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Opferzahl: Kriminalroman

Opferzahl: Kriminalroman

Titel: Opferzahl: Kriminalroman
Autoren: Arne Dahl
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schön sein, Hultin einschalten zu können, den Mann, der 01 auf alle Wogen gießt. Man kann sich ungefähr vorstellen, was für ein Chaos hinter der Maßnahme steckt, wieder einmal den Schwanz einzuziehen und einen so vielfach pensionierten Pensionär einzuberufen.

    Aber du bist ja abgerutscht. Warte, ich zieh dich ein wenig hoch. So. Besser jetzt?

    Tja, das bedeutet wohl, dass wir doch mehr Chancen haben, mit dem Fall befasst zu werden. Wenn Jan-Olov sich in den letzten Jahren nicht radikal verändert hat, wird er, glaube ich, alles tun, um die A-Gruppe in die Ermittlungen einzubeziehen. Ich fahre gleich hin und rede mit ihm.

    Das bedeutet, dass ich dich jetzt allein lasse.

    Ich hoffe wirklich, dass du verstehst, was ich sage. Und verdammt, wie ich mir wünsche, ich könnte eine Methode finden, mit dir zu reden. Ich bin es nicht gewöhnt, Monologe zu halten.

    Ich komme wieder, sobald ich kann. Das hängt natürlich ein bisschen davon ab, wie nun die Ermittlungen laufen sollen.

    Ich hoffe, du findest eine Art Frieden in deinem Inneren. Ich muss jetzt los. Tschüss dann, Bengt. Mach's gut.«

     

    *

     

    Es war wie abstrakte Kunst. Dieses unvergleichliche Spiel von Form und Farbe, ungefähr wie Action-Painting. Jackson Pollock. Furiose Farbbehandlung.

    Oder avanciertes Geschmiere. Tags und Graffiti in munterer Mischung.

    Wie nannten sie das noch? Wenn eine ganze Bande von Sprayern einen U-Bahn-Wagen entert und ohne jede Hemmung mit ihren Spraydosen loslegt?

    Ja, genau: einen U-Bahn-Wagen »bombardieren« ...

    Der Ausdruck erschien in der jetzigen Situation ein wenig geschmacklos.

    Und bei näherem Hinsehen waren die Bilder auch nicht besonders abstrakt. Eher sehr konkret, äußerst grafisch, irdisch und wirklichkeitsgetreu.

    Und ganz unerträglich.

    Der Mann vor den Bildern war gezwungen, den Blick abzuwenden und eine Pause einzulegen. Er dachte an U-Bahnen. Er dachte zielbewusst an alles, was er über U-Bahnen gelesen hatte, diese sonderbaren Erfindungen, die offensichtlich eine umgekehrte Parallele zum Flugzeug waren. Die U-Bahn ist eine typisch städtische Konstruktion, bei der alles darauf ankommt, Fläche einzusparen. Also eher eine Parallele zu den Wolkenkratzern - der Kunst, eine Stadt vertikal zu bauen.

    Die erste U-Bahn war die Metropolitan-Linie in London, eröffnet im Jahr 1863. Sie verlief in unmittelbarer Nähe zur Ebene der Straße, und die Züge wurden von Dampfloks gezogen. Erst mit der Elektrizität wurden U-Bahnen in größerem Umfang gebaut, um die Jahrhundertwende zum Beispiel in Budapest, Paris und Berlin. Heute gibt es die größten U-Bahn-Netze in New York, London, Paris, Moskau und Tokio.

    In Stockholm wurde die erste U-Bahn-Linie, Slussen-Hökarängen, am ersten Oktober 1950 eingeweiht. Die Wagen der U-Bahn erhielten alle Bezeichnungen mit C. Der erste Wagen wurde folglich C1 genannt. Während das U-Bahn-Netz in den Fünfziger- und Sechzigerjahren expandierte, wurden die Wagen modernisiert, und 1967, als »Stockholms Spärvägar« (mit der unglücklichen Abkürzung SS) in »Stockholms Lokaltrafik« umbenannt wurde (mit der neutraleren Abkürzung SL), gab es bei der U-Bahn sechshundertfünfundsechzig Wagen, vom Typ Ci bis C5. Kurz darauf kam die neue Generation vom Wagentyp C6, und in den Siebziger- und Achtzigerjahren erweiterten sich die Wagennummern bis C15.

    Der letzte Generationswechsel fand 1997 statt, als der neue Wagen C20, auch Wagen 2000 genannt, in Betrieb genommen wurde. Heute umfasst das U-Bahn-Netz hundertzehn Kilometer Schienen. Die U-Bahn wird täglich von einer halben Million Passagiere benutzt, und ein großer Teil der insgesamt achthundertsechzig Wagen ist vom Typ C20. Und man hat den Wagen individuelle, persönliche Namen gegeben. Wagen 2013 heißt zum Beispiel Ludmila, es gibt Janne, Sara oder Gunnar. Außerdem hat man auch etwas familiäre Namen wie Mama, Papa und Kleiner Bruder gewählt.

    Kein Wagen heißt Paul, dachte der Mann kurz.

    Und keiner heißt Kerstin.

    Der letzte Wagen des Zuges, der die U-Bahn-Station Fridhemsplan in der Nacht zu Freitag, dem 5. August, um 0.45 Uhr verließ, hieß Carl Jonas und trug die Wagennummer 2255.

    Den gab es nun nicht mehr.

    Jeder U-Bahn-Wagen vom Modell C20 ist bedeutend länger als die alten C-Modelle, genauer gesagt sechsundvierzig und einen halben Meter. Drei C20-Wagen entsprechen acht älteren Wagen, was dadurch ermöglicht wird, dass der Wagen in drei gegliederte Sektionen unterteilt wird. Die mittlere
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