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Opium bei Frau Rauscher

Opium bei Frau Rauscher

Titel: Opium bei Frau Rauscher
Autoren: Frank Demant
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bißchen rumhing, das Leben genoß und sich in einem großartigen Land eine simple Zigarette gönnte.
    Mit gekreuzten Beinen erwartete er den Flash. Und wenn er dann einsetzte, brauchte er nur die Vat Sop Road raufzugehen und wäre im Hotel. Keine dreihundert Meter, so schätzte er. Da mochte die Wirkung auch noch so stark sein, nach Hause schaffe ich es immer. Doch das einzige, was wirkte, war das Nikotin, das seinen Körper entspannte. Er hatte keine Ahnung, wann und wie der menschliche Körper auf Opium reagierte. So wartete Herr Schweitzer und rauchte. Und wartete und rauchte. Zum Schluß sog er sogar sehr heftig an seinem Joint. In der Hoffnung auf das ganz große Kino.
    Eine halbe Stunde später wunderte er sich über seine noch immer klaren Gedanken. Keine Farbkleckse vernebelten sein Hirn, er hielt sich nicht für einen Adler, der gleich auf Mäusefang geht, und auch die die Promenade säumenden Palmen tanzten keinen Foxtrott oder bewegten sich gefährlich auf ihn zu.
    Eigentlich war die zweite Zigarette ja für morgen gedacht, doch angesichts der Ereignislosigkeit änderte Herr Schweitzer seinen Plan. Gründlich untersuchte er das Objekt. Das ölig glänzende Papier ließ darauf schließen, daß tatsächlich Opium auf den Tabak geträufelt war. Diesmal inhalierte er noch tiefer, behielt den Rauch bei jedem Zug mindestens eine halbe Minute in der Lunge.
    Für so einen Scheiß fliege ich um den halben Globus, dachte Herr Schweitzer eine weitere halbe Stunde später. Völlig nüchtern und ernüchtert erhob er sich von der gußeisernen Bank und trottete von dannen. Noch immer promenierten Touristen und Einheimische durch das Weltkulturerbe Luang Prabang. Um sich ein wenig die Beine zu vertreten, folgte er dem Flußlauf bis zur Mündung in den Mekong. Tuk-Tuk-Fahrer vertrieben sich am Ufer die Wartezeit mit Boule, eine der vielen Hinterlassenschaften der einstigen Kolonialmacht Frankreich. Von einem der mit bunten Glühbirnen illuminierten Restaurants wehte ihm schwach eine süßliche Graswolke entgegen. Wahrscheinlich irgendwelche Freaks, dachte Herr Schweitzer, und war neidisch. Morgen werde ich mir auch Gras besorgen, beschloß er. Da weiß man, was man hat. Er kannte sogar das hier gebräuchliche Wort dafür. Gansha.
    Als Trost spendierte er sich im Café Toui, wo Maria und er schon seit drei Tagen frühstücken gingen, weil es dort die besten Pfannkuchen gab, noch zwei Gläser Lao-Beer.
    Und als er dann ins Sayo Hotel zurückkam und Maria ihn fragte, wie’s denn so sei mit dem Opium, entfuhr Herrn Schweitzer der philosophisch richtungsweisende Satz: „Opium kannste in der Pfeife rauchen.“
    Doch irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, man habe ihn reingelegt. Er gab seiner Buch lesenden Freundin noch einen Gutenachtkuß und schlief alsbald ein.
    Was Herr Schweitzer zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen konnte, war, daß der Kriminalfall, der demnächst in Frankfurt auf ihn wartete, mit Opium zu tun haben würde.

    „Ich mach mich selbständig.“
    Maria hatte gerade ihren Pancake im besagten Café Toui verputzt, als Herr Schweitzer sie mit dieser mysteriösen Andeutung aus ihren Gedanken riß. Der Reiseführer lag aufgeschlagen neben der Kaffeetasse, schließlich wollte die bevorstehende Fahrradtour geplant sein. „Wie? Selbständig? Du bist doch selbständig. Kannst kochen, kannst alleine einkaufen gehen, und außerdem hast du genug Geld, um ein sorgenfreies Leben zu führen.“
    „Ich meine, ich mache mich als Detektiv selbständig“, erläuterte Herr Schweitzer, dessen Aushilfstätigkeit als Privatschnüffler bei seinem Schwager Hans in den letzten Monaten und Jahren immer mehr eingeschlafen war.
    „Dafür brauchst du aber ein Büro. Oder willst du deine Kunden etwa daheim in der Küche empfangen.“
    „Warum nicht?“ erwiderte er. Der Gedanke war ihm spontan gekommen und noch nicht gänzlich ausgereift. Aber so war er nun mal, der Herr Schweitzer, trug immerfort sein Herz auf der Zunge.
    Unvermittelt fing Maria zu kichern an.
    Er fühlte sich unbehaglich. „Was gibt’s denn da zu kichern?“
    „Och. Ich stelle mir bloß gerade vor, wie um acht Uhr morgens ein Klient bei dir klingelt. Und wie du ihm mit zersauster Haarpracht die Tür öffnest. Oder willst du die Bürozeiten auf den späten Nachmittag beschränken?“
    „Hatte ich vor. Nach dem Mittagsschlaf natürlich erst“, entgegnete Herr Schweitzer patziger als er es wollte.
    „Na dann, viel Spaß. Und einen Führerschein brauchst du
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