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Opferzahl: Kriminalroman

Opferzahl: Kriminalroman

Titel: Opferzahl: Kriminalroman
Autoren: Arne Dahl
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natürlich, dass sie in der Domäne der Sicherheitspolizei zu finden sei. Ich sah seine Miene.

    Er ist ein zuverlässiger Mann, und ich hatte den Eindruck, dass die Stockholmer Polizei ein wenig gegen die Sicherheitspolizei kämpft. Wir werden sehen, wie es weitergeht. Ich bezweifle, dass sie einen ihrer eigenen Leute als Frontmann einsetzen. Es wird sich zeigen, es sind noch ein paar Minuten bis zur Sendung.

    Jedenfalls konnte ich in der Nacht nicht viel mehr in Erfahrung bringen. Wir werden wohl nicht mit der Sache befasst werden. Keiner will uns auch nur mit der Zange anfassen, aber das weißt du ja alles. Ich sage es jedes Mal, wenn ich hier bin, tut mir leid, wenn ich dir auf die Nerven gehe. Ich nehme an, es ist eine Art Therapie.

    Das Ansehen der A-Gruppe ist nach den Ereignissen im letzten Sommer leider den Bach runtergegangen. Wir kamen noch einmal davon, wenn auch nur um Haaresbreite - vielleicht nur, weil das ganze Bemühen letztlich darauf gerichtet war, den großen Showdown draußen im Industriegebiet von Segeltorp für die Öffentlichkeit zu frisieren, bei dem du ja eine Hauptrolle gespielt hast.

    Oh Mann.

    Das Wichtigste war auf jeden Fall, dass die Presse nicht erfuhr, was genau passiert war. Ich weiß nicht, ob ich dir erzählt habe, wie die Schuld verteilt wurde: Jorge Chavez und Jon Anderson erhielten Goldplaketten und ehrenhafte Erwähnungen für ihren heroischen Einsatz - die Befehlsverweigerer. Arto Söderstedt und Viggo Norlander wurden beide wegen Schusswaffengebrauchs mit Todesfolge von deinen Freunden bei den internen Ermittlungen gehörig in die Mangel genommen, aber freigesprochen. Gunnar Nyberg, Sara Svenhagen und Lena Lindberg landeten ja auch bei ihnen - im Zusammenhang mit der Ermittlung wegen eines Selbstmords in der Untersuchungszelle auf der Polizeiwache in Sollefteä. Auch sie wurden nicht für schuldig befunden - es ließ sich nicht herausfinden, was den Pädophilen Carl-Olof Strandberg letztlich zum Selbstmord veranlasst hatte -, also ist die A-Gruppe weiterhin intakt. Intakt, aber zusammengestaucht. Am schlimmsten erging es mir - denn im Grunde war natürlich alles mein Fehler. Die Chefin, die das Ganze nicht im Griff hat und alles aus dem Ruder laufen lässt. Ich bekam einen kräftigen Rüffel und wurde für ein halbes Jahr vom Dienst suspendiert. Nun bin ich wieder zurück, immer noch Chefin, aber einen weiteren Fehlgriff kann ich mir nicht mehr leisten.

    Jetzt fängt die Übertragung an. Ich stelle es ein wenig lauter.«

     

    Szene auf dem Fernsehschirm:

    Ein überfüllter kleiner Konferenzraum. Eine Reporterin versucht, zwischen zwei entschieden größeren Männern hindurchzublicken, die mit dem Rücken zur Kamera stehen und nach Leibwachen aussehen. Als sie zu sprechen beginnt, kommt kein Ton. Nach ungefähr zehn Sekunden setzt er ein:

    »... einen viel zu kleinen Raum für die versammelte Weltpresse gewählt. Aber sonst wissen wir praktisch nichts. Wir wissen nicht, wer zu uns sprechen wird, wer verantwortlich ist, wer die Leitung der polizeilichen Ermittlung übernimmt, die sicher zu den größten in der Geschichte Schwedens gehören wird. Es ist halb zehn, und ich glaube, jetzt tut sich etwas hinter mir ...«

    Zwei Personen treten ein und setzen sich an das Katheder auf dem Podium. Die Tür schräg hinter ihnen bleibt offen. Die Stimme der Reporterin wird hörbar, sie flüstert fast:

    »Wenn ich mich nicht irre, sind dies der Sprecher der Stockholmer Polizei und der Chef der Sicherheitspolizei ...«

    Sie wird von der versammelten Weltpresse angezischt und verstummt. Der ältere Mann auf dem Podium räuspert sich und ergreift das Wort.

    »Willkommen zu dieser Pressekonferenz. Wir wollen Ihnen die Lage kurz erläutern. Wie Sie sehen, hat die Sicherheitspolizei in Zusammenarbeit mit der Polizei Stockholm die Situation in die Hand genommen. Ich repräsentiere die Letztere, mein Kollege hier die Erstere. Wir sind indessen zu der Übereinkunft gelangt, die Leitung der Ermittlung einer unabhängigen Instanz zu übertragen, nämlich Kommissar Jan-Olov Hultin von der Reichskriminalpolizei.«

    Ein älterer Mann mit einer auf einer sehr großen Nase balancierenden Eulenbrille tritt durch die Tür ein und schließt sie hinter sich. Er lässt sich zwischen den beiden Würdenträgern nieder, schiebt die Eulenbrille eine ansehnliche Strecke hinunter bis zur Nasenspitze und blickt unbewegt über die versammelte Weltpresse. Nach einigen Sekunden sagt er:

    »Ich gebe Ihnen
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