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Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet

Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet

Titel: Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet
Autoren: Lars Kepler
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Schatten, die Bewegungen des Wassers erzeugen ein Netz aus Licht, das sich schaukelnd in den grau gestrichenen Stahlbalken hoch über ihnen spiegelt.
    Sie sieht ihn mit einem Cowboyhut auf dem Kopf auf dem Achterdeck stehen. Er rührt sich nicht, hat die Arme um seinen Körper gelegt und die Schultern hochgezogen.
    Penelope steckt zwei Finger in den Mund und pfeift gellend. Björn schreckt zusammen, und sein Gesicht wird vollkommen nackt, als hätte er plötzlich schreckliche Angst. Er schaut zur Straße hinüber und sieht Penelope. Als er auf die Laufplanke tritt, sind seine Augen immer noch voller Angst.
    »Was ist los?«, fragt sie und steigt die Treppe zu den Liegeplätzen der Boote hinunter.
    »Nichts«, antwortet Björn, rückt den Hut auf seinem Kopf gerade und versucht zu lächeln.
    Sie umarmen sich, und sie spürt, dass seine Hände ganz kalt sind und sein Hemd am Rücken nassgeschwitzt ist.
    »Du bist ja ganz verschwitzt«, sagt sie.
    Björn weicht ihrem Blick aus.
    »Ich habe mich ins Zeug gelegt, damit wir möglichst schnell loskommen.«
    »Hast du meine Tasche mitgebracht?«
    Er nickt und deutet in Richtung Kajüte. Das Boot wiegt sich leicht unter ihren Füßen, ihr steigt der Duft von sonnenwarmem Plastik und lackiertem Holz in die Nase.
    »Hallo?«, fragt sie heiter. »Wo bist du?«
    Seine strohfarbenen Haare stehen in kleinen filzigen Dreadlocks in alle Richtungen ab. Die hellblauen Augen sind kindlich, lächelnd.
    »Ich bin hier«, antwortet er und senkt den Blick.
    »Und woran denkst du die ganze Zeit?«
    »Daran, dass wir zusammen sein dürfen«, antwortet er und legt seine Arme um ihre Taille. »Daran, mitten in der Natur Sex zu haben.«
    Seine Lippen berühren flüchtig ihre Haare.
    »Das erhoffst du dir also?«, flüstert sie.
    »Ja«, antwortet er.
    Sie muss über seine Ehrlichkeit lachen.
    »Die meisten … zumindest die meisten Frauen finden, dass das ein bisschen überbewertet wird«, sagt sie. »Zwischen Ameisen und Steinen auf der Erde zu liegen und …«
    »Es ist wie nackt schwimmen.«
    »Dann wirst du wohl versuchen müssen, mich zu überzeugen«, erwidert sie neckisch.
    »Das wird mir ganz sicher gelingen.«
    »Wie denn?«, sagt sie und lacht, als sich das Handy in ihrer Stofftasche meldet.
    Der Klingelton des Telefons lässt Björn erstarren. Jegliche Farbe verschwindet aus seinen Wangen. Sie wirft einen Blick auf das Display und sieht, dass es ihre jüngere Schwester ist.
    »Es ist Viola«, sagt sie zu Björn, dann meldet sie sich.
    »Hola, Schwesterherz.«
    Ein Auto hupt, und ihre Schwester ruft etwas abseits des Telefons.
    »Verdammter Irrer«, meckert ihre Schwester.
    »Was ist los?«
    »Es ist aus«, sagt ihre Schwester. »Ich habe mit Sergej Schluss gemacht.«
    »Mal wieder«, fügt Penelope hinzu.
    »Ja«, antwortet Viola leise.
    »Entschuldige«, sagt Penelope. »Ich kann verstehen, dass du traurig bist.«
    »Ach, halb so wild, aber … Mama meinte, ihr würdet mit dem Boot rausfahren, und da dachte ich … ich würde gerne mitkommen, wenn ich darf.«
    Es wird vollkommen still.
    »Mitkommen.« Penelope hört die fehlende Begeisterung in ihrer eigenen Stimme. »Björn und ich brauchen eigentlich mal ein bisschen Zeit für uns, aber …«

2
    Der Verfolger
    Sie hat einen luftigen blauen Sarong um die Hüften geschlungen und trägt ein weißes Bikinioberteil mit Peace-Zeichen auf der rechten Brust. So bekleidet steht Penelope am Steuer. Durch die Windschutzscheibe fällt Sommerlicht zu ihr herein. Vorsichtig umschifft sie Kungshamns Leuchtturm und manövriert die große Motorjacht anschließend in den schmalen Sund.
    Ihre Schwester Viola steht von dem pinkfarbenen Liegestuhl auf dem Achterdeck auf. Die letzte Stunde hat sie dort mit Björns Cowboyhut und einer riesigen spiegelnden Sonnenbrille gelegen und mit schläfrigen Bewegungen einen Joint geraucht.
    Viola unternimmt fünf schlaffe Versuche, mit den Zehen die Streichholzschachtel vom Deck aufzuheben, ehe sie schließlich aufgibt. Penelope kann sich ein Lächeln nicht verkneifen. Viola betritt durch die Glastür den Salon und fragt, ob sie übernehmen soll.
    »Ansonsten gehe ich nämlich runter und mixe mir eine Margarita«, sagt sie und steigt weiter die Treppe hinab.
    Auf dem Vordeck liegt Björn mit der Taschenbuchausgabe von Ovids Metamorphosen als Kopfkissen auf einem Badetuch.
    Penelope sieht, dass das Geländer vor seinen Füßen an der Verankerung rostet. Björn hat das Boot zum zwanzigsten Geburtstag von seinem
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