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Organic

Organic

Titel: Organic
Autoren: Alex Kava
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müssen, wie sie in ihrem Auto von der Straße gedrängt wurde und der Wagen explodierte. Sie hatte den Mord an ihrer Kollegin miterlebt. Sie hatte zusehen müssen, wie ihr Ruf ruiniert und ihr Leben bedroht wurde. Sie war einer giftigen Wasserschlange um einiges zu nahe gekommen und hatte Angesicht zu Angesicht mit einem Auftragskiller gestanden. Und dieser Mann da vorne, der gerade am Podium stand, war für all das verantwortlich. Sie erhob sich.
    „Mr. Sidel“, rief sie. Das Geräusch von klapperndem Besteck verebbte. „Stimmt es, dass Ihre Produktionsanlage für die Verschmutzung der Abfüllanlage der Mineralwasserfirma Jackson Springs verantwortlich ist?“
    Die Stille war geradezu ohrenbetäubend.
    Sidel hatte von dem Witz, den er gerade erzählt hatte, noch ein Lächeln auf den Lippen. Es dauerte ein paar Sekunden, bis die Bombe bei ihm einschlug. „Wie bitte?“
    „Dutzende Menschen wurden davon krank. Ein zehnjähriges Mädchen musste ins Krankenhaus eingeliefert werden, weil es Dioxine im Blut hatte. Dioxine, die Ihre Firma in den Apalachicola River geleitet hat.“
    Sie sah aus dem Augenwinkel, dass zwei Geheimdienstmitarbeiter schon auf dem Weg zu ihr waren, aber Jernigan winkte sie wieder weg.
    „Ich bin mir ziemlich sicher, dass Sie nicht die geringste Ahnung haben, wovon Sie da gerade sprechen, Ma’am.“
    Im Publikum wurde geflüstert und man hörte Stühlerücken, weil jeder genau sehen wollte, was sich da vorne abspielte.
    „Oh, da irren Sie sich.“ Und dann, als er sie plötzlich erkannte, sagte sie: „Ich war eine Ihrer Wissenschaftlerinnen.“
    Abda hatte den Präsidiumstisch gerade zu Ende bedient, als die Frau anfing, Mr. Sidel zu verhöhnen. Ein Gefühl der Enttäuschung hatte ihn ergriffen, als die aufgestaute Energie von ihm gewichen war. Plötzlich kamen ihm die beladenen Tabletts unendlich schwer vor. Jeder Teller, jedes Servieren war eine Anstrengung. Ihm war gar nicht klar gewesen, wie schwierig es sein würde, übergangslos vom Attentäter zum ganz normalen Kellner zu werden. Er hätte erleichtert sein sollen. Er hätte sich freuen sollen, weil ihr Auftrag sein Ziel erreicht hatte. Sie würden im Vertrag mit der US-Armee über Öllieferungen berücksichtigt werden, und der Einfluss und das Renommee seines Volkes würden groß und von Dauer sein. Aber anstatt sich zu freuen und zu entspannen, fehlte Abda plötzlich das Ziel.
    Er hörte der Frau zu, und die Leidenschaft in ihrer Stimme entging ihm nicht. Vielleicht war es das, was ihm zu entgleiten drohte zwischen Vorspeisen und Salattellern: seine Leidenschaft. Aber nein, er hatte Leidenschaft durch Entschlossenheit ersetzt. Und das war eine gute Sache. Leidenschaft war eine gefährliche Angelegenheit. In diesem Moment sah Abda, wie Khaled zum Präsidiumstisch ging. Auf einer Hand balancierte er über seinem Kopf ein Tablett. Alle Augen waren auf die Frau gerichtet. Niemand verschwendete einen Blick an ihn. Aber Abda konnte sehen, was auf dem Tablett war: drei kleine Plastikflaschen mit Verschlusskappe.
    Abda erstarrte, als er Khaled das Tablett neben dem Tisch abstellen sah. Er nahm zwei der Flaschen. Niemand beachtete ihn. Er drückte den Hals der einen Flasche in den Boden der anderen. Dann griff er nach der dritten Flasche.
    „Er hat eine Bombe!“, schrie Abda.
    Eric griff nach Sabrina und riss sie zu Boden. Jernigan hatte bereits seine Waffe gezogen. Geheimagenten rannten zum Präsidenten. Und der arabisch aussehende Mann in der Kellneruniform hielt seine Hände hoch zum Zeichen, dass es ihm ernst war. Zwei Flaschen hielt er in der einen Hand, eine weitere in der anderen. Flüssigsprengstoff, dachte Eric. Der Mann musste nur noch die dritte Flasche in die beiden anderen drücken. Und sobald sich die drei Flüssigkeiten vermengten, würden sie explodieren.
    Herrgott! All die Sicherheitsvorkehrungen, und nun stand da ein Kellner einen halben Meter vor dem Präsidenten der Vereinigten Staaten und konnte den ganzen Bankettsaal in die Luft jagen.
    Erics Blick irrte durch den Raum.
    „Nur nichts überstürzen“, sagte Jernigan zu dem Mann, während er ganz langsam auf ihn zuging, die Waffe nach unten haltend. „Was immer Sie wollen, wir können das regeln.“
    Aber der Mann antwortete nicht. Seine Augen sahen auf die Fläschchen in seinen Händen, dann auf Jernigan und auf die verängstigten Gäste am Präsidiumstisch.
    „Sie wollen das nicht wirklich tun“, fuhr Jernigan mit ruhiger Stimme fort, wie Eric sie kannte. In
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