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Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Titel: Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut
Autoren: Eva Almstädt
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Gregorian in die Quere gekommen sind. Das war ja eine richtige Schlacht, die er geschlagen hat. Ist er überhaupt schuldfähig?«
    »Das hoffe ich doch sehr!«, sagte Pia lauter als beabsichtigt. Der junge Mann im Bett nebenan sah erstaunt zu ihr herüber. »Er hat sich skrupellos jeden seiner Vorteile zunutze gemacht«, erklärte sie mit gesenkter Stimme. »Tamaras unbedingtes Vertrauen zu ihm, dass er durch seine Firma den Schlüssel zum Schwimmbad hatte, seinen Jagdschein, seine Kenntnisse im Umgang mit Gas … nur zum Schluss, da wurde er leichtsinnig.«
    Maiwald starrte abwesend an ihr vorbei.
    »Ich gehe jetzt besser«, meinte sie. Er nickte matt.
    Pia verließ das Krankenzimmer in deprimierter Stimmung. Sie wusste schon jetzt, wie sie sich fühlen würde, wenn sie morgen bei einer weiteren Vernehmung dem bald vollständig genesenen, selbstsicheren Martin Gregorian gegenübersitzen würde. Wenn sie sich seine glatten Lügen anhören musste und seine Versuche, die Tatsachen zu seinen Gunsten zu verdrehen. Pia war so in Gedanken versunken, dass sie nicht weiter auf ihre Umgebung achtete. Sie bestieg den Fahrstuhl und drückte achtlos einen der unteren Knöpfe. Sie wollte nur noch raus.
    Der Fahrstuhl hielt, die Türen glitten auseinander, und sie trat auf den Gang hinaus. Wenn sie aufmerksamer für das gewesen wäre, was um sie herum passierte, hätte sie es vielleicht kommen sehen.

35. Kapitel
    P ia blickte sich um. Von hier war sie vorhin jedenfalls nicht gekommen. Irgendwie war sie im falschen Stockwerk gelandet oder zur falschen Seite ausgestiegen. Da sich der Fahrstuhl schon wieder in Betrieb gesetzt hatte, wandte sie sich in die Richtung, in der sie das Treppenhaus vermutete.
    Hinnerk stand zusammen mit zwei Kollegen am Ende des Ganges. Er hatte ihr den Rücken zugewandt, doch sie erkannte ihn sofort an dem kurzen dunklen Haar und daran, wie er den Kopf leicht neigte, als er einem Kollegen zuhörte, der neben ihm stand. In der rechten Hand hielt er einen Pappbecher, wahrscheinlich mit Kaffee. Offensichtlich hatte ihn einer seiner Einsätze hergeführt. Er schien ihren Blick im Nacken zu spüren, denn er drehte sich plötzlich um und sah Pia direkt in die Augen. Überraschung, beinahe Erschrecken, spiegelte sich in seinem Gesicht, aber er hatte sich sofort wieder unter Kontrolle. Er sagte etwas zu seinem Gesprächspartner, dieser warf einen Blick in Pias Richtung und schaute dann gleich wieder weg. Hinnerk löste sich aus der kleinen Gruppe und kam auf sie zu. Ausgerechnet heute, ausgerechnet jetzt!, dachte Pia und straffte die Schultern.
    »Pia, was machst du denn hier?«, fragte er, zerknüllte dabei den Pappbecher in seiner Faust und warf ihn mit einem gezielten Wurf in einen Mülleimer.
    »Ich habe jemanden auf Station besucht«, antwortete sie. Dies war nicht der Ort für ein Gespräch mit Hinnerk und auch nicht der richtige Zeitpunkt.
    »Hoffentlich nichts Schlimmes?«
    Nur ein amputierter Unterschenkel – Maiwald würde es überleben, dachte sie sarkastisch. Sie zuckte nichtssagend mit den Schultern. Entweder bemerkte er nicht, dass sie nicht mit ihm reden wollte, oder er ignorierte es.
    »Also ist es schlimm«, stellte er fest. »Das tut mir leid.« Er sah sie eindringlich an.
    »Ich bin geschafft. Ich will jetzt nur noch nach Hause fahren«, sagte sie.
    »Meine Schicht ist gerade zu Ende, ich komm ein Stück mit dir mit.« Auch das noch! Sie kam nicht dazu, etwas einzuwenden, denn er winkte seinen Kollegen zu, um sich zu verabschieden, und hielt dann mühelos mit ihr Schritt. »Wo parkst du? Vorn auf dem Besucherparkplatz?«
    Sie nickte. Durch das Treppenhaus gelangten sie wieder in den Empfangsbereich. Als sie aus dem Gebäude traten, wehte ihnen ein Schwall kalter Luft entgegen. Das eher milde, feuchte Herbstwetter war winterlichen Temperaturen gewichen. »Polare Kaltluftfront« – so hieß es doch immer. Auch eine Front. Pia zog den Reißverschluss ihrer Jacke hoch, versenkte die Hände in den Taschen und ging in Richtung Parkplatz. Hinnerk blieb dicht an ihrer Seite, bis sie vor Pias Auto standen. Sie klimperte mit dem Autoschlüssel. »Soll ich dich irgendwohin mitnehmen?«
    »Gern. Mein Auto steht an der Einsatzzentrale.«
    Pia zog die Augenbrauen hoch und öffnete die Zentralverriegelung. Sie stieg ein. Hinnerk öffnete die Beifahrertür, ließ sich auf den Beifahrersitz fallen und versuchte, seine langen Beine in dem französischen Kleinwagen unterzubringen.
    »Na ja, der Wagen ist ja
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