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Pablo Picasso - die Lebensgeschichte

Pablo Picasso - die Lebensgeschichte

Titel: Pablo Picasso - die Lebensgeschichte
Autoren: Dagmar Feghelm
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Künstler und Intellektuelle ist heutzutage nicht Kommunist? Wie diese interessiert auch Pablo weniger, was die Partei in Moskau unter Stalin treibt, als was die Genossen in Europa für Freiheit
und Frieden tun. »Die Zeit der Unterdrückung hat mir gezeigt, dass ich nicht nur mit meiner Kunst kämpfen muss. Daher bin ich in die KP eingetreten, der ich mich schon lange verbunden fühle. « Romantisch wie seine Idee vom Sozialismus ist auch das Symbol, das 1949 das Plakat zum kommunistischen Friedenskongress in Paris schmückt: die weiße Friedenstaube. Auf immer bleibt sie mit Picassos Namen verbunden – obwohl es der Parteigenosse und Dichter Louis Aragon ist, der das Motiv in Pablos Atelier aus einem Stapel Grafiken zieht. »Armer alter Aragon«, denkt Pablo, als der damit beglückt Richtung Druckerei davoneilt. »Er weiß nichts über Tauben. Es gibt kein grausameres Tier. Sie sind gefräßig und streitsüchtig und hacken sich gegenseitig die Augen aus. Von wegen Friedenssymbol!«
    Auch privat ist nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen. Die Umgarnung von Françoise gestaltet sich schwerer als gedacht. Da ruft ein liebeskranker Picasso sie nach Antibes, und die junge Dame zieht es vor, ihre öden Ferien in der Bretagne fortzusetzen! Erst ein Ultimatum bringt sie im Mai 1946 dazu, zu ihm zu ziehen. Na warte, Kleines, jetzt zeig ich dir, wer Herr im Haus ist! Was dir gut täte, ist ein Kind. Nicht, dass er Bedarf hätte – ihm reicht der Nichtsnutz Paulo. Einen Kopf größer als er, rothaarig wie Olga und macht nur Ärger. Rast mit dem Motorrad durch die Gegend und gibt Papas Geld für Schnaps und Mädchen aus. Trotzdem, mit Françoise würde er’s noch mal probieren mit dem Zusammenleben, Kind und Pipapo.
    Bei ihrem Einzug knirscht das eingefahrene Räderwerk in der Rue des Grands-Augustins. Sabartés und die Haushälterin Inés fürchten um ihre abgesteckten Herrschaftsbereiche und reagieren ungnädig. Pablo schaut zu. Bald fühlt sich Françoise wie der Torero eines endlosen Stierkampfes – Tag und Nacht gerüstet
und auf den nächsten Angriff gefasst. Immer das Gleiche. Kaum ist die Frau erobert, beginnt Pablo mit ihrer Demontage. An Ideen mangelt’s ihm nie. So lockt er Françoise im Juli in die Provence. Ferien! Die finden, Überraschung!, in Doras Haus statt. Zwar ist sie nicht da, aber präsent ist sie doch. Wie die Skorpione im Bett. Nach schlaflosen Nächten muss sich Françoise beim Frühstück das Schönste aus den täglich eintrudelnden Liebesbriefen von Marie-Thérèse anhören. Inklusive Pablos Seufzer: »Diese Frau liebt mich wirklich… Du bist zu unreif, um das zu verstehen. « Nicht lang und sie packt den Koffer. Nicht lang und vor der flüchtigen Tramperin bremst ein Auto. Marcel am Steuer. Pablo am Süßholzraspeln. Und schon sitzt Françoise reuig auf der Rückbank. Volle Punktzahl für den Hexer! Kann sie einen Mann verlassen, der ihr in einer lauschigen Kapelle ewige Liebe schwört? Der sich rührend um eine verletzte Eule kümmert? Der unglücklich ist, weil er seine Bilder immer schlechter findet? Nein.

    Bild 18
    Frau oder Blume? Die schöne Francoise ist für Pablo beides in einem. Wenn sie nur nicht so eigensnnig wäre!
    Schon wegen des seltsam schönen Porträts nicht, das er von ihr gemalt hat. Auslöser war die ewige Konkurrenz mit Matisse. Zieh dir was in Malvenrot und Blattgrün an, wir besuchen den armen alten Henri, deinen Lieblingsmaler. Er soll dich kennenlernen und das in seinen Lieblingsfarben! Matisse ist gleich Feuer und Flamme. So eine Schönheit! Ich würde Françoise gern malen, mit grünem Haar, ja, und die Haut in Zartblau… – Also echt, was maßt der sich an! Ich geh doch auch nicht einfach her und male seine Lydia! Lass dich bloß nicht drauf ein, dem Kerl Modell zu sitzen. Da kommt nur ein wüst gemusterter Perserteppich raus, vor dem als leeres Oval dein blaues Gesicht rumeiert! Lieber male ich dich selbst. Wenn’s denn schon sein muss. Hm. Gar nicht leicht. Du bist irgendwie anders. Das muss alles
wieder weg, Arme, Beine, Rumpf… Jetzt hab ich’s. Warte. Schau! Wir sind alle mehr oder weniger Tiere. Du nicht. Du bist wie eine Pflanze im Wachstum. Ich hatte noch nie das Gefühl, jemand so malen zu müssen. Seltsam, nicht?
    Seltsam, aber schön. Der filigrane Stängelkörper, voller Spannkraft, mit Bodenhaftung und doch losgelöst. Kein Sessel weit und breit! Starke Arme, im Gleichgewicht, in der einen Hand eine Kugel – die ganze Welt mit Land und Wasser!
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