Fingern am Hutrand einmal nach links und einmal nach rechts. Das Auto blieb stehen. Fern glänzten in der Sonne die Türme der Stadt.
    W. Viola zog sich die Schuhe an. Fröhlich pfeifend ging er mit Claudia auf die Stadt zu.
    Sie kamen auf den Marktplatz. Da war ein Wirtshaus. Vor dem Eingang lag ein kalbsgroßer Hund. Er knurrte und zeigte die Zähne. Viola sah sich noch die Fenster des Wirtshauses an. Sie waren direkt über dem Gehsteig. Es schien, daß Pan Tau nichts vergessen hatte. Zufrieden trat Viola ins Haus. Dort lag ein zweiter kalbsgroßer Hund. Auch er knurrte.
    »Nur keine Angst«, sagte Viola zu Claudia, die zurückwich. »Heute werden wir hervorragend essen. Bevors ans Zahlen geht, hauen wir ab. Den Hunden streue ich Pfeffer auf unsere Spur.«
    Ein dritter Hund lag unter dem Billardtisch. Er machte nicht den Eindruck, daß Pfeffer ihn stören würde. Bellend ging er auf Viola los. Den Billard tisch, an den er angebunden war, zog er wie ein Spielzeug hinter sich her. Er beschnupperte Viola und Claudia und legte sich dann wieder unter den Tisch. Das Reisebüro Globus hatte sich diesmal selbst übertroffen! Beim Ofen saß ein Jäger mit Flinte. Die übelsten Rabauken der Stadt spielten Karten. Sie blickten überrascht auf, als W. Viola zwei Steaks bestellte. Für sich und Claudia. »Natürlich habe ich Geld«, sagte er und rieb sich bei diesen Worten die Nasenspitze. »Ich bin W. Viola-Elektro. Zweimal Steak und Dessert.«
    »Im Vorjahr war einer da, der sagte, er sei der Millionär Rockefeller«, sprach mit trauriger Stimme der Wirt, der aussah, als wäre er dem Zuchthaus Sing-Sing entflohen. Er stellte zwei große Teller mit zwei großen, halb durchgebratenen Steaks auf den Tisch. »Er hat auch halb durchgebratene Steaks bestellt.«
    »Was ist mit ihm passiert?« fragte Claudia erwartungsvoll.
    »Der ißt nicht mehr«, sagte der Wirt. »Seine letzten Worte waren: Rufen Sie die Hunde zurück!«
    »Meinst du diesen Landstreicher, den ich über den Haufen geschossen habe?« fragte der Jäger.
    »Nein. Der war erst später da, er aß ein Schnitzel und rannte wie ein Hase davon. Wünschen Sie Eis?«
    »Ein Eis«, sagte Viola und blinzelte Claudia zu. »Das dritte Fenster von links! Vergiß nicht, hinter dir die Stühle umzuwerfen. Das hält sie auf.«
    Er steckte den Pfefferstreuer in die Tasche. Das Fluchtspiel gefiel ihm immer besser.
    »Und einen Mokka!«
    Daß Claudia ihn bewunderte, freute ihn sehr.
    Sie fragte: »Hast du keine Angst?«
    »Nein. Warum?«
    Der Wirt brachte den Mokka.
    »Wenn ich den Löffel fallen lasse,
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