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Packeis

Packeis

Titel: Packeis
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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ließen die verwirrten Gesichter im Frachtraum erscheinen wie Tänzer in einer Diskothek. Das Flugzeug schien sich im Zentrum eines Blitzgewitters zu befinden. Aber es gab keinen Donner, sondern da war nur das gedämpfte Dröhnen der Jetmotoren. Die relative Stille steigerte das Unheimliche der Szene noch um einiges.
    Das Intercom musste von einem separaten Stromkreis gespeist werden, denn Zavalas Stimme drang abermals krächzend aus den Lautsprechern. Seine Botschaft war kurz und unmissverständlich.
    »Soeben haben sich die Cockpitinstrumente verabschiedet.«
    Eine Sekunde später hatte er eine Meldung zu machen, die noch erschreckender war. »Verdammt, die Kontrollen sind ebenfalls ausgefallen.«
    Austin wusste, dass ein Flugzeug von der Größe einer 747 sofort in den Sturzflug gehen würde, aber es war nicht dafür gebaut, um auf Aufwinden aufzusteigen und zu gleiten wie ein Segelflugzeug. Sobald ein Pilot feststellte, dass er auf sich allein gestellt war, würde er ins Trudeln verfallen, so dass die Tragflächen abrissen. Austin legte schützend einen Arm um Karlas Schultern.
    Irgendetwas geschah im Frachtraum. Das elektrische Spektakel verlor an Leuchtkraft. Das kalte Feuer, das über die Wände und die Decke waberte, schien zu ersterben. Dunkle Flecken erschienen im matten Schimmern und dämpften das geisterhafte blaue Licht. Ein letztes helles Aufblühen. Dann ging die Innenbeleuchtung wieder an.
    Eine Sekunde später drang aus den Lautsprechern Zavalas sehnsüchtig erwartete Mitteilung: »Die Instrumente und die Kontrollen funktionieren wieder«, berichtete er.
    Austin nahm den Arm von Karlas Schultern und ging zur Kontrolltafel, um ihre Funktionsfähigkeit zu überprüfen. Er machte sich Sorgen, dass die hohe statische Elektrizität, die eine derart dramatische Lightshow ausgelöst hatte, vielleicht den ein oder anderen Schalter verbrannt hatte. Zu seiner Erleichterung war jedoch alles in Ordnung.
    Eine Veränderung des Lichts, das durch das Fenster hereindrang, veranlasste Karla, ihren Platz zu verlassen und nach der Ursache zu forschen. Sie presste die Nase gegen die Plexiglasscheibe und rief die anderen zu sich herüber. Austin blickte hinaus und stellte fest, dass sie die Wolkendecke durchstoßen hatten. Durch den dünnen Schleier niedrig hängender Wolkenfetzen war das blaue Meer zu erkennen. Ein grelles Flackern von oben erregte seine Aufmerksamkeit.
    Anstelle der Unterseite der Wolkendecke sah er eine Aurora aus wirbelnden weißen, blauen und roten Farbwolken, die einen leuchtenden Baldachin bildeten. Der ganze Himmel schien in Flammen zu stehen. Es war, als entluden sich hundert Gewitter in gleichzeitigen Blitzen.
    Das Flugzeug hatte die elektrische Barriere in einem Stück überwunden, aber sie waren noch nicht aus dem Gröbsten heraus. Obgleich die elektrischen Attacken nachließen, wurde die Maschine, je tiefer sie unter die Wolkendecke sank, von heftigen Turbulenzen hin und her gestoßen. Aus allen Richtungen prügelten mächtige Windstöße auf die 747 ein.
    Trotz ihrer enormen Dimensionen tanzte und bockte die Maschine wie ein Drachen an seiner Schnur.
    Die Windstöße sollten sie offenbar nur mürbe machen. Wie ein Boxer in den Seilen musste das Flugzeug eine Serie von wuchtigen frontalen Windschlägen hinnehmen. Der Frachtraum hallte von einem lauten Dröhnen wider, während die Winde die Maschine attackierten, so dass die Insassen sich vorkamen wie in einem Fahrzeug, das mit hoher Geschwindigkeit über eine von Schlaglöchern übersäte Piste raste. Als es schien, als würde der nächste Ansturm jede Niete in der Struktur des Flugzeugs sprengen, ließ die Heftigkeit der Schläge nach, und sie wurden deutlich seltener. Dann kamen die Turbulenzen vollständig zur Ruhe.
    »Seid ihr da hinten okay?«, erkundigte Zavala sich.
    »Uns geht es gut, aber du wirst einen ganzen Satz neuer Stoßdämpfer brauchen.«
    »Ich brauche eher einen Satz neuer
Zähne
«, sagte Zavala.
    »Bestell dem Piloten, das war eine Glanzleistung. Sind die Tragflächen noch dran?«
    »Er bedankt sich und fragt, wer schon Tragflächen braucht.«
    »Das ist beruhigend. Kannst du das Schiff sehen?«
    »Noch nicht. Es sind immer noch ein paar Wolken dazwischen.« Eine kurze Pause trat ein, und als Zavala sich wieder meldete, konnte Austin deutlich die Erregung in seiner Stimme hören. »Sieh mal nach backbord, Kurt. Etwa bei neun Uhr.«
    Austin beugte sich zum Fenster und erkannte unter sich den Passagierdampfer. Er kam ihm
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