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Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet

Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet

Titel: Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet
Autoren: Lars Kepler
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Bäumen.
    »Was ist?«, fragt Björn mit belegter Stimme.
    Sie sieht ihn an, er sitzt nackt auf der Erde und lächelt zu ihr hinauf.
    »Du hast dir die Schultern verbrannt.«
    »Wie jeden Sommer.«
    Er streicht vorsichtig über die rote Haut auf seinen Schultern.
    »Lass uns zurückgehen – ich habe Hunger«, sagt sie.
    »Aber vorher muss ich noch eine Runde schwimmen.«
    Sie zieht Slip und Hose wieder an, schlüpft in die Schuhe und hält das Bikinioberteil in der Hand. Sie lässt den Blick über seinen unbehaarten Brustkorb, die Muskeln der Arme, das Tattoo auf der Schulter, den fahrlässigen Sonnenbrand und seinen heiteren, verspielten Blick schweifen.
    »Nächstes Mal musst du unten liegen«, sagt sie lächelnd.
    »Nächstes Mal«, wiederholt er fröhlich. »Dann habe ich dich also überzeugt, wusste ich’s doch.«
    Sie lacht und winkt ihm abwehrend zu. Er legt sich auf den Rücken und blickt in den Himmel. Als sie durch den Wald zu dem kleinen steilen Uferstück zurückgeht, an dem ihr Boot ankert, hört sie ihn vor sich hin pfeifen.
    Bevor sie zur Jacht hinuntergeht, bleibt sie stehen und zieht das Bikinioberteil wieder an.
    Als Penelope an Bord geht, fragt sie sich, ob Viola noch in der Achterpiek schläft. Sie denkt, dass sie einen Topf mit neuen Kartoffeln und einigen Dillkronen aufsetzen und sich anschließend waschen und umziehen wird. Seltsamerweise ist das Achterdeck ganz feucht wie nach einem Regenschauer. Viola muss es aus irgendeinem Grund gescheuert haben. Das Boot fühlt sich verändert an. Penelope weiß nicht, was es ist, aber vor Unbehagen bekommt sie eine Gänsehaut. Als plötzlich die Vögel verstummen, ist es fast vollkommen still. Nur das leise Gluckern des Wassers gegen den Rumpf und ein gedämpftes Knarren vom Seil um den Baum dringen an ihr Ohr. Auf einmal ist Penelope sich jeder ihrer Bewegungen bewusst. Sie geht achtern die Treppe hinunter und sieht, dass die Tür zur Gästekajüte offen steht. Die Lampe ist an, aber Viola ist nicht da. Penelope merkt, dass ihre Hand zittert, als sie an die Tür zu der kleinen Toilette klopft. In einigerEntfernung sieht sie Björn ins Wasser gehen. Sie winkt ihm zu, aber er bemerkt sie nicht.
    Penelope öffnet die Glastüren zum Salon, geht an den blauen Sofas, dem Teakholztisch und dem Steuer vorbei.
    »Viola?«, ruft sie leise.
    Sie geht zur Pantry hinunter, holt einen Topf aus dem Schrank, stellt ihn jedoch zunächst nur auf der Kochplatte ab, da ihr Herz plötzlich schneller schlägt. Sie wirft einen Blick in das große Badezimmer und bewegt sich dann zum Vorpiek, wo sie und Björn schlafen. Sie öffnet die Tür, sieht sich in der dunklen Kajüte um und glaubt im ersten Moment, sich selbst im Spiegel zu sehen.
    Viola sitzt ganz still, und ihre Hand ruht auf dem rosa Kissen vom Trödel.
    »Was machst du hier?«
    Penelope hört sich ihre Schwester fragen, warum sie hier im Schlafzimmer ist, obwohl sie längst begriffen hat, dass etwas nicht stimmt. Violas Gesicht ist teigig weiß und feucht, ihre Haare sind nass und strähnig:
    »Viola? Was ist los? Viola?«
    Sie weiß, was passiert ist, was nicht stimmt, es kommt kein Atem von ihrer Schwester, ihre Haut strahlt keine Wärme ab, es ist nichts mehr von ihr da, ihre Lebensflamme ist erloschen. Der enge Raum wird dunkler, schließt sich um Penelope. Mit fremder Stimme wimmert sie und stolpert rückwärts, reißt Kleider herunter, stößt mit der Schulter hart gegen den Türpfosten, dreht sich um und läuft die Treppe hinauf.
    Als sie aufs Achterdeck hinauskommt, ringt sie nach Luft, als wäre sie dem Ersticken nahe. Sie hustet und schaut sich mit eiskaltem Grauen im Körper um. In hundert Metern Entfernung sieht sie am Ufer einen fremden Mann in schwarzen Kleidern. Penelope erfasst den Zusammenhang. Sie weiß, dass es der Mann ist, der sich im Schatten unter der Brücke in dem Militärschlauchboot aufhielt, der ihr den Rücken zuwandte, als sie das Boot passierte.Sie begreift, dass dieser schwarz gekleidete Mann Viola getötet hat und noch nicht fertig ist.
    Der Mann steht am Wasser und winkt Björn zu, der zwanzig Meter vom Land entfernt schwimmt, er ruft etwas und hebt den Arm. Björn hört ihn und hält inne, tritt auf der Stelle und blickt suchend zum Ufer.
    Die Sekunden stehen still. Penelope rennt zum Steuer, wühlt in der Werkzeugkiste, findet ein großes Messer und läuft zum Achterdeck.
    Sie sieht Björns langsame Schwimmzüge, die Wasserringe um ihn herum. Er sieht den Mann am Ufer mit
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