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Organic

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Titel: Organic
Autoren: Alex Kava
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Sie umbringen wollte“, sagte Jernigan. „Ich werde mit der Polizei reden“, fügte er dann hinzu, als würde es ihr allein darum gehen. „Ich kann vermutlich erreichen, dass die Vorwürfe gegen Sie fallen gelassen werden, weil Sie in der Sache mitgeholfen haben. Aber ich will ehrlich sein zu Ihnen“, er machte eine Handbewegung in Richtung der Beweisstücke und dem Computer auf dem Tischchen vor sich, „nichts von diesem Material hier wird ausreichen, um einen Straftatbestand nachzuweisen.“
    „Aber was ist mit den Polaroids?“, wollte Eric wissen.
    „Die werden die Karriere von Senator Adams mit Sicherheit beenden.“
    „Und Sidel?“, hakte Sabrina nach.
    „Solange keiner dieser jungen Männer unter achtzehn ist, verstößt er gegen kein Gesetz, wenn er in seinem Privatbüro pornografisches Material aufbewahrt.“
    Der Bürgermeister und Russ saßen regungslos da. Eric warf einen Blick auf Sabrina, die Jernigan beobachtete. Sie war weder beeindruckt noch zufrieden. Und Eric ging es genauso. Aber er wusste nicht, was sie sonst tun konnten.
    „Ich möchte nicht allzu negativ klingen“, erklärte Jernigan. „Insgesamt sind die Beweismittel höchst beeindruckend -“
    „Mir ist gerade eingefallen, wo ich Ihren Namen schon mal gesehen habe“, unterbrach ihn Sabrina.
    Alle sahen sie an. Eric dachte, seine Schwester müsse sich täuschen. Der Colin Jernigan, den er kannte, ging mit seinem Namen nicht in aller Öffentlichkeit hausieren. Tatsächlich war es einer der Namen, die man in Washington nur hinter vorgehaltener Hand aussprach. Eric hatte nie genau herausgefunden, für wen genau Jernigan im Justizministerium eigentlich arbeitete. Niemand schien das so genau zu wissen – außer dass es sich um jemanden ganz weit oben handelte und dass alles, womit er befasst war, topsecret war.
    Sabrina holte das dunkelrote Notizbuch aus der Tasche, das Eric als das von Dr. Lansik erkannte. Sie blätterte darin herum, bis sie gefunden hatte, wonach sie suchte. Dann schob sie Jernigan das Notizbuch über das Tischchen zu.
    „Dr. Lansik hatte sich Ihren Namen und Ihre Telefonnummer aufgeschrieben“, sagte sie. „Sie wussten von der Angelegenheit.“
    Eric sah Jernigan an und konnte sehen, dass sie recht hatte, auch wenn der Mann exzellent war. Er zuckte kein bisschen zusammen. Nur seine Augen bewegten sich, als er Sabrina anschaute, so wie man über die Ränder einer Lesebrille blickt, um etwas in der Entfernung zu erkennen.
    „Dr. Lansik stand mit mir in Verbindung, das stimmt.“
    „Also wussten Sie, was da vor sich geht?“
    Eric konnte in ihrer Stimme die aufsteigende Wut hören. Sie redete mit Jernigan, wie sie mit einem widerspenstigen Studenten gesprochen hätte.
    „Wir wussten nicht genau, was da vor sich geht. Dr. Lansik hat gekniffen. Er ist nicht aufgetaucht.“ Jernigan seufzte und setzte sich zurück, als wäre da etwas, das er nicht unter seine Kontrolle hatte bringen können. Aber Eric wusste es besser. Er wusste, dass es vermutlich nichts gab, das Jernigan nicht unter Kontrolle hatte.
    „Und Sie sind nie auf die Idee gekommen, der Sache nachzugehen“, meinte Sabrina mit einigem Sarkasmus in der Stimme. „Es spielte keine große Rolle für Sie, wieso er nicht aufgetaucht ist.“
    Jernigan sah demonstrativ auf seine Armbanduhr. Er betrachtete das Treffen als beendet und wollte sie das wissen lassen. „Nein. Manchmal ändern Menschen einfach so ihre Meinung.“
    Sabrina stand auf und ging hinüber zu Russ’ Aktentasche. Sie zog den Reißverschluss einer Seitentasche auf und nahm etwas heraus. „Jemand anderes hat für Dr. Lansik seine Meinung geändert“, erklärte sie und legte den Plastikbeutel auf das Tischchen direkt vor Jernigan. „Das ist alles, was von ihm übrig geblieben ist.“ Dann wandte sie sich zum Gehen.
    Russ griff nach seiner Aktentasche und folgte ihr. Der Bürgermeister stand auf und wartete darauf, dass Jernigan es ihm gleichtat. Der alte Mann schüttelte ihm die Hand und ging dann ohne ein weiteres Wort ebenfalls nach draußen.
    Eric und Colin Jernigan blieben allein zurück. Jernigan griff zuerst nach dem Plastikbeutel und ließ ihn dann doch liegen.
    „Sie ist ein ganz schöner Hitzkopf“, sagte er zu Eric.
    „Was haben Sie erwartet? Sie ist ja schließlich meine Schwester.“
    „Mir war nicht klar, dass Sie mit der EcoEnergy-Sache zu tun haben.“
    „Das hatte ich auch nicht“, erklärte Eric. „Ich bin wegen Sabrina hier. Ich wusste gar nicht, dass es
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