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Ostern im Möwenweg

Ostern im Möwenweg

Titel: Ostern im Möwenweg
Autoren: Kirsten Boie
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vorgezogen und in die Luft gehalten. »Wir haben gehört, dass hier auf Ostern angestoßen wird?«
    »Wird es ja gar nicht!«, hat Fritzi gesagt. Fritzi findet Voisins nur rundum blöde.
    »Bisher noch nicht!«, hat Michael gesagt und Herrn Voisin zugezwinkert. »Aber wenn Sie jetzt so nett mit den Getränken kommen, Nachbar Voisin, geh ich die Gläser holen!«
    »Dann guck ich mal, ob in unserem Keller nicht auch noch ein guter Tropfen versteckt ist, Wilhelm!«, hat Oma Kleefeld gesagt.
    »Und ein guter Tropfen Cola vielleicht auch noch?«, hab ich gerufen. Wir Kinder im Möwenweg dürfen nämlich meistens leider nicht so viel Cola trinken, weil man davon ganz rappelig wird, sagen unsere Mütter. Aber Oma Kleefeld kennt sich da zum Glück nicht so aus. Darum hat sie ganz oft eine Flasche Cola für uns.
    Tieneke hat mich so in die Seite gestoßen, weil ja schon klar war, dass es jetzt wirklich wieder ein richtiges kleines Fest geben würde. Mama ist auch schon gekommen und hat unsere große Kuchenplatte mitgebracht, da hatte sie unseren schönen Osterkuchen mit den niedlichen Marzipanhasen drauf in ganz viele ganz winzige Teile geschnitten. Da hat er für alle gereicht.
    Frau Voisin hat immer noch so verlegen neben ihrem Mann gestanden, als ob sie nicht wusste, was sie jetzt tun sollte. Sie hatte ja nicht so viel Erfahrung mit dem Feiern wie wir anderen alle.
    »Und, hattet ihr ein schönes Osterfest?«, hat sie Tieneke und mich dann plötzlich gefragt. Ich finde, sie weiß nicht so richtig, wie man mit Kindern reden muss, das findet Tieneke auch. Nicht wie Oma und Opa Kleefeld. Sie fragt immer solche Sachen, auf die man nicht richtig antworten kann.
    »Ja, vielen Dank!«, hab ich darum nur gesagt, und Tieneke hat auch »Vielen Dank« gesagt. Dann wollten wir beide möglichst schnell wegzischen. Ein Gespräch mit Frau Voisin ist immer so anstrengend.
    Aber Frau Voisin hat uns leider noch nicht weggelassen. »Habt ihr denn viele schöne Ostereier gefunden?«, hat sie gefragt.
    Ich wollte gerade wieder »Ja, vielen Dank!« sagen, da ist mir plötzlich ein Gedanke in den Kopf geschossen gekommen, und ich hab gemerkt, wie ich auf einen Schlag ganz rot im Gesicht geworden bin. Ich hab zu Tieneke hingeguckt, die hat aber nur so zappelig ausgesehen, als ob sie ganz schnell abhauen will und immer noch nichts begreift. Da musste ich es eben alleine regeln.
    »Sogar im Vorgarten!«, hab ich darum gesagt und Tieneke angestoßen und Frau Voisin zugelächelt. »Im Vorgarten waren auch lauter schöne Ostersachen! Oder, Tieneke?« Jetzt hab ich sie schon richtig geboxt. Sie hat aber immer noch nichts begriffen.
    »Und kein Mensch weiß, wer die da hingelegt hat!«, musste ich also wieder zu Frau Voisin sagen.
    Zum ersten Mal hat Frau Voisin ganz fröhlich ausgesehen wie eine normale Frau.
    »Na, der Osterhase doch, will ich meinen, Sarah!«, hat sie gesagt.
    Ich hab überlegt, ob ich ihr endlich mal sagen soll, dass ich Tara heiße; aber dann hab ich gedacht, dass jetzt wirklich nicht der richtige Zeitpunkt dafür war.
    »Ja, das war sehr, sehr nett von dem Osterhasen!«, hab ich gesagt und Tieneke noch mal geboxt. Bestimmt hatte sie schon blaue Flecke. »Wir haben uns auch alle ganz doll gefreut, oder, Tieneke?«
    »Was?«, hat Tieneke gesagt. »Ja, klar haben wir das. Kannst du vielleicht mal aufhören, mich zu verprügeln?«

    In diesem Augenblick ist Michael mit dem Gläsertablett gekommen, und Oma Kleefeld hatte in ihrem Keller tatsächlich noch eine Flasche Cola gefunden, und Mama hat geseufzt und gesagt, na gut, aber nur, weil Ostern ist, und Tienekes Mutter hat das auch gesagt. Und die Erwachsenen haben alle mit einem winzigen Schluck von Herrn Voisins Sekt auf Ostern angestoßen, weil eine Flasche bei elf Leuten ja nur für einen winzigen Schluck reicht (und es waren ja elf Erwachsene, das kann jeder nachzählen); und dann haben sie alle einen winzigen Schluck von dem guten Tropfen aus Oma Kleefelds Keller getrunken. (Der gute Tropfen war Weißwein und kein Sekt, sie haben ihn aber trotzdem aus Michaels Sektgläsern getrunken.) Zum Glück waren sie danach alle noch nicht betrunken, nur vergnügt, und Michael hat gesagt, wie schön, dass jetzt die warme Jahreszeit anfängt und man sich wieder öfter in den Gärten trifft und was in der Nachbarschaft zusammen machen kann. Das hat ihm im Winter richtig gefehlt.
    »Auf gute Nachbarschaft!«, hat er gerufen und sein leeres Sektglas in die Luft gehalten.
    »Auf gute
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