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Opferzeit: Thriller (German Edition)

Opferzeit: Thriller (German Edition)

Titel: Opferzeit: Thriller (German Edition)
Autoren: Paul Cleave
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Priester auf dem Boden und sagt: »O je«, und dann erst entdeckt sie Melissa und mich. »Joe«, sagt sie, steigt über den Priester hinweg und umarmt mich. »Ich bin so froh, dass du gekommen bist! Aber du bist zu spät«, sagt sie, tritt einen Schritt zurück und gibt mir eine Ohrfeige, keine allzu feste, sie will einfach nur ihre Enttäuschung zum Ausdruck bringen. »Wer ist das da?«, fragt sie.
    »Das ist meine Freundin.«
    »Nein, nein«, sagt sie, »das ist nicht deine Freundin. Ich bin ihr doch begegnet. Was geht hier vor sich, Joe?«
    »Joe will das Geld, das er gestern Abend bekommen hat«, sagt Melissa, und ihre Stimme klingt kalt, sie hat diesen Leg- dich-nicht-mit-mir-an-Tonfall, den meine Mutter nicht her auszuhören scheint.
    Meine Mutter stößt ein kleines Lachen aus und nickt kurz. »Das war so wunderbar«, sagt sie, »und ich kann kaum glauben, dass du das für uns getan hast.«
    »Was habe ich getan?«, frage ich, obwohl ich befürchte, es bereits zu wissen.
    »Das Geld«, sagt sie. »Es ist ein so wundervolles Hochzeitsgeschenk. Ich hätte niemals gedacht, dass ich irgendwann mal erster Klasse fliegen würde. Ich hätte es mir nicht leisten können, und ich hätte auch nie gedacht, dass ich mal nach Paris kommen würde! Paris!« Sie schüttelt den Kopf. »All das hab ich nur dir zu verdanken. Es wird eine ganz wundervolle Reise«, sagt sie, obwohl ich mir das nicht so recht vorstellen kann, nicht, wenn sie in einem Leichensack liegt und Walt ebenfalls, denn das ist genau die Art, in der sie ihre nächste Reise antreten werden.
    »Du hast das ganze Geld ausgegeben?«, frage ich.
    »Nein, nein, natürlich nicht«, sagt sie. »Sei nicht so dumm. Was fehlt ihm?«, fragt sie und blickt hinab auf den Priester.
    »Er ist müde«, sagt Melissa.
    »So sieht er auch aus«, sagt Mom. »Nein, wir haben immer noch ein paar Tausend Dollar Taschengeld übrig.«
    »Du hast also das meiste davon ausgegeben«, sage ich.
    »Das meiste, ja. Das war so großzügig von dir. Wirst du mit zum Flughafen kommen, um uns zu verabschieden, oder musst du gleich wieder ins Gefängnis zurück?«
    »Du hast also das meiste davon ausgegeben«, sage ich, und mir fällt auf, dass ich das bereits gesagt habe, trotzdem wiederhole ich es erneut. »Du hast also das meiste davon ausgegeben.«
    »Was fehlt dir, Joe? Du klingst wie eine kaputte Schallplatte. Ich hab dir bereits gesagt, dass noch etwas davon übrig ist.«
    »Wir müssen gehen«, sagt Melissa.
    »Wer sind Sie noch gleich?«, fragt meine Mutter. »Sind wir uns schon mal begegnet?«
    »Komm schon, Joe«, sagt Melissa und zupft mich am Ärmel. »Wir hätten nicht hierherkommen sollen.«
    Wir umrunden den bewusstlosen Priester, und meine Mom starrt uns wütend an, als ob das Verschleudern meines Geldes sie richtig sauer gemacht hätte. »Wiedersehen, Mom«, sage ich, obwohl ich definitiv weiß, dass dies das letzte Mal ist, dass ich sie sehen werde. Eigentlich sollte ich mich deswegen erleichtert fühlen, aber merkwürdigerweise tue ich es nicht. Warum auch immer, ich werde sie vermissen.
    Wir verlassen die Kirche. Draußen steht Walt und redet mit einem Paar in seinem Alter, dann entdeckt er mich und steuert auf mich zu, aber was auch immer er mir zu sagen hat, ich will es nicht hören. Wir sind gerade auf halbem Weg die Treppen hinunter, da biegt Detective Inspector Schroder auf den Parkplatz.
    Kapitel 80
    Das Fahren ist verdammt mühselig, aber zum Glück hat der Wagen ein Automatikgetriebe, wodurch das Ganze überhaupt erst möglich wird. Hutton geht nicht an sein Handy. Als Schroder ihn anruft, klingelt es einige Male, dann schaltet sich die Mailbox ein. Er ist sich nicht sicher, ob Hutton beschäftigt ist oder den Anruf bewusst wegdrückt, kann sich aber ziemlich gut vorstellen, was von beidem zutrifft.
    Huttons Nummer weiß er auswendig, aber keine andere, und da das Display seines Handys kaputt ist, kann er sie auch nicht nachschauen. Er könnte die Notrufnummer der Polizei wählen und verlangen, dass man ihn mit Stevens verbindet, aber Stevens würde ihn ohnehin nur anbrüllen und dann auflegen, ohne ihn anzuhören. Er fährt zur Kirche, rech net aber nicht ernsthaft damit, Joe dort anzutreffen, und sollte es dennoch passieren, hat er vor, die Notrufnummer zu verständigen. Sollte dieser Ausflug zu nichts führen, dann wird er wieder zurück zum Krankenhaus fahren.
    Er hat ganz bestimmt nicht erwartet, dass Joe auf der Kirchentreppe steht, als er auf den Parkplatz
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