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Orks vs. Zwerge

Orks vs. Zwerge

Titel: Orks vs. Zwerge
Autoren: T.S. Orgel
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so ernst für ihn gewesen – Glond wäre in helles Gelächter ausgebrochen. Hier standen die mächtigsten Männer Deroks auf einem Fleck versammelt. Starrköpfige Streithammel, die sich eher die eigenen Bärte abgeschnitten hätten, als miteinander zu reden. Doch der Krieg hatte sie wie Ratten in ihrem Loch zusammengetrieben, und aus lauter Hilflosigkeit begannen sie nun, sich gegenseitig aufzufressen.
    Die Wächter stießen ihn vorwärts, und die Räte stellten einer nach dem anderen ihre Streitgespräche und gegenseitigen Anschuldigungen ein und wandten ihm die Köpfe zu.
    Ihre Mienen verdüsterten sich zusehends.
    Doch die Blicke, die sie ihm zuwarfen, beunruhigten Glond nicht halb so sehr wie das eine Auge des Mannes, der ihn vom Kopfende der Halle aus voller Abscheu musterte. Kearn Einauge war unter den Dalkar eine Legende. Durch sein pechschwarzes Haar zog sich eine Vielzahl grauer Strähnen, und trotzdem war es noch so dicht wie das eines jungen Mannes. Sein Bart war nach Art der Unteren zu vier Zöpfen geflochten, deren Enden von silbernen Klammern zusammengehalten wurden. Den massigen Leib schützte ein schweres Kettenhemd, über dem er einen schwarzen, ornamentverzierten Plattenpanzer trug. Er stützte die Hände auf den Griff eines beinahe mannslangen Streitkolbens, der auf den Namen Rabenschwinge hörte, Zeichen und Privileg seiner adligen Herkunft. Der Hertig des Dornom-Clans war bekannt für seine gnadenlose Härte, und Glond fragte sich, ob er hier war, um als Henker ein Exempel an ihm zu statuieren.
    Kearn stand zur Rechten eines steinernen Throns. Erst als er sich zu ihm hinüberbeugte, erkannte Glond, dass darauf jemand saß. Ein uralter Dalkar, dessen eingefallenes Gesicht an die rissige Oberfläche von Tonschiefer erinnerte und dessen mächtiger Bart einem dornigen Gestrüpp ähnelte. Seine Finger klammerten sich wie fette, haarige Spinnenbeine um die steinernen Armlehnen des Throns. Er hielt die Augen geschlossen, und hätte er nicht den Kopf gedreht, hätte Glond ihn für eine Statue gehalten.
    Kearn flüsterte ihm etwas ins Ohr. Eine Weile lang geschah nichts, dann machte der alte Dalkar eine wegwerfende Handbewegung, die dem Einäugigen nicht zu gefallen schien. Der Held funkelte Glond mit seinem gesunden Auge an und spuckte auf den Boden. Brüsk drehte er sich um und stapfte zu den Vertretern der Unteren hinüber.
    »Du bist also Glond«, stellte der alte Dalkar fest. Seine Stimme klang wie das Donnern eines fernen Gewitters. »Du weißt, wer ich bin?«
    Natürlich wusste Glond, wer dieser Dalkar war. Jedes Kind hatte am Kamin den Geschichten gelauscht, die sich die Alten über General Variscit erzählten. Dem einstigen obersten Befehlshaber der Vereinigten Clanbünde, den sie den Drachentöter nannten. Offiziell war er schon vor einem halben Jahrhundert von all seinen militärischen Ämtern zurückgetreten, aber er galt seit Jahren als einer der engsten Vertrauten des Großkönigs. Wenn er in dessen Auftrag unterwegs war, hatte sein Wort das Gewicht der Krone.
    Ehrfürchtig neigte Glond den Kopf. »Ay, General Variscit.«
    »Gut, dann können wir uns die Zeremonie des gegenseitigen Vorstellens ja sparen.« Der General beugte sich nach vorn. »Auch wenn sie auf deiner Seite ohnehin nicht sehr lang ausgefallen wäre, nicht wahr?«
    Bei dieser offensichtlichen Beleidigung zuckte Glond zusammen. Der General wusste also, dass er von seinem Clan verstoßen worden war und man ihm den Stammbaum genommen hatte.
    »Glond ohne Namen. Du warst den Gildenverbänden zugeteilt, die den nördlichen Talweg zur Stadt halten sollten. Man berichtete uns, dass du im Augenblick des Angriffs deinen Platz verlassen hast und feige geflohen bist. Deine gesamte Einheit wurde vom Feind ausgelöscht, und du bist der einzige Überlebende. Du hast den Namen deiner Familie entehrt.«
    Aufgebrachtes Schnaufen lief durch die Reihen der Ratsmitglieder. Einige stießen zornige Laute aus oder stampften mit den Stiefeln auf.
    Rothaar schüttelte ungläubig den Kopf. »Das ist keiner von unserer Art. Das ist … das ist jedenfalls keiner von uns.«
    »Es ist eine Seuche!«, rief Anon und schlug mit seinem knorrigen Eichenstab hart auf den Steinboden. »Schaut euch doch nur mal die blauen Flecken auf seiner Haut an. Es ist eine Seuche, die der Feind eingeschleppt hat, um uns zu schwächen.«
    »Verbrennt ihn«, schlug einer der Unteren pragmatisch vor.
    Über das Gesicht des Generals zog ein freudloses Lächeln. Er hob die
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