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Pablo Picasso - die Lebensgeschichte

Pablo Picasso - die Lebensgeschichte

Titel: Pablo Picasso - die Lebensgeschichte
Autoren: Dagmar Feghelm
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Ich hab dir die schönsten roten Kirschen geschenkt, als ich dich mit deiner Freundin da sitzen sah, beim Essen im »Catalan«, und du bringst mir purpurne Cinerarien.
    Wenn eine das darf, dann du, Françoise Gilot. Weil du mir gefällst. Weil du selbst eine Blume bist. 22 Jahre jung – das ist wie Frühling mitten im endlosen Winter namens Krieg. Komm rein. Schau dich um. Was, der Matisse da in der Ecke gefällt dir?! Hör mal, du bist hier bei Picasso! Gleich zeig ich dir ganz andere Sachen! Hier zum Beispiel – heißes Wasser, direkt aus dem Hahn. In diesen Zeiten!
    Wollen Sie ein Bad nehmen? Nein? Meine Bilder wollen Sie sehen? Klar, Sie malen ja auch. Heute zeig ich Ihnen nur das hier, und das … Mehr nicht, nein. Wenn’s Ihnen nur um meine Bilder geht, können Sie ja ins Museum gehen.
    Es geht ihr wirklich um die Bilder. Sie ist ja Malerin, hat dafür ihr Jurastudium sausen lassen, den Vater vergrätzt und ihr wohlbehütetes
Nest verlassen – das ist gerade mal zwei Jahre her. Wenn sie nun schon den großen Picasso trifft, will sie dem auch mal über die Schulter gucken. Wie der gelacht hat, im »Catalan«, als er »Malerinnen« hörte. Denkt der, das können nur Männer? Aber in meiner Ausstellung war er dann doch, heimlich, mit hochgeschlagenem Mantelkragen. Na, das Interesse gilt wohl mehr meiner holden Weiblichkeit als meiner Kunst.
    Gut, auch sie interessiert sich inzwischen für den Mann im Maler. Dass ihr einer gefallen könnte, der älter ist als ihr Vater … Aber wer denkt schon, dass Pablo 62 Jahre alt ist? Er wirkt viel jünger. Es ist sein Blick. Die Art, wie er eine Sache sofort erfasst. Sie wird ihm wohl nicht lang widerstehen können. Aber leicht macht sie’s ihm nicht! Schon weil er verheiratet ist. Und dann noch liiert, mit dieser kapriziösen Dora Maar. Zwei Kinder hat er auch, von verschiedenen Frauen. Sein Sohn ist genauso alt wie sie. Oje – rette sich, wer kann!
    Bei ihren Besuchen gibt sich Françoise interessiert, aber kühl. Als Pablo sie küsst, bleibt sie gelassen. Das macht ihn fuchsteufelswild. »Sie hätten mich zumindest wegstoßen können!«, empört er sich, »Wie können Sie erwarten, dass ich jemand unter solchen Bedingungen verführe? Wenn Sie keinen Widerstand leisten! Ich muss mir das noch überlegen. «
    Was er sich überlegt, sind neue Eroberungsschachzüge. Françoise’ Selbstbeherrschung bleibt sich gleich. Das befeuert Pablos Verliebtheit noch – abgesehen von ihrem Schmollmund, den grünen Augen und dem kleinen Leberfleck auf der Wange. Glaubt er sich am Ziel, entzieht sich Françoise. Sie hat ihr eigenes Leben! Bei diesem Hin und Her geht Zeit ins Land. Das Jahr 1943. Die Befreiung von Paris im August 1944. Die feiert Pablo mit Marie-Thérèse und Maya.

    Dora weiß von der neuen Rivalin. »Ich schweige«, sagt sie und tobt dann los. Es folgt ein Nervenzusammenbruch, sie hört neuerdings Stimmen. Pablo bringt sie in die Klinik eines bekannten Psychiaters. Ob es sein Wunsch nach Trennung ist, der sie so verstört, ist nicht auszumachen. »Denkt doch an ihre irren Hüte – sie hatte schon immer einen Hang zum Übersinnlichen«, witzelt er Freunden gegenüber. Im Juli 1945 fährt er mit ihr in die Provence. Im Dorf Ménerbes hat er im Tausch gegen ein Stillleben unbesehen ein Haus erworben. Die alte Bude ist stattlich, aber klamm und voller Skorpione. Ein Geschenk für Dora! Freigekauft hat er sich damit noch lange nicht. Dora will nicht wahrhaben, dass auch ihre zehn Jubeljahre mit Pablo vorbei sind. Als ihr der verwitwete Paul Éluard 1946 einen Heiratsantrag macht, sagt sie: »Nein, nach Picasso nur noch Gott. «
    Die Friedenstaube
    Nicht nur für Dora ist Picasso ein Gott. Ab August 1944 wird er über Nacht zum Weltstar, ja zum Mythos. Sein Ausharren in Paris in der schweren Zeit macht ihn zum Mann der Stunde. Obwohl er nie im Widerstand aktiv war, gilt er als mutiger Antifaschist. Besucher geben sich bei ihm die Klinke in die Hand. Junge amerikanische Soldaten, die den Maler von »Guernica« sehen wollen, stürmen das Atelier und schlafen auf dem Boden, wenn’s bis zur Audienz im »inneren Heiligtum« dauert. Nach der Isolation ist das Balsam für Pablos Seele. Fotoserien zeigen ihn mit seiner Lieblingstaube und sorgen für Ruhm weltweit. Sein Beitritt zur kommunistischen Partei ist für die treuen amerikanischen Sammler erst mal eine kalte Dusche. Auf seiner Ausstellung in Paris landen Farbbeutel auf den Bildern. Kein Grund, zurückzurudern. Welcher
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