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Organic

Organic

Titel: Organic
Autoren: Alex Kava
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der Ausbildung hatte Eric darüber gewitzelt und es seine Schlummerstimme genannt. „Sagen Sie mir, was ich für Sie tun soll.“
    Der Mann sah jetzt Jernigan an, und Eric überlegte, ob der Schlummerton vielleicht wirklich funktionierte. Aber dann lächelte der Mann und führte seine beiden Hände zueinander. Doch noch bevor er die Flaschen zueinander bringen konnte, explodierte sein Kopf nach einem gezielten Schuss von irgendwo über ihnen. Eric hatte den Scharfschützen nicht einmal gesehen.

120. KAPITEL
    Samstag, 17. Juni
    Marriott Flughafenhotel
    Tallahassee, Florida
    Natalie Richards ließ sich in den Ledersitz fallen und streckte die Beine von sich. Erst streifte sie den rechten Schuh ab, dann den linken. Diese Fahrt ganz allein in der Stretchlimo war etwas Neues für sie, definitiv ein echter Genuss. Nichts, was es noch zu erledigen gab. Kein Ego, das gestreichelt werden wollte. Keine Termine und keine Speziallieferungen. Keine Anrufe. Keine Verrückten mit einer Bombe.
    Alles hatte perfekt funktioniert. Nun ja, perfekt war vielleicht nicht das richtige Wort für die Öffentlichkeit. Diesmal waren sie wirklich verdammt nahe dran gewesen. Zu viele Risiken waren eingegangen worden, und sie war nur froh, dass sie keines davon selbst zu verantworten gehabt hatte. Wenn es nach Natalie gegangen wäre, dann hätten diese Idioten für den Rest ihres Lebens nichts mehr zu lachen, aber sie war ja auch kein Diplomat wie ihr Chef. Für Natalie waren das alles einfach nur Feinde, und manchmal verlor sie einfach den Blick für die größeren Zusammenhänge. Sie hatte Momente, in denen sie alles infrage stellte. Aber das hätte sie natürlich niemals zugegeben.
    Bei ihrer Arbeit und auf dieser Ebene der Sicherheitsmaßnahmen musste man hinnehmen, dass es Opfer gab, auch wenn sie es nicht gewohnt war, um ein Haar selbst eins zu werden. Aber Natalie konnte einigermaßen beruhigt schlafen gehen, weil das Blut nicht in ihrer Verantwortung vergossen worden war – jedenfalls diesmal nicht. Aber dass es dazu ohne Weiteres noch kommen konnte, war beunruhigend, wenn sie darüber nachdachte.
    In dieser vergangenen Woche hatte sie ihre Jungs ganz besonders vermisst und mehrmals darüber nachgedacht, alles hinzuschmeißen und mit ihnen in den Mittleren Westen zu ziehen, vielleicht nach Chicago oder sogar Omaha. In beiden Städten hatte sie Freunde, die ihr immer wieder zuredeten, endlich „ein normales Leben“ zu führen. Darüber musste Natalie lächeln. Vermutlich rangierte das, was sie gerade erlebt hatte, nicht gerade unter der Rubrik „normal“. Vielleicht war es an der Zeit, über eine Veränderung nachzudenken.
    Sie sah über die Schulter des Fahrers hinweg durch die Windschutzscheibe auf ein Schild mit der Aufschrift „Destin – 60 Meilen“. In einer Dreiviertelstunde würde sie in dem Resort eintreffen. Zeit genug, nachzudenken und Entscheidungen zu treffen.
    Aber ihre Gedanken wurden gestört, als das Handy klingelte. Warum nur hatte sie das blöde Ding nicht einfach ausgeschaltet? Sie nahm es und wollte schon genau das tun, als sie die Nummer des Anrufers erkannte.
    „Hier ist Natalie Richards.“
    „Sind Sie schon da?“
    „Noch sechzig Meilen“, sagte Natalie und lächelte, weil ihr Chef regelrecht aufgeregt klang. „Und nochmals vielen Dank.“
    „Das haben Sie sich mehr als verdient. Und das ist nicht nur mein Dankeschön, sondern das des ganzen Landes. Es ist manchmal nicht ganz einfach, den Präsidenten auf Kurs und bei der Stange zu halten.“
    „Nun, wir sind eben ein gutes Team.“
    „Genau. Und deshalb rufe ich an. Ich möchte Sie bitten, ein bisschen nachzudenken, wenn sie sich am weißen Strand in der Sonne aalen. Ich werde mich um die Präsidentschaft bewerben, und ich wäre sehr glücklich, wenn Sie meine Wahlkampfmanagerin werden würden, Natalie.“
    Natalie war sprachlos. All die Gedanken über Gefahren und Geheimnisse, alle Sehnsucht nach einem normalen Leben wurden plötzlich verdrängt von einem Gefühl von Stolz und Pflichterfüllung.
    „Bei allem gebotenen Respekt, Sir, Sie waren gestern Abend schon verdammt nah dran, Präsident zu werden“, sagte Natalie. „Aber trotz allem nehme ich die Ehre gern an, Ihre Wahlkampfmanagerin zu werden, Herr Vizepräsident.“

121. KAPITEL
    Chattahoochee, Florida
    Sabrina legte das eingepackte Vollkornbrot auf das Tablett, das vor ihrem Vater stand. Es war noch warm, frisch aus Miss Sadies Backofen. Er sah gut aus heute, auch wenn er mit den
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