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Pablo Picasso - die Lebensgeschichte

Pablo Picasso - die Lebensgeschichte

Titel: Pablo Picasso - die Lebensgeschichte
Autoren: Dagmar Feghelm
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Vallauris … Ja, diese Jacqueline ist wirklich klein – kleiner als ich! Und jünger noch als Françoise, mit ihren 27 Jahren…
    Als Françoise im nächsten Sommer zur Eröffnung des Stierkampfs auf Pablos Wunsch hin und ihm zu Ehren in die Arena von Vallauris einreitet, sitzt Jacqueline schon neben ihm. »Es lebe Pablo!«, ruft die Menge dem Maler-Star im lässigen weißen T-Shirt zu. Aufrecht wie ein Buddha thront er inmitten seines Gefolges. Maya ist da, Claude und die hübsche Paloma. Wie junges Blattwerk rahmen sie ihren strahlenden Vater, neben dem sein Dichterfreund Cocteau und Jacqueline die Ehrenplätze haben. Eine schöne Frau, diese Madame Roque, herbschön, mit den dunklen Haaren und Augen. Keine Blume. Eher eine Sphinx. Und was ist ihr Sphinx-Geheimnis? Hingabe. Vollkommene Hingabe. Sie hat gerade eine Ehe hinter sich und ist bereit, sich mit Haut und Haar ihrem Idol zu widmen. »Man kann den armen Mann nicht so allein lassen, in seinem Alter«, verkündet sie. Dass sie ihm zuliebe Spanisch lernt und ihn mit »Monseigneur« anspricht, lässt er sich gern gefallen. Siehst du, Françoise? Von dieser Frau kannst du lernen! Und dann zu mir zurückkommen. Ich verzeihe dir. Was, du wirst heiraten?! So einen jungen Kerl, einen alten Schulfreund? Das willst du mir antun! Ich hoffe, es wird ein Fiasko, du undankbares Ding.

    Bild 20

    Torero Pablo bei überaus reizender
    Beschäftigung – wird er denn nie erwachsen?

    So endet das Jahr 1954 traurig. Umso mehr, als im November Matisse stirbt. Der gute alte Freund-Feind. Der Beste von allen. Pablo malt sich die Trauer von der Seele – in Form von Variationen nach den »Frauen von Algier« von Delacroix. Bilder von anmutig ruhenden Haremsfrauen, die Matisse ihm hinterließ, bringen ihn auf diese orientalischen Schönheiten, denen Jacqueline so ähnelt. Die funkelnde Erotik der Phantasien verdrängt die Angst vor dem Tod. Der aber bleibt ihm auf den Fersen: im Dezember erkrankt Paulo. Er liegt – von Pablo unbesucht – noch in der Klinik, als im Februar Olga stirbt. Und Françoise den anderen heiratet. Keine Tränen, Pablo? Keine Tränen. Ein Spanier weint nicht. Er nimmt eine neue Frau, ein neues Haus und besucht weiter seine Stierkämpfe. Für das Schauspiel Aug in Aug mit Blut und Tod ist Cannes bestens gelegen. Hier steht »La Californie«, eine Villa mit Park und Meerblick, erbaut als Schnörkeltraum eines Sektfabrikanten. Ein gefundenes Fressen für Pablo, der spätestens
seit Olga einen Widerwillen gegen den »guten Geschmack« hat! Bald türmt sich in den verspielten Salons Pablos unverkennbare Mixtur von Kunst und Krempel. Auch Küche und Bad sind zu Ateliers umfunktioniert. Für Leben und Duftnoten im Haus sorgen zahllose Vögel, sein Dackel Lump und Ziege Esmeralda. Die Tür bewacht Jacqueline – und wie! Man muss schon zum innersten Zirkel gehören, um zum Meister zu dürfen, oder Gary Cooper heißen, Brigitte Bardot, Maya, Claude oder Paloma. Letztere wohnen hier, als Françoise Flitterwochen macht – in ihrer Traumstadt Venedig, wo Pablo nie mit ihr hin wollte. Bitter, bitter. Zur Strafe gibst du mir alle Bilder zurück, die du von mir hast, meine Liebe. Und Kahnweiler muss sich entscheiden, ob er dich oder mich in seiner Galerie vertritt. Maya aber entscheidet sich, mehr auf Distanz zu gehen zu diesem Mann, der ihr geliebter Papa ist, aber auch ein alles und jeden verschlingendes grausames Ungeheuer. Wieder eine Frau, die ihn verlässt!
    Der lange Abschied
    Eine bleibt: Jacqueline. Weiß sie von Pablos Heiratsantrag an Marie-Thérèse? Dass die nach all den Jahren des Wartens dankend ablehnt, konnte er nicht planen. Oder doch? War das Ganze eine der üblichen Finten, um zwei Frauen gegeneinander auszuspielen, à la »Fühl dich nicht zu sicher, Jacqueline«? Jedenfalls war das sein letzter Streich. Sanft, aber energisch weiß Jacqueline mit dem ewig jungen Genie und endlich alten Don Juan umzugehen. Sie ist Mutter, Krankenschwester, Geliebte, Modell – Königin
und beherrschendes Monster in einem. Wie manche Vorgängerin gibt sie das eigene Leben völlig auf, doch anders als diese hat sie einen über Siebzigjährigen vor sich, bei dem sie sich unentbehrlich zu machen weiß. Freunde sehen das neue Regiment mit Bewunderung und Schaudern. Wenn sie denn vorgelassen werden! Wer ins Haus kommt, darf nicht damit rechnen, Picasso auch zu sehen. Erst hört er von Jacqueline Sätze wie »Was macht er denn, mein Herr und Meister? Ich höre Zeus nicht
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