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Opium bei Frau Rauscher

Opium bei Frau Rauscher

Titel: Opium bei Frau Rauscher
Autoren: Frank Demant
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jetzt die Taktik.“
    Um des lieben häuslichen Friedens willen hörte er ihr aufmerksam zu und versprach abschließend, sich genau so zu verhalten, wie Maria es von ihm erwartete. Ihm selbst war es scheißegal, wie viel die Hose kosten sollte, Hauptsache, er hatte bald eine.
    Als Aushilfsdetektiv war ihm unauffälliges Verhalten natürlich nicht fremd. So schlenderten dann beide scheinbar völlig desinteressiert an den feilgebotenen Waren vorbei, die fast alle auf Decken auf dem Asphalt der tagsüber für den Verkehr freigegebenen Sisavangvong Road dekorativ ausgebreitet waren und die Augen der zahlreichen Touristen in der alten Hauptstadt erfreuten. Es dunkelte, und an den Ständen wurden elektrische Lampen angeknipst, deren Stromkabel teilweise recht abenteuerlich mittels Klebeband miteinander verdrahtet waren. Das Gedränge war inzwischen immens, so daß sich des öfteren Staus bildeten, vor allem dann, wenn etwas größere Reisegruppen eine Verkäuferin oder einen Verkäufer belagerten, und es einen Moment lang so aussah, als ginge gar nichts mehr. Und das, obwohl Laos noch vor Neckermännern und anderen Horden verschont war.
    An der Kreuzung zur Setthathilath Road, beim Moung Markt, erfrischten sich Maria und Herr Schweitzer mit saftigen Ananasstückchen, die mit Chilipulver bestreut waren. Das mochte für europäische Geschmäcker vielleicht absonderlich anmuten, hier jedoch war es völlig normal, Obst mit diesem scharfen Gewürz zu verfeinern. „Hmm, lecker“, sagte dann auch Herr Schweitzer, der unter lecker normalerweise einen deftigen Schweinebraten verstand, aber man befand sich ja im fernen Ausland und wollte sich keine Blöße geben.
    „Ja, hmm, lecker“, sprach dann auch Maria. Auch ihr stand der Sinn eher nach der heimischen Küche, bei der allenfalls Sahne und Zucker aufs Obst kam.
    Ob der ungewohnten Schärfe – Schweiß perlte auf ihren Stirnen – tranken dann beide noch einen Papayasaft und dankten im Stillen Gott dafür, daß dieser ohne Chili serviert wurde.
    Es dauerte dann auch nicht mehr lange, und Herr Schweitzer entdeckte zwischen chinesischen Kompassen und Wasserpfeifen gleicher Provenienz eine Hose, die so farbenprächtig war, daß dagegen selbst der bunteste Papagei allenfalls noch als graue Maus durchging. Wie der von Maria entwickelte Schlachtenplan vorsah, drückte Herr Schweitzer kurz ihre Hand. Daraufhin bückte sich seine Freundin, nahm eine Pfeife aus billigem Blech, oder Zinn, oder was auch immer in die Hand, begutachtete sie eher abfällig und fragte nach dem Preis, während Herr Schweitzer die Augen verdrehte, als sei er Marias wahllose Geldausgeberei einfach nur noch leid.
    „Oh, Simon, look.“
    Und Simon guckte.
    „Ist das nicht eine hübsche Hose?“
    Und wieder guckte Simon – auf seine Armbanduhr.
    Sofort bekam Maria von dem jungen Mädchen, das sich pfiffig und verkaufsfördernd mit der Tracht der Hmong geschmückt hatte, die Hose gereicht. „Very cheap.“
    „How cheap?“ erkundigte sich nun Herr Schweitzer. In England hätte ihn wahrscheinlich niemand verstanden. Doch hier hatte er mit seinem Pidgin-Englisch keinerlei Probleme. Zumindest bei der jüngeren Generation nicht, die seit der Grenzöffnung vor etwas mehr als zehn Jahren ihre Zukunft immer mehr im zunehmenden Tourismus sah und fleißig Fremdsprachen lernte. Da Laos als Binnenland aber keinen Strand und die damit einhergehenden Aktivitäten zu bieten hatte, waren die Touristenströme natürlich bei weitem nicht so ausgeprägt wie etwa beim Nachbarn Thailand. Doch Laos war groß und die Einwohnerzahl gering, so daß das Verhältnis einigermaßen stimmte. Da es aber nur wenige ausgebildete Lehrer gab, war die Jugend gezwungen, ihre Englischkenntnisse sozusagen direkt am Mann auszuprobieren.
    In unserem Fall war der Mann Herr Schweitzer, auch wenn er wegen der Hose, über deren Preis man gerade feilschte, eher der Rubrik Kasperle zuzuordnen war. Doch schien die ebenholzgesichtige Händlerin mit den großen Ohrringen noch recht frisch im Gewerbe zu sein, denn sie bediente sich eines Taschenrechners, um die Verhandlungsbasis kundzutun.
    10.000 Kip las Herr Schweitzer. Und dafür vertrödle ich meine Zeit?
    Maria aber war nicht so leicht zu beeindrucken wie ihr Freund. Leichthin erläuterte sie mit einfachen englischen Worten, daß man selbst im Hochpreisland Germany mit höchstens sechs Euro für eine Hose von minderer Baumwollqualität zu rechnen habe, und da wären ja immerhin schon Steuern, der
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