Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Orks vs. Zwerge

Orks vs. Zwerge

Titel: Orks vs. Zwerge
Autoren: T.S. Orgel
Vom Netzwerk:
hindurch. Derart riesige Häuser hatte er noch nie gesehen. Das waren nicht die Zelte der Wüstenstämme oder die Grassodenhäuser der Aerc in den nördlichen Steppen. Selbst die in den Fels gebauten Burgen der Korrach waren nicht derart riesig. Und auch mit den geduckten Langhäusern der menschlichen Dörfer und Städte des Nordens hatten diese Bauten keine Ähnlichkeit. Fast jedes Gebäude war so hoch wie die Mauer: drei, vielleicht vier Ebenen, vollständig aus Stein geschichtet und mit dunklen Schieferplatten bedeckt. Schmale, dunkle Fensteröffnungen und Rauchlöcher schienen ihn lauernd zu mustern.
    Langsam ahnte er, warum es den Kriegsherren so wichtig war, diese Stadt der Wühler zu erobern. Vor ihm lagen mehr Höhlen, als sein ganzer Stamm benötigte – und das war nur das, was er im Nebel erkennen konnte. Was dahinter lag? Vielleicht wussten es die Ahnen. Ragroth bezweifelte allerdings, dass seine Ahnen schon einmal etwas derart Gewaltiges gesehen hatten.
    Was allerdings sicher war: Die Ahnen wollten, dass sie die Wühler von hier vertrieben. Sie vernichteten.
    Noch vor einhundert Wintern war dies hier heilige Erde der Stämme gewesen. Dann waren die Wühler gekommen. Sie hatten Tod und Verwüstung über die Aerc gebracht und das Land an sich gerissen. Diese monströse Stadt war aus den Knochen ihrer Ahnen gewachsen, eine abartige Wucherung, um die auf mehrere Tagesmärsche kein Platz für Jagdwild mehr war. Oder für Aerc. Schwächliche Menschen bestellten hier schlammige Felder, und die Wühler trieben ihre Schächte in jeden Hügel und Berg, in ihrer unersättlichen Gier nach Gold und Eisen.
    Doch nicht mehr lange. Dieses steinerne Wühlernest hier war das Tor zu den Ländern der Menschen und Zwerge. Sobald es gefallen war, würden die Krieger der Aerc jede Siedlung der Bärtigen aus dem Land brennen, wie man schwärende Wunden ausbrannte. Wenn dieser Feldzug vorbei war, würde es wieder den Stämmen gehören. Und es würde heilen können.
    Doch zuerst musste diese Stadt aus dem Fleisch des Landes geschnitten werden. Das war es, was die Häuptlinge sagten. Und diese sagten, was ihnen die Drûaka, die Totensprecherinnen, von den Ahnen übermittelten.
    Was Ragroth betraf – er brauchte den Ruhm. Wenn er sich in dieser Schlacht einen Namen machte, konnte er vielleicht heimkehren. Gold und Waffen der Feinde waren eine willkommene Zugabe. Doch was er wirklich brauchte, war ein Name, der so groß war, dass die Ältesten nicht länger vorgeben konnten, er würde nicht mehr existieren. Dann bestand die Chance, seine letzten Winter an seinem eigenen Herdfeuer zu verbringen. Wenn er ehrlich war – lange blieb ihm nicht mehr.
    Es wurde Zeit für Heldentaten. Oder die Art von Dummheiten, die andere dafür hielten.
    Eine Bewegung in der Schlucht zwischen den Zwergenhäusern erregte seine Aufmerksamkeit. Gestalten liefen dort unten in den Nebel, sie zogen einen hoch beladenen Handkarren hinter sich her. Wie es aussah, räumten die Bewohner in aller Hast ihre Häuser. Schien so, als vertrauten die Zwerge ihrer Mauer nicht mehr. Die Kriegsherren würde dieser Anblick freuen.
    Irgendjemand brüllte unten hinter der Mauer Befehle, im typisch groben Tonfall der Zwerge. Stiefel donnerten, Waffen klirrten. Vielleicht wollten die Wühler die Verteidigung ihrer Stadt also doch nicht allein den Menschen überlassen. Ihm sollte es recht sein. Dann konnte er doch noch auf einen ordentlichen Kampf hoffen.
    Ein Geräusch über ihm ließ ihn zusammenfahren. Metall scharrte auf Stein. Ein Körper rauschte heran und krachte auf das Schieferdach direkt vor seinen Füßen. Aufgerissene Augen starrten ihn an, blutige Lippen versuchten, Laute zu formen. Selbst wenn Ragroth die Sprache der Wühler verstanden hätte, wäre es in diesem Fall wohl nutzlos gewesen. Das einzige Geräusch, das der Zwerg von sich gab, war das leise Blubbern, mit dem das Gemisch aus Luft und Blut aus seiner zerfetzten Kehle strömte. Der Aerc musterte den Sterbenden mit mildem Interesse. Die Skrag hatten ihm seine Bartzöpfe gelassen. Ragroth fragte sich wirklich, ob die Waldkreaturen Aerc waren. Er kannte keinen Krieger, der sich diese Trophäen hätte entgehen lassen. Leise quietschend löste sich der Körper und rutschte über das Dach weiter nach unten. Auf der Stadtseite.
    Fluchend angelte Ragroth nach dem Körper, verfehlte ihn um Fingerbreite und musste von ihm ablassen, um nicht selbst über die nassen Schindeln zu schlittern. Vor seinen Augen glitt der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher