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Orks vs. Zwerge

Orks vs. Zwerge

Titel: Orks vs. Zwerge
Autoren: T.S. Orgel
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Nebel, über zertretenes Gras, durch zerstampfte Büsche und schlammige Erde. Sie liefen im Gleichschritt und brüllten, die langen Spieße vorgestreckt. Hinter ihnen blökten die Hörner der Weststämme ihre dumpfe Klage in die hereinbrechende Nacht.
    Krendar trat auf das Bein eines Toten, der halb im Schlamm versunken lag, stolperte, fing sich wieder. Rechts neben ihm lief ein narbiger Veteran, einen halben Kopf größer als er, mit Armen so dick wie seine Oberschenkel und über und über mit gelblichem Fett beschmiert. Vor ihm rannten die Merssan-Brüder, der eine mit rot, der andere mit blau gefärbten Haaren. Sie schwangen Haumesser und grölten ein ihm unbekanntes Lied. Seine Stiefel klatschten durch den Schlamm, jeder Schritt rief ein schmatzendes Geräusch hervor, versuchte, ihn zu Fall zu bringen. Doch fallen durfte er nicht. Nicht mit dreihundert Stammeskriegern in seinem Rücken. Also riss er weiter die Füße aus dem Morast und brüllte, wie sie alle brüllten, während er auf einen Feind zulief, den er bislang noch nie gesehen hatte.
    Dann tauchten sie vor ihnen im Nebel auf. Stumme, reglose Gestalten. Krendar hätte sie für Felsen gehalten, für eine niedrige Mauer, wäre das donnernde Gebrüll nicht noch stärker angeschwollen. Sie standen einfach da. Ohne auf das Brüllen der Krieger zu antworten, ohne ihrerseits loszustürmen, in beängstigender, bewegungsloser, vollkommener Stille.
    Nein, nicht vollkommen. Jetzt begannen auch dort Trommeln zu schlagen. Langsam, schwer, rollend, dröhnend und in erschreckender Eintönigkeit. Ein weiteres Geräusch mischte sich darunter, als die Wühler begannen, die Waffen gegen ihre Schilde zu schlagen, rhythmisch, furchterregend, voll grimmiger Entschlossenheit. Krendar konnte jetzt Metall blitzen sehen, Rüstungen, blanke Waffen, polierte Schilde. Und dazwischen schimmerten Zähne in hässlichen Gesichtern, die so bleich waren wie die Schädel der Toten. Die Gesichter von Zwergen.
    Keine hageren Menschen, die mit dünnen Stimmen gegen den Kampfruf der Stämme anschrien und durcheinanderliefen, bis sie von der Flutwelle der Krieger davongespült wurden. Die Wühler standen wie Felsblöcke, an denen sich die heranrollende Woge brechen würde. Mit erschreckender Klarheit wurde Krendar bewusst, dass der Wurm noch immer in seinen Innereien wühlte. Es fühlte sich an, als habe er soeben Geschwister bekommen.
    Hätte der junge Aerc gekonnt, er wäre in diesem Augenblick zur Seite ausgebrochen, statt sich dieser schrecklichen Wand zu stellen und unweigerlich an ihr zerrieben zu werden. Doch die Trommeln, die Hörner und der Kampfschrei peitschten ihn vorwärts, Hunderte von Kriegern hinter ihm schoben ihn direkt in diesen Wall aus Metall. Noch zehn Schritte, noch acht.
    Krendar klemmte den Speerschaft fester unter die Achsel und schrie.
    Donnernd prallten sie gegen die Reihen der Zwerge. Sein Spieß kratzte über einen metallenen Schild, glitt davon ab, zwischen zwei Zwergen hindurch und traf auf etwas dahinter. Ein kurzer Widerstand, dann ein Ruck, und die Waffe glitt tiefer, bevor sich ihr Schaft durchbog und zersplitterte. Er prallte auf einen Schild, zerschnitt sich an der geschliffenen Kante den Unterarm und wurde nur deshalb nicht von einem Kurzschwert aufgespießt, weil er zu eng an den Zwerg herangedrängt wurde. Für einen Moment standen sie einander so dicht gegenüber, dass er die groben Poren sehen konnte, aus denen die Gesichtshaare des Wühlers sprossen. Der faulige Atem der Kreatur schlug ihm entgegen. Dann krachte eine Streitaxt in den Schädel des Wühlers und fällte ihn. Irgendjemand rempelte Krendar an, und er stolperte mehr als er sprang, auf den toten Wühler hinauf, von dort auf den Schild eines anderen, wich einem Spieß aus und war plötzlich oben, auf den Schultern und Köpfen der gepanzerten Zwerge. Mit dem zerbrochenen Speerschaft wehrte er den Hieb einer Axt ab. Das gesplitterte Holz wurde ihm aus der Hand gerissen und dann, einfach weil er nicht wusste, was er sonst tun sollte und nicht wagte, stehen zu bleiben, lief er weiter, trat auf Panzerplatten und Helme.
    Um ihn herum liefen weitere Krieger auf den dicht gepackten Reihen der Zwerge, hieben mit Keulen und Äxten auf bärtige Gesichter ein, schlugen Lücken in die Reihen der Wühler, stürzten und verschwanden unter den Waffen der Feinde, die sich unablässig hoben und senkten. Krendar hatte nichts zum Hacken, er hatte nur seinen Schwung, den Schrei, der noch immer aus seinen Lungen
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