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Opium bei Frau Rauscher

Opium bei Frau Rauscher

Titel: Opium bei Frau Rauscher
Autoren: Frank Demant
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auch noch. Oder willst du die Gauner mit dem Fahrrad verfolgen? Spätestens auf der Autobahn wird’s eng, sag ich dir.“
    Ups, dachte Herr Schweitzer, stimmt ja, Führerschein … Mist aber auch. Von seinem Schwager hatte er nur Aufträge bekommen, bei denen er nicht fahren mußte. Aber wenn man eine eigene Detektei aufmacht, so überlegte er nun, dann müßte man sich wohl oder übel endlich mal um so eine Fahrerlaubnis bewerben. Und auch bestehen, sonst ist’s Essig mit der Selbständigkeit, bevor sie begonnen hat. Das Thema fing an, unangenehm zu werden. „Wo geht’s denn heute hin?“
    Maria schob ihm die Karte hin und deutet mit dem Finger auf einen Punkt. Die beiden Fahrräder standen am Bordstein. „Nicht so weit, man weiß ja nie, ob, oder vielmehr wann, die Dinger zusammenbrechen.“
    Da war was Wahres dran. Zwar konnte man sich über den Preis, ein Dollar pro Bike und Tag, wahrlich nicht beschweren, aber die Größe und Statik der Vehikel schien doch sehr auf den asiatischen Markt zugeschnitten zu sein. Herrn Schweitzers Knie hatten bei der Proberunde bis über den Lenker gereicht, und dem Hinterreifen mußte nachträglich noch reichlich Luft zugeführt werden. Das Ganze sah sehr lächerlich aus, doch Herrn Schweitzer war nichts anzukreiden, auch andere sich abstrampelnde Bleichgesichter wirkten, als hätten sie Kinderräder unter dem Hintern.
    Schon nach den ersten hundert Metern stand für die beiden fest, die sechs Kilometer bis zum Grab des Forschungsreisenden Henri Mouhot waren viel zu riskant, zumal Maria zusätzliche Probleme mit der Gangschaltung hatte. So radelte man gemütlich zum neuen Stadion, das seiner Eröffnungsfeier harrte und an dem die letzten Feinarbeiten vonstatten gingen. Auf einem kleinen Fußballplatz in der Nähe graste eine Ziege. Eine Kapelle übte schon mal für den Abend. Die Abgase der haarscharf an ihnen vorbeidonnernden Laster raubten ihnen den Atem. Auf dem Rückweg legten sie in einer kleinen Gaststätte, idyllisch gelegen an einem mit Seerosen bedeckten Teich, noch einen Halt ein. Viel zu früh gelangten sie wieder zum Fahrradverleih.
    Die etwas über hundert Stufen zum Gipfel des That Phousi Bergs waren selbst für einen ungeübten Bergsteiger wie Herrn Schweitzer ein Klacks. Die Aussicht über die Stadt und die nahen Berge war grandios. Von hier wurden etliche der Postkartenmotive von Luang Prabang geschossen. Runter ging’s einfacher. Herr Schweitzer ging für sein Leben gern runter.

    In einem Reisebüro beim Post Office besorgten sie sich die Rückflugtickets nach Bangkok, denn von dort würde in zwei Wochen ihr Flieger zurück zum Rhein-Main-Airport starten. Seltsamerweise kostete ein Flug nach Laos fast doppelt so viel wie einer nach Bangkok. Weder Maria noch Herr Schweitzer waren von Natur aus geizig, doch was zu weit ging, ging zu weit. So hatten sie auf der Hinreise einfach noch zwei billige Inlandsflugtickets von Bangkok nach Chiang Rai gelöst, und zack, waren sie fast am gewünschten Reiseziel Goldenes Dreieck und Nord-Laos. Ganz schön clever, die beiden.
    Ins Herzen des weltweit bekannten Mohnanbaugebietes waren sie dann doch nicht gefahren, weil Herr Schweitzer von einem ehemaligen holländischen Drogenimporteur, den sie in einer Sushi-Bar in Chiang Rai trafen, erfahren hatte, daß Thailands Regierung sämtliche Opiumhöhlen ausgeräuchert hatte und auf diverse Delikte im Zusammenhang damit nicht zögerte, Todesstrafen zu verhängen. Und gegen die Todesstrafe war Herr Schweitzer schon immer, zumal wenn sie an ihm selbst vollstreckt werden sollte. Aber in Laos, so der Holländer weiter, da ginge noch was.
    Trotzdem waren sie vier Nächte in Chiang Rai – benannt nach seinem 1259 geborenen Gründer Mengrai – geblieben. Erstens war es eine sehr schöne Stadt, und zweitens war der Hinflug mit Umsteigen in Sri Lanka und Bangkok doch ziemlich strapaziös gewesen, so daß man erst wieder zu Kräften kommen mußte. Versüßt wurde der Aufenthalt in Thailands Krone des Nordens mit der reichlichen Auswahl an erstklassigen Kneipen und Restaurants. Und wer Herr Schweitzer kannte, wußte, daß das schon die halbe Miete war.
    Einen zweiten Versuch wollte er sich noch gestatten. Das konnte doch nicht sein, daß Opium wie Kaffee wirkte. Das war doch keine Ausgeburt seiner Phantasie. Irgendeine besondere Wirkung mußte dem Opium doch innewohnen. Und bevor ich meinen letzten Kötel geschissen habe, so hoffte Herr Schweitzer immer noch, werde ich auch dieses Mittel
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