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Opium bei Frau Rauscher

Opium bei Frau Rauscher

Titel: Opium bei Frau Rauscher
Autoren: Frank Demant
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sich dabei vorher nach allen Seiten umgeschaut. Aber Polizei und Militär waren in den Straßen von Luang Prabang sowieso so gut wie nie zu sehen. Herr Schweitzer bestellte bei der netten Bedienung einen weiteren Lao-Kaffee.
    Eine Stunde und zwei zusätzliche Koffeinbomben später glaubte er, zumindest eine Struktur erkannt zu haben. Er zahlte und ging schlendernd über die kaum befahrene Straße. Herr Schweitzer passierte den jungen Mann mit den schulterlangen, glatten schwarzen Haaren und dem für diese Regionen typisch dunklen Teint. Doch wie vorauszusehen war, schaute dieser Herrn Schweitzer mit dem Arsch nicht an.
    Als er das Zimmer im Sayo Hotel betrat, kam seine Liebste gerade aus der Dusche. Ihr nasses Haar hing in Strähnen herunter, und um die Hüfte hatte Maria ein Handtuch geschwungen. Herr Schweitzer trat ans Fenster und blickte auf Vat Sene, einen buddhistischen Tempel, in dem orangegewandete Mönche ihrem Tagewerk nachgingen. Einige waren unter einem Holzdach mit Schnitzarbeiten beschäftigt. Das Hämmern drang bis rüber in den ersten Stock des über hundert Jahre alten Hotels aus der Kolonialzeit. Von Maria wußte er, daß sie heute morgen bereits um vier Uhr mit riesigen Trommeln und anderen Rhythmusgeräten zu musizieren begonnen hatten. Er selbst hatte von all dem nichts mitbekommen, tief und selig war sein Schlummer.
    „Du, Maria, ich muß heute abend unbedingt auf den Nachtmarkt. Am besten noch vor dem Essen.“
    „Warum denn das? Ich dachte, wir wollten erst in Vientiane einkaufen. Wir haben doch noch mehr als zwei Wochen vor uns.“
    „Ich brauch ein paar neue Klamotten.“
    Maria nickte und ging ins Bad.

    „Nein, Simon, so geht das nicht.“
    Herr Schweitzer hatte sich nach dem Betrag erkundigt, „how much?“, und dann umgehend sein Portemonnaie gezückt.
    „Du kannst doch nicht einfach den Preis bezahlen, den man dir nennt. Wir sind hier quasi auf einem Flohmarkt. Da muß man handeln. Hast du mal umgerechnet, wie viel hunderttausend Kip sind?“ Und mit der Endgültigkeit einer päpstlichen Bulle ergänzte Maria von der Heide: „Von jetzt an übernehme ich.“
    Natürlich wußte Herr Schweitzer, daß hunderttausend Kip ziemlich exakt zehn Euro waren. Mathematik war schließlich eine seiner Stärken. Okay, zugegeben, der Umrechnungsmodus war recht einfach, man brauchte bloß vier Nullen der laotischen Währung zu streichen. Und läppische zehn Euro für eine Hose, das schien doch so gut wie ein Schnäppchen zu sein, oder? In Frankfurt jedenfalls müßte er locker das Doppelte dafür berappen. Manchmal verstand er seine Freundin einfach nicht. Trotzdem erhob sich Herr Schweitzer und trottete ergeben hinter ihr her.
    „Was willst du denn mit einer solchen Hose? Findest du nicht, du bist ein bißchen zu alt dafür?“
    „Ich muß mich doch als Hippie verkleiden.“
    Abrupt blieb Maria stehen und drehte sich zu ihm um. „Hab ich da eben richtig gehört? Als Hippie?“
    „Yeap. Sonst verkaufen die mir kein Opium. Ich meine, die sind ja auch nicht blöd hier. So, wie ich rumlaufe, denken die bestimmt, ich sei ein ausländischer Polizeispitzel, der mit der hiesigen Drogenfahndung zusammenarbeitet.“
    Maria hatte es die Sprache verschlagen. Von Kopf bis Fuß musterte sie ihren Freund.
    Da sie nun schon seit mehr als vier Jahren ein Paar bildeten, erahnte Herr Schweitzer ihre Gedanken und erklärte: „Ich hab’s doch versucht. Echt. Den ganzen Nachmittag lang. Der komische Straßenhändler kam nicht mal auf den Gedanken, mich anzusprechen. Zu guter Letzt bin ich sogar ganz langsam an ihm vorbeigeschlichen.“
    Nach reiflicher Überlegung entgegnete Maria: „Also, ganz ehrlich, wenn ich Drogendealer wäre, würde ich dir ohne Bedenken die komplette Jahresernte verkaufen. So unbescholten, wie du dich kleidest …“
    „Hahaha. Sehr lustig.“
    Es war nicht das erste Mal, daß Maria eine diesbezügliche Bemerkung nicht unterdrücken konnte. Was aber nicht an ihr lag, auch andere Frauen, zuweilen auch Männer, konnten sich bei Herrn Schweitzers Anblick ein Nasenrümpfen nicht verkneifen, zu abartig waren seine Kombinationen. Jackett zu Sandalen, blaue Krawatten zu grünen Hemden oder umgekehrt – immer wieder schockte er damit seine Umwelt. Und immer wieder war Maria gezwungen, korrigierend einzugreifen.
    „Jetzt komm.“ Sie ergriff seine Hand und zog ihn hinter sich her, bis sie zur nächsten Seitenstraße kamen und Maria ihn hineinbugsierte.
    „Paß auf, Simon, ich erklär dir
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