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OstfriesenKiller

OstfriesenKiller

Titel: OstfriesenKiller
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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stehen hatte.
    Sie folgte ihm. Als er in ihr Schlafzimmer trat, um die Sporttasche aus dem Schrank zu holen, sah er all die Briefe und Fotos auf dem Boden liegen. »Die sind doch … wo hast du die her, Sylvie? Was soll das?«
    Sie stand hinter ihm im Türrahmen. »Wir werden nicht zulassen, dass noch mehr Unschuldige sterben müssen so wie meine Eltern. Nicht wahr, Ludwig? Du bist doch weiter auf unserer Seite?«
    Ludwig Bongart legte seine zitternden Finger über ihre Lippen. »Psst, Sylvia. Du darfst nie wieder darüber reden. Nie wieder.«
    »Ja, Liebster«, sagte sie. »Du hast ja recht.«
    »Aber wo hast du diese Briefe her?« Er hob einen davon auf. »Die sind an Ulf gerichtet.«
    Sylvia hoffte, Ludwig jetzt überzeugen zu können. »Es gibt noch viel mehr von den Schweinen. Du weißt es genau. Wir müssen sie alle erledigen.«
    Er zeigte auf die Briefe. »Du meinst, das sind auch alles …«
    »Terroristen. Ja. Die sehen aus wie Liebesbriefe. Aber es sind Nachrichten und so. Die verschlüsseln das. Wie eine Geheimsprache.«
    »Das stimmt nicht, Sylvie. Ulf war kein Terrorist! Er war wahrscheinlich einer der besten Menschen, die ich je in meinem Leben kennengelernt habe.«
    Sie sah ihn aus leeren Augen an. »Ich weiß, dass du so reden musst, Liebster. Du darfst dich und deinen Auftrag nicht verraten. Du solltest sie töten. Aber du konntest es nicht. Du warst zu schwach.«
    Ludwig suchte alle Briefe zusammen und steckte sie in die Tasche. »Gibt es noch mehr? Hast du Aufzeichnungen? Sylvie, wir müssen alles vernichten. Alles!«
     
    Sie waren unterwegs zum Norddeicher Yachthafen. Ein leichter Nieselregen benetzte die Windschutzscheibe. Ludwig betätigte kurz die Scheibenwischer. Sie verschmierten aber alles nur. Der Regen war nicht stark genug.
    Er drückte auf den Knopf der Scheibenwaschanlage, aber er hatte zu lange kein Wasser nachgefüllt.
    »Mist!«, fluchte er.
    Auf dem Rücksitz des Autos lag die Tasche. Darin die vier Gewehre, ein paar hundert Schuss Munition, ein Schwert, ein Bogen, sechs Pfeile und der Rest von dem Rattengift, mit dem Sylvia Josef de Vries umgebracht hatte.
    Um diese Zeit war hier kaum jemand. Ein Pärchen ging Arm in Arm oben auf dem Deich spazieren, und ein Junge holte seinen Lenkdrachen auf der Wiese ein. Hinten auf der Mole hockte ein einsamer Angler und spießte einen Wattwurm auf seinen Haken.
    »Willst du zu meinem Boot?«, fragte Sylvia.
    Ludwig nickte. »Ja. Wir fahren so weit wie möglich raus. Und dann versenken wir die Tasche im Meer. Und wenn wir zurückkommen, wirst du für immer schweigen. Und ich auch. Es ist genug Unheil geschehen. Wem nutzt es, wenn du in die Anstalt kommst oder ins Gefängnis?«
    Sie berührte seinen Oberarm. »Das tust du, weil du mich liebst, stimmt’s?«
    Er spürte die Verführung, ihr nachzugeben und Ja zu sagen. Aber die Zeit der Geschichten war vorbei. Zu oft hatte er Ja gesagt, damit ihr Gequengel aufhörte, nur weil er sie mit wenigen Worten kurzfristig glücklich machen konnte.
    »Du hast fast alle aus unserer Doppelkopfrunde umgebracht«, wiederholte er kopfschüttelnd, als könne er es immer noch nicht glauben.
    Ihre Stimme war sanft, ja verführerisch: »Nein, nicht alle. Pia nicht und Bernd nicht. Und dich natürlich auch nicht, Liebster. Ich weiß, dass du sie nur ausspionieren wolltest. Du wärst viel lieber bei mir gewesen. Du bist so gut.«
    Sie stellten den Wagen am Deich ab und bestiegen gemeinsam das Boot.
    Aus dem leichten Nieselregen waren inzwischen heftige Regenschauer geworden. Es stürmte. Ludwig spürte den Druck in den Ohren. Der Wind pfiff durch die Nasenlöcher und nahm ihm fast die Luft. Er hatte sich nie an den Wind hier oben an der Küste gewöhnen können. Ohne Ohrenschützer ertrug er das einfach nicht. Aber was spielte das jetzt für eine Rolle?
    Ludwig ließ den Motor an und lenkte das Schiff zur Fahrrinne.
    Auf dem Schiff gab es gelbe Ostfriesennerze. Sie zogen jeder einen über. Dabei berührte Sylvia Ludwigs Gesicht, als hätte sie ihn am liebsten jetzt, hier, auf dem Schiff, verführt. Aber jetzt schob er ihre Hand weg.
    Noch bevor er die Fahrrinne erreicht hatte, hörte er hinter sich das typische metallische Klicken eines Gewehrs, das durchgeladen wird.
    Er fuhr herum. Sylvia sah ihn an. Ihre Haare waren vom Wind zerzaust.
    »Wir sind noch nicht fertig, Liebster«, sagte sie. »Pia ist keine Agentin. Sie gehört zu den anderen. Sie hat immer zu ihnen gehört. Du hast dich von ihr verrückt machen
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