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Päpste pupsen nicht (German Edition)

Päpste pupsen nicht (German Edition)

Titel: Päpste pupsen nicht (German Edition)
Autoren: Alexander Smoltczyk
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dem Namen gebracht hat. Jedenfalls war Benito genau der Typ Junge, auf den ich sehr gut verzichten kann. Er sah aus, als sei er mit Nutella und Nudeln großgezogen worden, so dick, dass sein Hemd vorne nicht in die Hose passte. Aber überzeugt davon, dass er mit seinem bisschen Body-Bildung der Schlauste, Schönste und Stärkste in der Straße war und dass Mädchen nur dazu da sind, von ihm geärgert zu werden. Besonders Mädchen mit Brille, die blöde Namen tragen. Wir waren einmal bei Benitos Eltern zum Essen eingeladen. Es gab Fisch. Benito wollte unbedingt den Kopf haben. Er liebt es, mit der Gabel in die Fischaugen zu stechen. Immer, wenn ich ihn sehe, muss ich an diese Augen denken.
    »Ciao, Smiley«, sagte Benito, als er sich im vierten Stock in den Lift quetschte. Dann packte er einen Schokoriegel aus, stopfte ihn sich in den Mund und ließ das Einwickelpapier fallen. »Oh, hoppla«, sagte er und schaute mich dabei die ganze Zeit an. »Das macht man ja nicht, oder Smiley?« Das Problem mit Benito ist, dass er leider nicht ganz so dumm ist, wie er aussieht. Er kann ziemlich schlau sein und interessiert sich für alles. Vor allem für Sachen, die ihn nichts angehen.
    »Mensch, Benito, versuch es erst gar nicht«, sagte ich.
    »Wirklich doof übrigens, das mit deinem Meerschwein.«
    Zum Glück klickte etwas und der Lift kam im sechsten Stock zum Stehen. Benito riss die Fahrstuhltür und seinen schokoriegelverschmierten Mund gleichzeitig auf: »Kommt ein Vöglein geflogen …«, krähte er und ließ die Tür zukrachen, »… schreibt der Smiley einen Gruß.«
    Nein, das konnte er nicht gesagt haben. Ich musste Benito falsch verstanden haben. Aber bei diesem Typen war alles merkwürdig, und ich dachte schon nicht mehr daran, als ich zu uns in die Wohnung kam. Ich fragte mich nur, ob ich Benito von Monos Tod erzählt hatte. Hatte ich eigentlich nicht.
    »Hallo, Mama …«
    »Hallo, Smillchen, gut, dass du da bist.« O nein. Das klang nicht gut. »Smillchen« war schon eine Beleidigung, aber der Rest des Satzes war nicht viel besser. »Du wolltest doch Tante Maja zum Geburtstag eine Karte schreiben oder etwas malen.«
    Eltern, wie gesagt, sind wichtig und durchaus nicht unpraktisch, und es kann in gewissen Situationen von Vorteil sein, sie dabeizuhaben. Aber sie haben einen Nachteil. Im ungünstigsten Moment wollen sie, dass man wie im Kindergarten Buntstifte rausholt und Bilder mit lächelnden Gesichtern vollmalt. Ich male dann immer viel Himmel, das geht am schnellsten und kommt gut an.
    Unser Palazzo hat eigentlich nur sieben Stockwerke. Auch der Fahrstuhl hat nur sieben Knöpfe (und einen roten für Alarm, aber der geht nicht, wie mein bekloppter Cousin einmal ausprobiert hat). Doch es gibt eine Treppe, die führt noch höher hinauf. Überm letzten Stock geht’s weiter sozusagen. Keiner geht dort hoch außer zwei Brüdern, die auch im Sommer dunkle Mäntel anhaben und immer einen Schlapphut auf dem Kopf. Das sind die »Fratelli Fratelli«. So steht es jedenfalls an der Tür. Fratelli ist ihr Nachname. Und Fratelli heißt Brüder. Deswegen. Über die Brüder wird viel erzählt, obwohl niemand genau weiß, was sie eigentlich machen. Denn die Fratellis kommen spätabends die Stufen heruntergeschlurft und sind morgens schon wieder zurück, wenn Francesco seine Hausmeisterloge aufschließt. Es heißt, sie hätten ihr ganzes Leben bei ihrer Mutter gewohnt, jeden Tag Pasta gekocht bekommen und darüber völlig vergessen, selbst einen Beruf zu erlernen. Dann starb die Mama, vererbte den beiden Brüdern die Wohnung, aber es war niemand mehr da, der für sie sorgte. So wurden sie ein wenig merkwürdig, die Fratellis, ließen sich die Haare wachsen und gingen tagsüber nicht mehr aus dem Haus.
    Das wäre alles auch ziemlich egal, wenn ich nicht jetzt nach oben gehen müsste, um bei den Fratelli-Brüdern zu klingeln.
    Das hatte Eloise vorgeschlagen, und ich war zu blöd gewesen, Nein zu sagen.
    »Du gehst einfach hoch und fragst, ob du mal aufs Dach steigen kannst.«
    »Hmmm«, meinte ich und wollte »Aber …« sagen, aber da redete Eloise, meine beste Freundin, schon weiter: »Vom Dach oben hast du die beste Aussicht. Du musst den ganzen Himmel sehen. Und euer Haus ist nun mal das höchste in der Gegend.«
    »Es ist doch nur ein Spiel …«, hatte ich gesagt, und Eloise: »Das ist es ja gerade. Wir spielen, dass es ernst ist, und deswegen müssen wir auch so tun, als ob. Also trau dich.«
    Sich trauen ist eine prima
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