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Ostern im Möwenweg

Ostern im Möwenweg

Titel: Ostern im Möwenweg
Autoren: Kirsten Boie
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weinen will. »Der hat hier gar keine Eier versteckt, der alte Puphase! Ich hab ja gar keins gefunden!« Und er hat sich seinen Rucksack vom Rücken gerissen und ihn mir hingehalten, und da konnte ich selbst sehen, dass er ganz leer war. Nur ein zerknülltes Stück braune Bastelfolie hat noch unten drin gelegen vom Osterbasteln im Kindergarten.
    Da hat Petja hinter Maus’ Rücken den Daumen zum Siegeszeichen hochgehalten.
    »Doch, logisch, der ist doch eben hier gehoppelt!«, hat Petja geschrien. »Hab ich doch selbst gesehen! Hast du doch auch, oder, Tara?«
    »Ja, hab ich auch gesehen!«, hab ich gesagt. »Guck doch lieber noch mal nach, Maus!«
    »Da war ich doch schon überall, du Doofi!«, hat Maus geschrien. Und jetzt hat sogar seine Stimme so geklungen, als ob er gleich weint. »Da hat der nicht!«
    Aber dann hat er sich doch umgedreht und auf einmal hat er sich richtig wild auf die Knie plumpsen lassen.

    »Hat er doch!«, hat Maus gebrüllt und eine ganze Handvoll Schoko-Eier in die Luft gehalten. Petja hatte gleich eine ganze dicke Jackentasche voll ausgeleert, das war klar. Jetzt haben nämlich nur noch drei von seinen Jackentaschen so ausgesehen, als ob er da Mehl drinhatte. »Der hat hier doch welche versteckt, Tari!«
    Dann hat er alle Ostereier blitzschnell in seinen Rucksack gesammelt und auf einmal hat er ganz fröhlich ausgesehen.
    Da haben Tieneke und ich uns angeguckt und dann sind wir zu den Jungs gegangen.
    »Los, Eier rausrücken!«, haben wir gesagt. »Ihr nehmt diese Seite vom Teich und wir nehmen die andere Seite vom Teich!«
    Und so haben wir es auch gemacht.
    Tieneke und ich sind auf die andere Seite vom Teich gegangen, und da ist doch tatsächlich wieder der kleine Junge mit den Zwillingsgeschwistern rumgelaufen, der vorhin gedacht hatte, Wuschelchen und Puschelchen sind der Osterhase. (Und Rambi auch.) Er hat genauso auf den Boden geguckt wie Maus, aber es hat nicht so ausgesehen, als ob er schon schrecklich viel gefunden hatte.
    Ich hab Tieneke zugezwinkert und da hat sie ganz fix so halb schräg von ihm weg ein paar Eier ins Gras fallen lassen.
    »Oh, guck mal, ich glaub, da ist gerade der Osterhase entlanggehoppelt!«, hab ich zu dem Jungen gesagt. »Guck doch mal da!«
    Er hat ein bisschen erschrocken ausgesehen, aber dann hat er dahin geguckt, wohin mein Finger gezeigt hat, und plötzlich ist er losgesaust.
    »Das war der!«, hat er geschrien und hat mit jeder Hand ein Schokoladenei aufgehoben und seinen Eltern gezeigt. »Der ist hierher gehoppelt! Von dem Garten!«
    Da hab ich plötzlich so ein gutes Gefühl ganz tief in mir drin gehabt, weil der kleine Junge sich so doll gefreut hat und Tieneke und ich das gemacht hatten.
    Darum haben wir gleich weitergeguckt, wo noch mal ein ganz kleines Kind war, das vielleicht noch nicht so gut Ostereier finden konnte, und wir haben wirklich noch ziemlich viele entdeckt. Jedes Mal hat Tieneke heimlich die Eier ins Gras geworfen und ich habe »Oh, guck mal! Da ist ja eben der Osterhase entlanggehoppelt!« gerufen und mit dem Finger gezeigt. Und die kleinen Kinder haben sich alle so doll gefreut und waren so aufgeregt, dass Tieneke und ich ratzekahl alle Eier verteilt haben, bis für uns selbst überhaupt kein einziges mehr übrig war. Das haben wir aber erst gemerkt, als es schon passiert war.
    Ich fand es aber nicht schade. Diese kleinen Schokoladeneier sind ja sowieso nicht so aufregend. Es war viel schöner, sie zu verteilen, als sie zu essen. Plötzlich hab ich gedacht, vielleicht macht Ostereier verstecken sowieso mindestens genauso viel Spaß wie Ostereier suchen und eine gute Tat ist es außerdem auch noch.
    »Das erzählen wir nach den Ferien Frau Streng!«, hab ich zu Tieneke gesagt. »Dass wir unsere ganzen Eier für die anderen Kinder gespendet haben!«
    Tieneke hat ein bisschen zweifelnd geguckt.
    »Dann sagt sie doch nur, wir hätten die in Afrika verstecken sollen!«, hat sie gesagt.
    Das kann natürlich sein.
    Fritzi und Jul und die Jungs (außer Maus natürlich) hatten inzwischen ihre Ostereier auch alle verteilt und Jul hat gesagt, auf diese Weise ist das große Ostereiersuchen vom Bürgerverein ganz unbedingt auch noch was für Leute in ihrem Alter.
    Danach wollten wir nach Hause gehen, aber da ist plötzlich der Mann in der grünen Jacke auf uns zugekommen. Ich hab einen ziemlichen Schrecken gekriegt und gedacht, vielleicht schimpft er jetzt doch noch, aber er hat Petja nur ganz kräftig auf die Schulter geklopft.
    »Das war
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