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Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Titel: Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut
Autoren: Eva Almstädt
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jetzt auch bald Geschichte …«, sagte er, als Pia aus der Parklücke rangierte. »Hast du dich schon nach etwas Neuem umgesehen?«
    »Einem neuen Auto?« Sie hatte noch nicht einen Gedanken daran verloren. »Du meinst, eine Familienkutsche, etwa einen …«, sie betonte das Wort mit einem gewissen Argwohn, »… Van?«
    »Einem fahrbaren Untersatz, in dem du auf der Rückbank einen Kindersitz befestigen kannst, ohne jedes Mal einen Bandscheibenvorfall zu riskieren, und in den hinten auch noch ein Kinderwagen reinpasst.«
    »Ja, das wäre wohl praktisch. Meinst du, hier passt kein Kinderwagen rein?« Sie sah nicht zu ihm hinüber, stellte sich jedoch vor, wie er mit den Augen rollte. Es gefiel ihr, ihn zu provozieren. Ein niederes, aber ungeheuer befriedigendes Gefühl.
    »Ich habe einen neuen Mitbewohner gefunden«, informierte er sie. »Eine Studentin, die erst mal übergangsweise eine Bleibe gesucht hat. Das Semester hatte schon angefangen, und sie hatte immer noch nichts Passendes gefunden.«
    Auch er schien niedere Gefühle zu haben. Die Ankündigung, dass eine junge Frau bei ihm eingezogen war, auch wenn es sich, zumindest vorgeblich, nur um eine Zweckwohngemeinschaft handelte, hatte den gewünschten Effekt. Pia trat etwas zu nachdrücklich auf das Gaspedal.
    »Hey, sachte«, sagte er. »Ich kann mir die Miete für die große Wohnung allein nicht leisten. Und mit dir kann ich ja nun auch nicht mehr rechnen.«
    »Nein. Kannst du nicht.«
    »Trotzdem sollten wir es schaffen, normal miteinander zu reden, Pia. Schon wegen unseres Kindes.«
    »Auf einmal ist es wieder unser Kind?«
    »Das war es die ganze Zeit.«
    »Auch als du mit meiner Schwester geschlafen hast, oder? Da hast du ja viel Familiensinn bewiesen.«
    »Dass mit deiner Schwester war ein Fehler, aber ich kann es nicht rückgängig machen. Genauso wenig, wie du deinen Ausrutscher rückgängig machen kannst, oder? Doch vielleicht willst du das ja auch gar nicht.«
    Pia presste trotzig die Lippen aufeinander.
    »Und als es passiert ist, das mit Nele und mir, da wusste ich auch noch nicht, dass du schwanger bist.«
    »Das ist doch irrelevant, oder? Es geht schließlich um uns beide. Wie wir miteinander umgehen.«
    »Was für ein Chaos«, sagte Hinnerk nach einer kleinen Weile, und es war nicht ganz klar, ob er den dichten Feierabendverkehr meinte, der sich von Ampel zu Ampel staute, oder das selbst produzierte Chaos zwischen ihnen beiden.
    »Weißt du, was mich besonders nervt?«, fragte Pia mit mühsam unterdrückter Wut. »Dass sie es schon einmal getan hat. Nele … sie hat sich schon mal an einen meiner Freunde rangeschmissen. Sie tut es nur, um zu sehen, ob es ihr gelingt … Es ist ein Spiel für sie, nichts weiter. Und du hast mitgespielt.«
    »Und was war es für dich? Auch ein Spiel?«, entgegnete er und brachte sie kurzzeitig aus dem Konzept.
    »Was? Das mit Marten?« Sie überlegte kurz. »Eine Mischung aus Trotz dir gegenüber … und Nostalgie, glaube ich …«
    »Nostalgie?«
    »Nostalgie: Freude über das unerwartete Wiedersehen und eine Art sentimentales Bedauern, dass die Vergangenheit nie zurückkommt«, dozierte sie.
    »Wirst du ihn denn nicht wiedersehen?«
    »Marten? Wenn es nach mir geht, nicht. Und umgekehrt sieht es genauso aus, vermute ich.«
    »Vermutest du.«
    »Du hast es ganz genau verstanden.«
    Er schwieg und sah aus dem Beifahrerfenster. Gleich waren sie an Hinnerks Arbeitsplatz, dann hatte sie es überstanden.
    »Ich würde gern mitkommen, wenn du deinen nächsten Ultraschalltermin hast«, sagte er. Bei all der Wut, die sie gegen ihn hegte, blitzte so etwas wie Bewunderung für ihn auf. Sie hätte sich nicht getraut, das in dieser Situation anzubieten. Pia bremste ab und stellte sich quer vor Hinnerks Wagen. Er löste seinen Gurt und sah sie an. »Ich denke, dass ein Neuanfang für uns immer noch möglich ist, Pia. Schlag nicht alle Türen hinter dir zu.«
    »Mit anderen Worten: Stell dich nicht so an!«
    »Für dich ist es ohne Zweifel schwieriger. Du stehst vor einer neuen Lebenssituation. Ich wollte dir nur sagen, dass ich mich für das Kind verantwortlich fühle … egal, wer der biologische Vater ist.«
    Sie schluckte. War das ihre eigentliche Befürchtung? Hatte er es gerade auf den Punkt gebracht? Doch für heute war ihr das alles zu viel, und sie war nicht bereit, sich jetzt auf dieses Thema einzulassen. »Und Nele kann dann wohl gleich die Patentante werden«, erwiderte sie und sah, dass Hinnerk eine Spur blasser
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